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Theologie

 
       
  Theologie, die Lehre von der Religion und von den Glaubensvorstellungen. Hierzu gehören vor allem: die Beziehung zwischen göttlicher und irdischer Welt, die Erforschung von Gottes Willen sowie religiöse Lehren über die Erschaffung der Welt. E: Während die Theologie davon ausgeht, ein als wahr und innerlich richtig erkanntes Gottesbild mit wissenschaftlichen Mitteln zu definieren und begreiflich zu machen, befaßt sich die (vergleichende) Religionswissenschaft beschreibend-wertfrei mit den religiösen Phänomenen in den verschiedenen Völkern und Kulturen."

Theologie ist aus den Begriffen theos (griech. « Gott » ) und logos (griech. «Vernunft, Verstand, Wort, Begriff » ) zusammengesetzt und kann als « Rede oder Lehre von Gott» übersetzt werden. Das Wort «Theologie» kommt weder im Alten noch im Neuen Testament vor; das weist darauf hin, dass auch die Sache, die mit dem Begriff gemeint ist, in der Bibel fehlt. Theologie (als vernunftgemäße Beschäftigung mit Gott) ist folglich durch Rückbezug auf die Bibel nicht zu begründen; vielmehr ist sie, im Wort wie in der Sache, eine nachbiblische, spezifisch griechisch-philosophische Schöpfung. Theologie: vernünftige Rede von Gott Platon (42748 / 47) hat das Wort «Theologie » eingeführt. Es steht in seinem staatsphilosophischen Werk, der « Politeia », und bedeutet die rechte, vernünftige Rede von Gott: Aus politischem und pädagogischem Interesse heraus müssen der Volksglaube und die Mythen kritisiert werden, weil sie das Volk nicht zur Tugend, sondern zur Untugend führen. Theologie - so Platon - ist aber kritisches Wissen über den Mythos und schließt den Bruch mit der selbstverständlichen Überlieferung ein. Eine neue Gesellschaftsordnung braucht auch eine neue Religion. Der theologischen Mythenkritik Platons war diejenige des Xenophanes (ca. 580 - 478) bereits vorausgegangen: « Alles haben den Göttern Homer und Hesiod angehängt, was nur bei Menschen Schimpf und Tadel ist: Stehlen und Ehebrechen und einander Betrügen ... Doch wähnen die Sterblichen, die Götter würden geboren und hätten Gewand und Stimme und Gestalt wie sie. Doch wenn die Ochsen und Rosse und Löwen Hände hätten oder malen könnten mit ihren Händen und Werke bilden wie die Menschen, so würden die Rosse rossähnliche, die Ochsen ochsenähnliche Göttergestalten malen und solche Körper bilden, wie jede Art gerade selbst ihre Form hätte.» Historisch gesehen ist Theologie also kritisches Denken über Gottesvorstellungen im Dienst der Lebensgestaltung. Betrügerische Gottheiten sind Spiegelbilder einer betrügerischen Gesellschaft. Wer eine bessere Ordnung will, muss auch die Götterbilder verändern. Theologie steht demnach im Auftrag der Politik, der Gesellschaftsreform, der Pädagogik. Seine kritischen Überlegungen führten Platon zu der Annahme, dass Gott reine Güte, Schönheit und Tugend sei. «Wir können doch nicht sagen, dass Gott an irgendeiner Schönheit oder Tugend Mangel leide.» Schon Xenophanes war in der Konsequenz seiner Götterkritik zu einer ähnlichen Annahme gelangt: « Ein einziger Gott, unter Göttern und Menschen am größten, weder an Gestalt den Sterblichen ähnlich noch an Gedanken ... Stets aber am selbigen Ort verharrt er, sich gar nicht, bewegend, und es geziemt ihm nicht, hin- und herzugehen bald hierhin, bald dorthin.» Damit waren der Theologie zwei Bestimmungen Gottes vorgegeben: Gott ist der Größte, und er verharrt in ewiger Ruhe. Das göttliche Unbewegte ist das, was den Menschen bewegt. Aristoteles (38422) hat die theologische Mythenkritik weitergeführt: Mythen seien Geschwätz, die wahre Theologie aber gleichzusetzen mit der ersten Philosophie: Theologie betrachtet das von der bewegten Welt abgeschiedene Ewige und Unbewegliche gemäß der Vernunft. Die Lehre vom Sein des Seienden ist Theologie. Alles unterstellt sie dem Kriterium der Wahrheit, die sich durch argumentatives Denken finden lässt. Philosophische Theologie ist also « Aufklärung » über Wahrheit und Unwahrheit. Die Kritik der griechischen philosophischen Theologie musste mit der christlichen Tradition heftig zusammenstoßen; denn das Christentum bezog sich ja gerade auf solche (Wunder-)Erzählungen und Mythen aus dem Leben Jesu, die die Philosophie der Griechen als Geschwätz