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Jesaja

 
       
  Jesaja Das Jesajabuch Das Buch Jesaja ist aus verschiedenen, ursprünglich selbständigen Teilen zusammengesetzt. Es beginnt mit einer Überschrift, die nur für die Kapitel 1-12, eine ursprünglich selbständige Sammlung, gilt: Schauung des Jesaja ben Amoz in den Tagen der judäischen Könige Usija (787-736), Jotam (759-744), Ahas (744-729) und Hiskija (728-700). Die Kapitel 40-55 hingegen stammen von einem uns unbekannten Propheten aus der Exilszeit (« Deuterojesaja » : «Zweiter Jesaja »); die Kapitel 56-66 schließlich sind Anhänge an die Botschaft des Deuterojesaja und werden bisweilen einem weiteren Propheten («Tritojesaja »: « Dritter Jesaja ») zugeschrieben. Demnach enthalten nur die Kapitel 19 authentische Aussagen von Jesaja. In der Mitte der Sammlung von Jesajaworten in den Kapiteln 1-12 steht ein Bericht über die Berufung des Propheten. «Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich.» (Jes. 6, 8) Bei einer Begegnung mit dem König während des syrisch-ephraimitischen Krieges (Ahas hatte gegen die angreifenden Aramäer und Israeliten die Assyrer zu Hilfe gerufen) lautete Jesajas Devise: « Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.» (Jes. 7, 9). Jahwe selbst wird denen, die nicht glauben, ein Zeichen geben. « Siehe, eine junge Frau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel [].» (Jes. 7, 14) In den Kapiteln 13-23 sind Worte Jesajas gegen fremde Völker (Babylon, Assyrien, Ägypten usw.) gesammelt. Der Rest des Buches besteht aus zahlreichen, ursprünglich getrennten Teilstücken. Die « Jesaja-Apokalypse » (Kap. 24-27) kann nicht von Jesaja selbst stammen. In Weissagungen und Liedern schildert sie eine in der Endzeit über die Erde hereinbrechende Katastrophe sowie die Erlösung, Auferstehung und Wiederherstellung Israels. Wer Jesaja selbst kennen lernen will, muss sich also im Wesentlichen auf Jes. 1-12 und 282 (sowie einzelne Worte aus 13 -23) beschränken. Drei Viertel des Buches sind im Laufe mehrerer Jahrhunderte zu diesem ursprünglichen authentischen Bestand hinzugekommen. Aber auch die als authentisch geltenden Worte Jesajas wurden im Prozess der Überlieferung vielfach verändert und erweitert. Der Prophet Jesaja Jesaja war Jerusalemer, verheiratet mit einer « Prophetin », Vater zweier Söhne, die symbolische (auf das Geschick Israels bezogene) Namen trugen: Schear-Jaschub («Rest kehrt um ») und « Raubebald-Eilebeute ». Er erlebt das Ende des Nordreiches Israel durch die Assyrer (722) und die folgende Zeit der Aufstände gegen die Vormacht Assur. 701 wird Jerusalem belagert, Juda geht zum größten Teil verloren. Dann verschwindet die Spur Jesajas aus der Geschichte. Im Zentrum seiner Botschaft, des «gewaltigsten theologischen Phänomens des Alten Testaments» (G. von Rad), stehen zwei Überlieferungen: David und der Zion, « auf dem Jahwe der Heerscharen wohnt» : Die Macht der Feinde, die Juda bedrohen, wird vor dem Zion zerbrechen. Denn « Jahwe hat den Zion gegründet; dort werden sich bergen die Elenden des Volkes » (Jes. 14, 282). Die alte Überlieferung, dass Jahwe den Thron Davids in Jerusalem bestätigt und dem König weitreichende Zusagen gemacht hatte, wird bei Jesaja verlebendigt. «Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais [Davids Vater] und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.» (Jes. 11, 1 ff.) Der « Gesalbte » Jahwes wird den Schwachen Recht schaffen, das Gottesrecht auf Erden durchsetzen und ein Reich des Friedens erbauen. Jahwe ist « der Heilige Israels », seine Herrlichkeit füllt die ganze Erde. Vor seinem Angesicht erkennt der Mensch seine eigene Schuld. «Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.» (Jes. 6, 5) Die Verkündigung des Propheten soll, Jahwes Auftrag gemäß, die «Verstockung » des Volkes bewirken. Dies wird bis zur völligen Verwüstung des Landes dauern. Jesajas Rede ist am politischen Geschehen orientiert. Geschichte spiegelt sich in seiner Verkündigung. «Weh denen, die ... sich verlassen auf Rosse und hoffen auf Wagen, weil ihrer viele sind, und auf Gespanne, weil sie sehr stark sind! » (Jes. 31, 1) Er wendet sich gegen eine Politik des Taktierens und menschlicher Klugheit und empfiehlt stattdessen Neutralität gegenüber der assyrischen und der ägyptischen Großmacht. «Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stille-sein und Hoffen würdet ihr stark sein. (Jes. 30, 16) Deuterojesaja Die Kapitel 40-66 des Jcsajabuches stammen von unbekannten Propheten aus dem Exil und der nachexilischen Zeit. Darin bilden die Kapitel 40-55 eine Einheit. Sie setzen durchgehend die Situation des Exils voraus: Nach dem Sturz des Assyrerreiches nahm das neubabylonische Reich Syrien und Palästina in