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Geist (Geister, Heiliger Geist) |
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Geist (Geister, Heiliger Geist) Das deutsche Wort « Geist » hat einen großen Bedeutungsumfang; es kann z. B. den «Träger des Lebens» im Gegensatz zum « Fleisch », die « Seele » als Mitte der Person, die « Lebenskraft » oder aber nichtkörperliche Wesen « Geister » sowie den « Heilige n Geist » bezeichnen. Wie das Atmen für die Lebewesen von grundlegender Bedeutung ist, so braucht der Mensch nach religiösem Verständnis zum Leben den Geist und die Seele. In vielen Religionen ist deshalb der Hauch, der ein und ausgeatmet wird, selbst eine Gottheit. Auch der Geist, der sich beim Tod vom Körper trennt, wird bisweilen « windgestaltig » vorgestellt. Im lateinischen Sprachgebiet bezeichnet anima den Geist als Atem, animus den Geist als ein höheres Wesen. Im Griechischen heißt pneuma sowohl « Geist » als auch « Hauch » und « Atem ». Auch die Seele (Psyche) wird mitunter luftförmig aufgefasst. Sie hält den ganzen Menschen zusammen. Der Geist hingegen macht die Einheit des Kosmos aus. 1. Im Alten Testament ist « Geist » (ruach) das Prinzip, das durch die Atmung für die Lebendigkeit des Menschen sorgt. Ruach bezeichnet auch den « Geist Jahwes » ; dieser kann in Gestalt des Windes in einen Menschen hineinfahren und ihn « inspirieren ». Der « Hauch » der Gottheit verursacht die Ekstase (das « Außersichsein») der Propheten. Er kann Menschen überfallen und sie zu außerordentlichen Leistungen befähigen (1. Sam. 11, 6). Der Geist des Menschen kommt von Gott und kehrt wieder zu ihm zurück (Prediger 12, 7). «Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem [ruach], so vergehen sie und werden wieder Staub. Du sendest aus deinen Odem [ruach], so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.» (Ps. 104, 29 f.) Der Geist gehört also nicht dem Menschen, sondern Gott. Der Geist des Menschen, der von Gott kommt, ist das unvergängliche Lebensprinzip; der Körper aber vergeht. Denn Jahwe hat den Menschen aus Staub geschaffen und ihm einen Lebensgeist in die Nase geblasen; so wurde er zu einem lebendigen Geschöpf. (Schöpfung) Das Alte Testament kennt aber auch den « bösen » Geist. Er kann als « Lügengeist » zur Bosheit verführen (1. Kö. 22, 21 ff.). Der böse Geist steht im Dienst des Zornes und der Strafe Jahwes. Als man Gott nicht mehr als den Urheber des Bösen bezeichnen mochte, verselbständigte sich die böse Geistesmacht und wurde zum Teufel. 2. Im Christentum wird der « Geist » (pneuma) als ein höheres Element dem Körper und der Seele gegenübergestellt. Der Geist des Menschen entspricht dem Geist Gottes: Der Mensch hat an Gottes heiligem Geist Anteil. Deshalb ermöglicht der Geist den Zugang zu Gott. Nur wer die sündhaften Triebe verdrängt und ihnen jede Macht nimmt, wer den Körper, die fleischliche Lust und die Begierden überwindet, kann den Geist stark machen. Mehr wert als der Leib ist die Seele; aber noch höher steht die reine Geistigkeit. So wird der Mensch nach niederen und höheren Trieben geschichtet. Das Göttliche soll im Menschen aufgefunden und der göttliche Keim entwickelt werden. Auf diese Weise wächst die Teilhabe des Menschen an Gott und an göttlicher Macht. Nach der Meinung des Paulus hat jeder Christ nicht nur selbst den Geist, sondern er befindet sich « in Christus », der seinerseits der Geist ist (2. Kor. 3, 17; Röm. 8,9). An dem Geist (pneuma), der Christus ist, haben die Christen teil, und « durch ihn haben wir beide in einem Geist Zugang zum Vater» (Eph. 2, 18). 