abgetan hatte. Ausgerechnet diese von Mythenüberlieferung getragene Religion bildete nun seit dem 2. Jahrhundert eine eigene Theologie aus, die die Nachfolge griechischer Philosophie antrat. Die gänzlich untheologischen orientalischen Erzählungen und Mythen von Jesus von Nazareth, der am Kreuz geendet war und sich in seiner Auferstehung als Sohn Gottes « erwiesen » hatte, stießen auf die hellenistische Weltanschauung (Hellenismus) und führten zu einer Neuorientierung philosophischer Theologie, die sich nun für Jahrhunderte damit beschäftigt sah, die griechischen Gedanken der «Logik von Gott » mit den christlichen Ursprungsgeschichten von Jesus Christus als dem «Wort Gottes » in Einklang zu bringen. Dieses Problem sprach schon Tertullian gegen Ende des 2. Jahrhunderts an: «Was also haben gemeinsam der Philosoph und der Christ, der Schüler Griechenlands und des Himmels ? » Glaube, der sich auf ein beschränktes, konkretes Geschehen (d. h. auf Jesus) bezog, und universales Denken, die Botschaft vom Gott Israels und vom Gott Jesu und die hellenistische Philosophie wollten in Ausgleich miteinander gebracht sein. Der philosophischen Universalisierung der Griechen und der politischen Universalität der römischen Weltverwaltung gesellte sich ein Christentum zur Seite, das selbst einen universalen Anspruch ausbildete. (Absolutheitsanspruch) Instrument der Universalisierung des Christentums wurde die Theologie, das treibende Moment die christliche Mission. Die kleine jüdische Sekte der Christen entging dadurch dem Untergang, dass sie durch ihre Botschaft vom « Reich Gottes » den Rahmen einer nationalen Religion sprengte und sich « an alle Völker » wendete. Was sie zu sagen hatte, galt angeblich der ganzen Welt. Deshalb musste die Botschaft des Mannes aus Nazareth möglichst verallgemeinert, d. h. rationalisiert werden. «Alles, was gut und schön ist, gehört uns », erklärte der Märtyrer Justin schon in der Mitte des 2. Jahrhunderts. Der christliche Glaube sollte so dargestellt werden, dass er jedermann einleuchtete. Denn vernünftig ausgedrückt, war er eine für alle zumutbare Erkenntnis. Als Philosophie war die christliche Lehre universal. Nach und nach nahm der Glaube die Gestalt des Gehorsams gegenüber einer vernünftigen Lehre an. Nachdem die Theologie der ersten christlichen Jahrhunderte das Bekenntnis von Jesus als dem Christus in Prinzipien der griechischen Welt übersetzt hatte, war aus Jesus die Weltvernunft, aus der urchristlichen Jenseitshoffnung eine Seinsspekulation (Platonismus), aus dem Messias der « Christus Imperator» (« Herrscher ») des Römischen Reiches geworden. Theologie: die wahre Philosophie In Auseinandersetzung mit den griechischen Intellektuellen und den römischen Kaisern suchten die « Apologeten » (Apologetik, griech. «Verteidigung»), die ihren Glauben als die « wahre Philosophie » auswiesen, zunächst die Nähe zur zeitgenössischen Stoa (griechisch-römische Philosophie, gegründet von Zenon von Kition, 336 - 264 ) und zum aufkommenden Neuplatonismus. « Ist nicht alles Bemühen der Philosophen auf Gott gerichtet, und beschäftigen sich ihre Untersuchungen nicht ständig mit der Lenkung des Universums und mit der Vorsehung, oder ist es nicht die Aufgabe der Philosophie, das Problem des Göttlichen zu untersuchen ? » (Justin) Christus erschien nun als der wahre Sokrates. Origenes (um 184 -254) wandte das Wissen seiner Zeit auf die Auslegung der christlichen Überlieferung an. Diese maß er am Wirklichkeitsverständnis der Philosophie, um sie so als allgemeine Wahrheit erweisen zu können. Origenes stellte alle erreichbaren Ausgaben griechischer Übersetzungen des Alten Testaments in fünf Kolumnen mit dem hebräischen Text zusammen (« Hexapla »), um durch kritischen Vergleich dem Urtext näher zu kommen. Hieronymus (34720) hat später diesen Text ins Lateinische übersetzt. Tausend Jahre danach wurde (über Erasmus von Rotterdam, 1466 oder 1469 -1536) die philologische Technik des Origenes zur Grundlage aller neuzeitlichen theologisch-biblischen Arbeit. In seinem Werk «Von den Prinzipien » begründete Origenes überdies die systematische Theologie, indem er die christliche Glaubensüberlieferung mit Fragestellungen der griechischen Philosophie bezüglich der Gründe des Seienden und der Erkenntnis in Verbindung brachte. «Viele