|
|
Apokalypse des Johannes Die neutestamentliche « Offenbarung [Apokalypsis] des Johannes », das klassische Werk der christlichen Apokalyptik, nimmt Gedanken jüdischer und damit gleichzeitig vorderorientalischer, indischer und iranischer Geschichts- und Endzeitspekulation auf. Das Urchristentum bezog seine Vorstellungen über den erwarteten Anbruch der Gottesherrschaft auf die Hoffnung der Wiederkunft Christi. Zahlreiche jüdische Apokalypsen (wie «4. Esra », «Die Testamente der zwölf Patriarchen », die « Sibyllinen », die « Himmelfahrt des Jesaja ») wurden christlich überarbeitet; daneben entstanden auch neue christliche Apokalypsen (« Petrusapokalypse », «Hirte des Hermas »), deren älteste und bedeutendste die Offenbarung des Johannes darstellt. Der « Seher » Johannes, ein judenchristlicher Prophet und Verkünder des Evangeliums von Jesus, muss eine bekannte Persönlichkeit gewesen sein; seit der Mitte des 2. Jahrhunderts erklärte man, er und der Apostel Johannes, den man fälschlicherweise für den Verfasser des Johannesevangeliums und der Johannesbriefe hielt, seien ein und derselbe. Beträchtliche sprachliche und stilistische Unterschiede zwischen der Apokalypse und dem Johannesevangelium und einander ausschließende Auffassungen, etwa über die Zukunft, widerlegen jedoch diese Ansicht. Der Visionär Johannes hat seine Apokalypse wahrscheinlich auf der Insel Patmos nahe Milet, und zwar gegen Ende der Regierungszeit des römischen Kaisers Diokletian (81 -96), verfasst, als die Christen zum ersten Mal aus religiösen Gründen von den Behörden verfolgt wurden. In seinen Visionen sieht er Gott, ein versiegeltes Buch und das Lamm; er schaut die vier apokalyptischen Reiter, die Seelen der Märtyrer und die Erschütterung des Weltgebäudes. Am Ende beginnt das Gottesgericht; der Antichrist wird nun besiegt, und die Frommen bekommen Anteil am Tausendjährigen Reich. (Chiliasmus) |
|