3. Manche Religionen haben die Vorstellung entwickelt, der Geist des Toten, d. h. das in individueller Form überlebende Prinzip des Menschen, existiere als Gespenst, als Toten und Ahnengeist, fort. Andere Religionen erklärten hingegen, dass das Lebensprinzip des Menschen nach dem Tod in andere Wesen, Menschen oder Tiere, übergehe. Werden die Geistwesen und Gespenster (Naturgeister, Krankheitsgeister, Totengeister, Dämonen) als bedrohliche und gefährliche Wesen vorgestellt, so muss man sie durch Beschwörung entfernen, beseitigen, verscheuchen oder bannen; sind sie hingegen mächtig und hilfreich, so ist es ratsam, sie zu beschwichtigen, zu begütigen und herbeizulocken. Oft ist die Beschwörung mit einer Zauberhandlung verbunden. Nicht jeder Mensch kann die Geister bannen. Dafür sind Häuptlinge und Medizinmänner, Schamanen, Priester und Propheten zuständig. Geisterglaube und Beschwörungskunst waren im Judentum und im Hellenismus, besonders auch in der Umwelt Jesu, lebendig. Jesus selbst soll zahlreiche Geister ausgetrieben haben (Mk. 9, 25; 1, 25; 5, 8). (Wunder) Die Apostel bannten ihrerseits die Dämonen in Jesu (zaubermächtigem) Namen. Später wurde der charismatische Geisteraustreiber durch den kirchlichen Exorzisten ersetzt (Dämonen), dessen Amt bis heute in der römischkatholischen Kirche weiterlebt. Die Geister, die nicht gebannt, sondern angelockt werden sollen - Totengeister und Wahrsagungsgeister, Regen und Wolkendämonen -, können durch Pfeifen, Schnalzen, durch das Läuten einer Glocke oder durch Gebete herbeigerufen werden. Der Geist erscheint, er fährt in ein Götterbild oder in einen heiligen Gegenstand; Christus wird in die « Elemente » des Abendmahls, in Brot und Wein, gerufen: «Unser Herr, komm! » (1. Kor. 16, 22.) Der menschgewordene, gekreuzigte, auferstandene und als Geist fortlebende Gottessohn Christus soll sinnlich und wirklich im « Herrenmahl » mitten in seiner Gemeinde anwesend sein. Sein Geist (pneuma) fährt auf die Elemente Brot und Wein herab und « verwandelt » sie. Im Gebet wird der Geist um Hilfe oder zur «Vereinigung» mit dem Betenden angerufen. Die Geistwesen sind den Menschen überlegen, aber den echten Gottheiten untergeordnet. Neben den Engeln in der Umgebung der Götter gibt es die Schutzgeister, die den Menschen helfen. Weiter als alle anderen Religionen haben Judentum, Christentum und Islam den Engelglauben ausgebildet. Die Engel halten sich beim Thron Gottes auf. Sie sind « Gottes Söhne » (Hiob 1,6) und seine Boten, Helfer der Menschen und Fürbitter bei Gott. Aus der Fülle der vielgestaltigen Geister können einzelne Mächte deutlicher hervortreten und die gestalthaften Züge von Göttern annehmen. 4. Im Neuen Testament gibt es außer zahlreichen Geistern auch den Heiligen Geist. Seine Anwesenheit in der Welt geht auf das « Pfingstereignis » (Apg. 2, 17) nach dem Tod Jesu zurück. Mit der « Gabe des Heiligen Geistes » brach die Heilszeit an. Der Heilige Geist schloss die Jünger Jesu als «Rest Israels » in der Kirche zusammen. Die neutestamentlichen Aussagen vom 1 Heiligen Geist sind verwirrend und widersprüchlich. Paulus und Johannes etwa (3 Johannesevangelium) behaupten, Jesus habe den Heiligen Geist erst gebracht (Joh. 15, 26; 16, 7). Nach den anderen Evangelien ist Jesus selbst der Geistbegabte. Lukas sieht im Heiligen Geist eine Weiterführung des Werkes Jesu. Meist erscheint Jesus als der geistbegabte Mittler zwischen dem Vatergott und den Menschen. Die kirchliche Dogmatik, die das Verhältnis des Vatergottes, des Sohnes und des Geistes zueinander klären wollte, wusste sich jahrhundertelang mit den Ungereimtheiten des Neuen Testaments licrumschlagen. (Christologie) Die kirchliche Lehre entschied schließlich, dass eine Dreiheit die Gestalt der Einheit Gottes sei. Damit war die Grundlage der «Trinitätslehre » festgelegt (vgl. auch 2. Kor. 13, 13; Eph. 4, 4 -6; 1. Petr. 1, 2). In der nachapostolischen und altkatholischen Zeit wurden dreigliedrige Bekenntnisformeln bei Taufen gesprochen. Die eigentliche Trinitätstheologie jedoch begründete Tertullian (geb. um 160), der auch für die Christologie die grundlegenden Begriffe « Substanz » und « Person » einführte. Die zentrale Fragestellung war: Wie steht es um die Einheit Gottes (Monotheismus), wenn er sich doch als Sohn und Geist geoffenbart hat? Die einen behaupteten: Da ist nicht Gott, sondern nur etwas Göttliches in Erscheinung getreten. Gott blieb hinter seinen verschiedenen Selbstdarstellungen verborgen. Die anderen erwiderten: Wenn Gott nur schweigend hinter seiner Offenbarung verharrt, kann es keine Erlösung geben. Gott sei in jedem Teil der dreifachen Offenbarung je ganz und gar er selbst, ohne freilich dadurch seine Einheit aufzugeben. Deshalb sei Gott der « DreiEinige » als Vater, Sohn und Heiliger Geist. |
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