haben bei Griechen und Barbaren den Anspruch erhoben, die Wahrheit zu verkünden, aber wir haben aufgehört, sie bei all denen zu suchen, die sie auf falsche Meinungen zu begründen versuchten, seit wir zum Glauben gelangt sind, dass Christus Gottes Sohn ist, und uns überzeugt haben, dass wir von ihm die Wahrheit zu lernen haben.» Theologie: Instrument der Universalisierung des Christentums Als die christliche Mission dazu ansetzte, das Römische Reich zu durchdringen, das gerade zu seiner größten Entfaltung gelangt war, stellte die Theologie der göttlichen Autorität des Kaisers die Herrschaft Christi als Herrschaft Gottes zur Seite und überhöhte das Imperium (Reich) mit der Idee des «Reiches Gottes ». Der Geltungsanspruch der christlichen Botschaft galt dem ganzen Reich. Um dies durchzusetzen, bildete die Kirche ein dem römischen angepasstes Autoritätsdenken aus (Autorität), das die christliche Glaubenslehre als eine Art Gesetz darstellte, dessen letzte Instanz die « Autorität Christi » war. « Durch seine Wunder hat Christus Autorität gewonnen, durch die Autorität verdient er Glauben, durch den Glauben bringt er die Menge der Menschen zusammen, durch die Menge wird die Kontinuität garantiert, durch die Kontinuität wird die Religion stabilisiert.» (Augustinus) Ein Hang zum Autoritarismus ist dem Christentum immer erhalten geblieben. Im Mittelalter bildete die Kirche ein festes Lehrgebäude aus, in dessen Mitte sie sich selbst stellte - in ihr sei der « Leib Christi » gegenwärtig. Ihre Autorität und Unfehlbarkeit sah sie in der Autorität Gottes begründet. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts brachte Immanuel Kant (1724 - 1804) die revolutionären Gedanken der Aufklärung auf einen Nenner: Gott, die unsterbliche Seele und die Schöpfung - so meinte er - könnten nicht mehr als dem Menschen vorgegebene Wahrheiten bezeichnet werden. Sie seien vielmehr Konstruktionen der neugierigen Vernunft des Menschen. Wissenschaftlich sei nur über die wirklichen Erscheinungen der Welt zu sprechen. Indes verlange das Handeln des Menschen jedoch nach Normen; die Hoffnung sei auf Glückseligkeit, die menschliche Vernunft darauf ausgerichtet, dass die Schöpfung einen Grund habe. Beweisen könne man Gott so wenig wie ihn widerlegen; für das Handeln sei es allerdings wünschenswert, dass es ihn gebe. Im 19. Jahrhundert wandte sich die aufkommende Bibelkritik gegen die Lehre von der Verbalinspiration und damit gegen die Auffassung, dass die Heilige Schrift bis in den einzelnen Buchstaben hinein von Gott selbst «eingegeben» sei. Nachhaltiger als Ludwig Feuerbach (1804 - 1872 ), Karl Marx (1818 -1883) und Friedrich Nietzsche (1844 -1900) erschütterte dann der Erste Weltkrieg die Grundlagen der Theologie. Jetzt erschien eine radikale Wende nötig: Statt von einer Religion des Menschen her nach Gott und seiner Offenbarung zu fragen, sollte Religion von der Offenbarung her hinterfragt werden. Der Versuch des Menschen, von sich aus, d. h. durch Religion, Gott zu erkennen, sei gescheitert, erklärte Karl Barth (1886 - 1968 ). Theologie gründe nicht in menschlichem Gottesbewusstsein, sondern im Zeugnis der Offenbarung. Rudolf Bultmann (1884 - 1976) versuchte, die « dialektische Theologie» mit Ergebnissen der kritischen Bibelwissenschaft zu verbinden: Seiner Meinung nach sollte das mythische Weltbild des Neuen Testaments « entmythologisiert », d. h. « auf das in diesen Vorstellungen sich aussprechende Existenzverständnis hin » interpretiert werden - dies sei die eigentliche Aufgabe der Theologie. Im katholischen Bereich drängte der theologische « Modernismus » auf eine Begegnung von Theologie und neuzeitlichem Denken. Einen tief gehenden Umbruch leitete das 2. Vatikanische Konzil (Vatikanum I und II) ein: In seinem Gefolge machte sich die Theologie « auf die Suche nach der Welt ». Sie verstand sich nun als «Theologie der irdischen Wirklichkeiten », als «Theologie der Welt », deren Thema die «Weltverantwortung» der Kirche sei. Das Interesse verlagerte sich von den « übernatürlichen Geheimnissen » zu konkreten Fragen der Zeit und der Menschen. Neue theologische Richtungen betonten nun die personalen und existenziellen, gesellschaftspolitischen und ideologiekritischen Dimensionen des christlichen Glaubens. (Theologie der Befreiung)