Besitz. Juda versuchte wiederholt, sich der Oberherrschaft der Babylonier zu entziehen. Das führte (597 und 588/87) zum Eingreifen der Großmacht. Sie setzte einen Vasallenkönig ein, beseitigte das Königtum, zerstörte Jerusalem und den Tempel und deportierte die Oberschicht der Bevölkerung nach Babylon. Im Exil setzte nun eine Besinnung auf den Grund des Unglücks ein: Seit Generationen hatten die Propheten das Gericht Jahwes vorhergesagt. Jenseits des Gerichts aber erwarteten sie das Heil. (Hesekiel; Jeremia) Der klassische Vertreter der Heilserwartung unter den Exilierten war « Deuterojesaja », «durch dessen Mund Jahwe von bisher nie gehörter Großartigkeit und zugleich von betörender Lockung gesprochen hat » (G. von Rad). In seinen Tagen kam das Perserreich mit seinem König Kyros auf (Jes. 44, 28; 45, 1). An Kyros knüpften sich nun die Erwartungen der Exilierten. Nach dem Sturz Babylons gab er tatsächlich Befehl, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Aber erst viel später (vor 520) wurde den Deportierten die Rückkehr erlaubt. Von der Person Deuterojesajas wissen wir nichts, weder Name noch Lebensverhältnisse, noch Wirkungsort (man denkt meist an Babylonien). Aber hinter seinen Aussagen steht deutlich das aktuelle politische Geschehen seiner Zeit: Der Siegeszug des Kyros, der die damalige Welt erschütterte. Im Zentrum der Theologie des Deuterojesaja steht die Tradition vom Exodus. Wie Jahwe in der Vergangenheit Israel das Heil durch den Auszug aus Ägypten brachte, so stellt er sich auch das zukünftige Heilsgeschehen als Exodus aus Babylon vor (Jes. 43, 16 f.; 18 -21; 48, 20f.). «Warst du es nicht, der das Meer austrocknete, die Wasser der großen Tiefe, der den Grund des Meeres zum Wege machte, dass die Erlösten hindurchgingen? So werden die Erlösten des Herrn heimkehren und nach Zion kommen mit Jauchzen.» (Jes. 51, 10f.) Der neue Exodus führt nach Jerusalem, in die wieder aufgebaute Stadt, und zum Zion, für den sich Jahwe selbst verbürgt hat. Dort wird sich nicht nur das zerstreute Gottesvolk sammeln, auch « die Völker » werden zur heiligen Stadt wallfahren (Jes. 45, 14f.; 49, 14 -23), und Israel wird zum « Fürsten der Völker » werden (Jes. 55, 4). Der das alles bewirkt, ist Jahwe, der Weltschöpfer, der « die Enden der Welt gemacht » hat und der deshalb auch Israels Schöpfer und Erhalter ist (Jes. 44, 24; 54, 5). Das bevorstehende Heilsgeschehen ist der neue Exodus, die Heimkehr der Verbannten und das Kommen Jahwes selbst. «Nicht hungern und nicht dürsten werden sie, weder Glutwind noch Sonne werden sie schädigen, denn ihr Erbarmer wird sie geleiten, und an Wasserquellen wird er sie führen.» (Jes. 49, 10) Rätselhaft ist bis heute der Sinn der sogenannten Gottesknechtlieder Deuteroiesajas. « Siehe, mein Knecht, den ich festhalte, mein Erwählter, an dem ich Gefallen habe ... Er wird die Wahrheit 14 den Völkern hinausbringen ... Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht ’ktlöschen.» (Jes. 42, 1) Der Gottesknecht ist ein Prophet, seine Aufgabe dieVerkündigung (Jes. 49, 1 f.). Vielleicht soll der Gottesknecht das Volk im Ganzen symbolisieren, vielleicht aber ist an eine einzelne Person gedacht, die einen besonderen zukünftigen¬Auftrag sühnenden Leidens an Israel an der ganzen Welt zu erfüllen « Deuterojesajas » eigene Erfahrung und Leiden scheinen in das Bild, das er vom « Gottesknecht » zeichnet, eingegangen zu sein. Tritojesaja Deuterojesaja spricht vom vorstehenden Auszug der Deportier-aus Babylon. Wann diese Rückkehr tsächlich stattgefunden hat, ist ungeIss. Sie hat sich der geschichtlichen ’Erinnerung des Volkes Israel nicht besonders eingeprägt. Offenbar geschah unter weniger wunderbaren Begleitscheinungen, als aufgrund der vorsgehenden Prophezeiungen zu erhärten gewesen wäre. In Jerusalem be der mühsame Wiederaufbau. Die Propheten dieser Epoche waren «Trito », Joel, Haggai, Sacharja und Maleachi. Die Kapitel 56-66 des Jesajabuches hat man unter den Namen «Tritojesajas » gestellt (umstritten ist allerdings, ob diese Texte von einem einzigen Propheten stammen). Das Amt «Tritojesajas » war es zu trösten (Jes. 61, 1). Katastrophale soziale und politische Verhältnisse hatte er zu bekämpfen (Jes. 57, 1 ff.). Er kritisierte einen sinnentleerten Kult und forderte stattdessen soziale Gerechtigkeit (Jes. 58, 1 ff.). Der Zion, Endpunkt der Prophezeiung des Deuterojesaja, wird nun zum unerlösten, immer noch wartenden und unverwirklichten Gottesberg: Jahwes Kommen hat sich verzögert; aber seine Ankunft steht unmittelbar bevor. «Wie ein junger Mann eine Jungfrau freit, so wird dich dein Erbauer freien, und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen.» (Jes. 62, 5)  
 

 

 

 
 
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