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Altes Testament Das Alte Testament besteht aus 39 Büchern und stellt die literarische Hinterlassenschaft des alten Israel dar. Im Neuen Testament wird es gelegentlich als «Thora », das heißt « Gesetz » oder «Weisung », bezeichnet. Das Alte Testament ist als Kanon (« Richtschnur » ) zusammengestellt worden und in drei Wachstumsringen entstanden: a) Die Thora im engeren Sinne umfasst die fünf Bücher Mose, auch « Pentateuch » (« Fünfrollen-buch » ) genannt; b) die als « Propheten » bezeichneten (weil angeblich von Propheten verfassten) Erzählbücher Josua, Richter, Ruth und 1. /2. Könige, die Bücher der Schriftpropheten Jesaja, Jeremia und Hesekiel (Ezechiel) und das « Zwölfprophetenbuch » (Dodekapropheton) ; c) die so genannten Schriften, die so verschiedenartige Literatur wie u. a. die Psalmen, das Buch Daniel und die Chronik umfassen. Die Heiligkeit dieser Texte wurde ganz dinglich verstanden. Von ihnen galt, dass sie, wenn man sie berührt, « die Hände verunreinigen » ; vor allem aber durfte an Bestand und Wortlaut nichts verändert werden, waren sie doch göttlichen Ursprungs (Heilige Schriften) und deshalb bleibende Norm. Die Griechisch sprechenden Juden in Ägypten besaßen eine griechische Übersetzung des Alten Testaments: Die so genannte Septuaginta (Übersetzung der « Siebzig », abgekürzt: LXX), deren Bestand über den hebräischen Kanon hinausgriff und auch in die Vulgata (die « allgemein Geachtete », lateinische Bibelübersetzung des Hieronymus, ca. 34720) einging, wurde zur Bibel der ältesten Christen. Die Kirchen der Reformation griffen später auf den hebräischen Kanon zurück, und Luther (1483-1546) verwies die über diesen hinausgehenden « apokryphen » (« verborgenen ») Schriften in den Anhang seiner Bibelübersetzung. Die Texte des Alten Testaments beziehen sich auf die verschiedenen Epochen der Geschichte Israels. Die Zeit spannt sich von den nomadischen Anfängen über die Sesshaftwerdung in Kanaan, die Staatsgründung, die beiden Königtümer, ihre Zerstörung durch die assyrische und neubabylonische Großmacht und die Wegführung ins Exil im Zweistromland; daran schloss sich die Bildung einer Art « Kirchenstaat » um Jerusalem herum an, der erst unter persischer, dann unter makedonisch-griechischer Oberherrschaft stand. Die alttestamentlichen Texte spiegeln diese geschichtlichen Bewegungen, den Wandel der sozialen Verhältnisse und die damit einhergehenden Veränderungen der israelitischen Religion wider. Aus nomadischen Viehzüchtern wurden Ackerbauern und schließlich Städter. Die Vielzahl der Heiligtümer wich dem einen Zentralheiligtum in Jerusalem. Auch davon erzwang schließlich das Exil die räumliche Loslösung. Um 200 v. Chr. gab es neben dem Pentateuch bereits eine Sammlung von historischen und prophetischen Schriften, die die Geschichte Israels als Geschichte Jahwes mit seinem Volk beschrieben. Sie wurden in Synagogen vorgelesen und erfreuten sich besonderer Achtung und Autorität. Immer neue « heilige Bücher » traten hinzu. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde der alttestamentliche Kanon endgültig abgeschlossen: 70 n. Chr. war der Tempel in Jerusalem zerstört worden. Das Judentum schuf sich nun einen neuen Lebensgrund. Damit waren auch die zeitlichen Grenzen göttlicher Offenbarung festgelegt: Sie reichen von Moses bis Maleachi. Seither ist die israelitische Prophetie erloschen. Auch für die christlichen Gemeinden galten die «heiligen Schriften » des jüdischen Kanons als Zeugnisse der Gottesgeschichte. Freilich unterlegten sie ihnen einen eigenen Sinn: Ihrer Meinung nach kam die Gottesoffenbarung des «alten Bundes» zu ihrem Ziel- und Endpunkt in Jesus Christus.
Bibel; Bund; Testament |
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