1. Christliche Th. (griechisch >theologia< Gotteslehre) ist der jeweils zeitgebundene menschliche Versuch, sachgemäß und verbindlich über den Glauben nachzudenken. Sachgemäß: innerhalb der Auslegungsgeschichte der Bibel die sachliche Nähe zum Evangelium von Jesus Christus zu bewahren. Verbindlich: dies für andere einsehbar, vernünftig und methodisch richtig zu tun, im Gegensatz zur bloßen Spekulation. 2. Im Laufe der Kirchengeschichte hat sich die Th. in bestimmte Arbeitsgebiete (Disziplinen) aufgegliedert. Die traditionelle theologische Fakultät umfaßt: Theologie historische Fächer: Altes Testament (Geschichte Israels, Einleitung in das AT, Auslegung der einzelnen Schriften Exegese, Th. des AT) Neues Testament (Einleitung in das NT, Exegese, Th. des NT, Geschichte des Urchristentums) Kirchengeschichte (I: Alte Kirche, II: Mittelalter, III: Reformation, IV: Neuzeit) Weitere historische Fächer (Dogmengeschichte, Missions-Geschichte, Ökumenische Kirchenkunde u. a.) systematische Fächer: Dogmatik (Glaubenslehre) und Religionsphilosophie, Ethik (Lehre vom Handeln) und Sozialethik (Lehre vom Handeln in der Öffentlichkeit) praktische Fächer: Homiletik (Lehre von der Predigt), Katechetik (Unterrichtslehre), Poimenik (siehe Seelsorge), Liturgik (Gottesdienst-Lehre), Kirchenrecht (Staat und Kirche) und weitere die Praxis der Kirche betreffende Fächer Nachbarfächer aus anderen Fakultäten (Geschichte, Philosophie, Sprachwissenschaften, Psychologie, Soziologie, Pädagogik u. a.). 3. Die (UniversitätsTh. dient vor allem der Ausbildung von Theologen, die zumeist als Pfarrer in der Kirche (Gemeinde) arbeiten werden. Dabei kommt es notwendig zu Spannungen zwischen Th. (=Denken) und Frömmigkeit (Glauben). Diese Spannung liegt aber in der Th. selbst, genauer in dem Problem, ob Th. Wissenschaft sein kann, d. h. ob sich die >Sache des Glaubens< wissenschaftlich ausdrücken läßt Wahrheit). Da den Christen die >Rechenschaft über die Hoffnung, die in uns ist< (1 Petr 5,15) aufgegeben ist, ist Th. gefordert. Im Streit theologisch zwischen kirchlichen und wissenschaftlichen Interessen sind die Maßstäbe allein aus der Sachgemäßheit und Verbindlichkeit (s. o.) der theologischen Arbeit zu gewinnen. R.S. Bibelerklärung; Gott; Pfarrer

Theologie [griech.; Gottes(Götter-)lehre], Wiss., die eine Religion methodologisch, hist. und systematisch zu erfassen sucht. Da Religion nie allein Theorie vom Göttlichen ist, sondern immer auch Weltanschauung und Naturphilos., sind die Th.n aller Religionen auch mit dem Paranormalen konfrontiert. Die Reaktionen darauf reichen vom radikalen Leugnen solcher Phänomene bis zur völligen Integration des Paranormalen in das entsprechende religiöse System. Die christl. Th. allerdings ist die Meinung der Theologen nicht einhellig — deutet derartige Ereignisse als Folge übernatürlicher (göttlicher oder teuflischer) Eingriffe, als Ausdruck von Charisma, als Zeichen oder Wunder. Die Pps. kann unbeschadet des theologischen Verständnisses dieselben Sachverhalte als natürliche (Psi-)Phänomene begreifen. Eine wirkliche Zusammenarbeit zwischen Th. und Pps. findet auf dem Gebiet der Pastoralmedizin und der Psychohygiene in Forschung und Praxis statt (vor allem in südamer. Ländern, wo sich die kath. Kirche im Kampf mit dem Spiritismus sieht).
 
 

 

 

 
 
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