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Chiliasmus

 
       
  Chiliasmus, griech.: chilioi = »tausend«; ursprüngl. der Glaube, daß am Ende dieser Weltzeit Christus mit seinen Heiligen tausend Jahre herrschen wird (NT; Matth. 26,29; Offenb. 20,2, Bibel), bevor der Satan endgültig überwunden wird und der Untergang der Welt, die Totenauferstehung und das Jüngste Gericht kommt. Quelle ist die antike Vorstellung von einem goldenen Zeitalter und die Aussagen der Propheten des Judentums, die ein Reich des Messias auf Erden verheißen hatten. Der Ch., der besonders in den ersten Jahrhunderten des Christentums sehr lebendig war, wurde seit Augustinus (354 430) durch die Anschauung abgelöst, daß mit dem Christentum dieses tausendjährige Reich schon angebrochen sei. Der Ch. lebte im 8. Jh., um die 1. Jahrtausendwende und im Spätmittelalter besonders in Sekten (z. B. Wiedertäufer) wieder auf.

Chiliasmus (von griechisch chilia, «tausend [Jahre]) » ist die Lehre von der tausendjährigen Heilszeit (« Millennium » ) unter der Herrschaft des erhöhten Christus, in die alles irdische Geschehen einmünden soll. Die Vorstellung einer tausendjährigen Herrschaft des Messias hat das - apokalyptische Judentum entwickelt. Nach Apokalypse 20-22 geht der ewigen Heilszeit ein tausendjähriges Zwischenreich voraus, das auf eine kriegerische Katastrophe zuläuft. Durch einen vom Himmel herabgesandten Engel muss der teuflische Drachen gefesselt und für tausend Jahre in die Tiefe verbannt werden. Zu Beginn der Heilszeit werden die christlichen Märtyrer und Bekenner wieder belebt und treten zusammen mit dem Messias die Herrschaft an. Nach Ablauf der tausend Jahre wird der Satan aus dem Gefängnis befreit. Von den vier Weltenden her sammelt er nun die Völker zum - eschatologischen Krieg; sie aber werden durch Feuer vom Himmel vernichtet, der Teufel auf ewig in den feurigen Schwefelsee geworfen. Ehe das Weltgericht anhebt, kommt es zu einer zweiten, jetzt allgemeinen Totenauferstehung. Für die, die im Gericht freigesprochen werden, beginnt nun das - ewige Leben auf einer neuen Erde und unter einem neuen Himmel (Apokalypse 21, 1 ff.).Chiliastische Vorstellungen finden sich nicht nur in der Apokalypse des Neuen Testaments. Auch im Johannesevangelium und in den Synoptikern wird die Erwartung der Auferstehung aller Toten «am letzten Tag» ausgesprochen. Dann wird der Menschensohn oder Messias Jesus Gericht halten - die Guten erwartet Heil, die Bösen ewige Verdammnis. (Jüngstes Gericht) Die Wiederbelebung des Chiliasmus ist im Mittelalter mit dem Namen Joachims von Fiore (gest. 1202) verbun den, der den Anbruch eines neuen Zeitalters und einer neuen Kirche des Heiligen Geistes verkündete. Seine Gedanken fanden vor allem bei den - Franziskanern Verbreitung. Die Franziskaner-Spiritualen sahen seine Schriften als « ewiges Evangelium» an und glaubten, dass ihr Orden bestimmt sei, Joachims Prophetie zu erfüllen. Friedrich II. und später das - Papsttum erschienen ihnen als antichristliche Mächte. Die religiös-politischen Massenbewegungen des Spätmittelalters ließen chiliastische Vorstellungen erneut aufleben. Vor diesem Hintergrund verlangten die Geißler eine gerechtere Gesellschaftsordnung, und in der hussitischen Bewegung schlug der ursprüngliche chiliastische Pazifismus in sozialrevolutionäre Forderungen um. Im 16. Jahrhundert nahmen Humanismus und Kabbala Joachims Vision eines Engelspapstes und des «dritten Zeitalters des Geistes» wieder auf. Auch der «linke Flügel » der Reformation war von eschatologischer Naherwartung bestimmt. Einen revolutionären Chiliasmus vertrat vor allem Thomas Müntzer, der es als Aufgabe der Erwählten ansah, den Anbruch des Reiches Gottes durch aktiven Kampf zu fördern. Chiliastisch war vor allen Dingen das Täuferreich in Münster (Jan Bockelson), das sich als Vorspiel des Millenniums verstand. Jahrhundert waren chiliastische Gedanken vor allem unter den Puritanern Neu-Englands, unter Calvinisten in den Niederlanden und unter Pietisten in Deutschland verbreitet. Im 18., 19. und 20. Jahrhundert arbeiteten die Erweckungsbewegungen auf das erhoffte Millennium hin. Bis heute sind chiliastische Überzeugungen vor allem unter den christlichen « Sekten » -Siebenten-Tags-Adventisten, Mormonen, Pfingstbewegung und - Zeugen Jehovas -, aber auch in evangelikalen und fundamentalistischen kirchlichen Kreisen verbreitet.

Chiliasmus [von griech. chilioi; tausend], aus iran. und spätjüd. religiösen Denken stammende Vorstellung eines l000jährigen Reiches (Millennium) vor Ausbruch des Jüngsten Gerichts. In weiterem Sinn werden alle Vorstellungen künftiger endzeitlicher Reiche, deren Kennzeichen Frieden, Reichtum u. ä. sind, chiliastisch genannt. In chiliastischen Bewegungen, deren Anhänger sich als Wegbereiter des Millenniums sehen, das die gegenwärtige Unterdrückung aufheben wird, treten gelegentlich paranormale Manifestationen auf, die offensichtlich durch die psychischen Veränderungen, die das »Erwecktsein« impliziert, begünstigt werden. Joäo de Camargo, der sich als zur Erde herabgestiegener Gott bezeichnete, begründete in Brasilien einen spiritistischen Kult, der kath., indianische und afrikanische Elemente in sich verbindet. Camargo war Visionär und spiritueller Heiler. — In einer kalifornischen Indianerreservation (Klamath) entwickelte sich in den Jahren 1875-78 ein Traumtanzkult; von einem Medizinmann begründet, spielten Visionen (oft von Totengeistern) eine wesentliche Rolle. Im gleichen Jahrzehnt scharte sich im Staat Washington eine Bewegung um den Propheten Kolaskin, dessen Prophezeiungen möglicherweise echte paranormale Elemente enthielten. — Der melanesische Taro-Kult, eine eindeutig chiliastische Bewegung, wurde 1914 von Boninia, einem Mann aus dem Dorf Taututu (Neu-Guinea), gegründet. Ekstatische kollektive Besessenheit ist ein Kennzeichen dieses Kultes. — Auf Hon-shu, der jap. Hauptinsel, ist die Bewegung Mioshie (»Göttliche Lehre«) verbreitet. Sie breitete sich nach dem Zweiten Weltkrieg bis Osaka, Jokohama und Tokio aus. Ihre Gründerin Kitamura Sayo, die den Namen Ogami-sama (»Große verehrungswürdige Göttin«) annahm, trat als Wundertäterin, Seherin und Heilerin auf. Auch bei den Adventisten, Baptisten, Mormonen und den Zeugen Jehovas sind chiliastische Ideen wirksam.
 
 

 

 

 
 
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