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Griechische Religion |
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Griechische Religion Im Griechenland des Altertums glaubten die Menschen an eine Vielzahl von Göttern, die über Glück oder Unglück der « Sterblichen » im Leben wie auch nach dem Tod entschieden. Das ganze Leben war gegliedert nach dem Rhythmus religiöser Feste. Seit dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. traten aber Philosophen auf, die die Existenz der Götter wie die Wirksamkeit der religiösen Praktiken bezweifelten. (Religionskritik) Da in der antiken Stadt zwischen Weltlichem und Religiösem, staatlichem Recht und göttlichem Recht kein grundsätzlicher Unterschied gemacht wurde, waren die « atheistischen » Philosophen verdächtig, die Staatsgesetze und die Regeln der Gemeinschaft zu verletzen. (Atheismus) Deshalb gab es im 5. und 4. Jahrhundert mehrere Prozesse gegen ungläubige Philosophen. 399 v. Chr. warf man Sokrates vor, er «glaube nicht an die Götter, an welche die Stadt glaubt, versuche neue Götter einzuführen und verderbe dadurch die Jugend ». Er wurde zum Tod verurteilt. Vor ihm hatten bereits Anaxagoras (500428 v. Chr.), Protagoras (480410 v. Chr.) und andere einflussreiche Männer wegen Gottlosigkeit vor Gericht gestanden. Anaxagoras hatte die Vernunft an den Anfang der Natur gestellt, und Protagoras hatte gemeint: «In Betreff der Götter vermag ich nicht zu wissen, weder ob sie sind noch, dass sie nicht sind, noch welcher Gestalt; denn vieles hindert dies zu wissen, zumal die Dunkelheit der Sache und die Kürze des menschlichen Lebens.» 1. Die ältesten Kulte in Griechenland waren Ausdruck einer Hirten und Bauernfrömmigkeit. Flüsse galten als heilig. Beim Überqueren eines Wasserlaufes wurden Opfer dargebracht. Man nahm an, dass Nymphen (« Mädchen »), wohltätige Naturgottheiten, die Quellen und Bäche, die Wälder und Bäume, die Haine und Grotten, die Berge und das Meer bevölkern oder im Gefolge höherer Götter auftreten, während sie sich mit Musik und Tanz vergnügen. Wenn jemand plötzlich starb, so schrieb man dies den unsichtbaren Pfeilen der göttlichen Bogenschützen Apollon oder Artemis zu. Der Kult bestand aus Akten der Reinigung, 4 Gebeten und Opfern. In offiziellen Gebeten rief man in Athen die Götter, allen voran Athene und Zeus, an und erbat «Wohlergehen und Heil ur die athenischen Bürger, ihre Frauen und Kinder sowie für das ganze Land und seine Verbündeten ». Als Opfergaben verwendete man Wein, Milch, Kuchen, Erstlingsfrüchte der Ernte und vor allen Dingen Blutopfer. (Blut) In ältester Zeit, so wird behauptet, habe man auch Menschen geopfert; an deren Stelle seien dann Hammel oder Mutterschaf, Kuh oder Rind, Schwein oder Ziege getreten. Wahrsager, die am Opfer teilnahmen, lasen aus den noch warmen Eingeweiden der Tiere oder aus der Leber die Zukunft. Wurden die geschlachteten Tiere verbrannt, so sprach man von Holokauston: dem Opfer zur Reinigung des Einzelnen oder der ganzen Gemeinschaft. Unrein war, wer mit Geburt oder Tod in Berührung gekommen war oder wer selbst einen Menschen getötet hatte. Dem Kult und dem Göttlichen durfte man sich nur gereinigt nähern. Deshalb begannen jede Kulthandlung und jede Bürgerversammlung in Athen mit Reinigungsriten. Der Totenkult hob am dritten Tag nach der Beisetzung eines Verstorbenen an. An den Jahrestagen des Todes trafen sich Angehörige und Freunde und brachten dem Toten Speise und Trank dar; denn man glaubte, dass die Verstorbenen unter der Erde weiterleben. 2. Die Zahl der griechischen Götter ist unbegrenzt und unübersichtlich, und die meisten von ihnen hatten nur örtliche Bedeutung. Die großen Götter bekamen ihre klassische Prägung im Epos Homers, insbesondere in der « Ilias » und der « Odyssee » : Dort bildet die Götterwelt eine himmlische Aristokratie, in der es zu erstaunlichen Vorkommnissen, zu Intrigen, Kämpfen und Hochzeiten, kommt. Die Helden des Epos sind Götterkinder oder Götterenkel: Herakles ist der Sohn des Zeus, Helena dessen Tochter; Achilles ist der Sohn der Meeresgöttin Thetis. Götterhandlungen und Menschenhandlungen greifen ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. Menschliches spiegelt Göttliches und umgekehrt. In Fortführung kleinasiatischer Tradition bildete sich in Griechenland eine Gruppe von zwölf wichtigen Göttern heraus. An deren Spitze steht Zeus, der Himmelsvater, strahlender Tageshimmel, höchster Gott und Gott des Regens und Gewitters. In der Umgangssprache sagte man nicht « es regnet », sondern «Zeus regnet ». Homer nennt Zeus den «Wolkensammler» und den « Dunkelwolkigen », den « in der Höhe Donnernden » und « Blitzesschleuderer ». Er wohnt auf den Bergen, vor allem auf dem Olympos, der Götterwohnung. Wo ein Blitz einschlug, errichtete man dem «niederfahrenden Zeus » ein Heiligtum. Der stärkste und potenteste der Götter hat eine Schar von Kindern, die er mit einer ganzen Reihe von Göttinnen, aber auch mit sterblichen Frauen gezeugt hat. Zu den mächtigen Göttern zählen auch die Zeuskinder Apollo, Artemis, Hermes, Persephone, Dionysos, Athene und Ares (der Einzige, der von Zeus’ Gattin Hera stammt). Hera, die Götterkönigin, wurde als Große Mutter verehrt. Ihr waren die ältesten und wichtigsten Tempel geweiht. Sie, die «in den Armen des großen Zeus » schlief, war die Göttin der Hochzeit und der Ehe; für Verführung und Genuss hingegen war Artemis zuständig. Poseidon war der Gott der Fischer. Kronos, sein Vater, hatte drei Söhne; bei der Verlosung der Welt erhielt Zeus den Himmel, Hades die Unterwelt und Poseidon das Meer. Die Erde und der Götterberg Olymp hingegen gehörten allen gemeinsam. Poseidon, der « Erderschütterer », ist auch Gott des Erdbebens und der Orakel. Für die Athener war Athene (Athenaia, Athena) die Göttin schlechthin; die gewappnete Jungfrau, Göttin der Burg und der Stadt, heißt bei Hesiod (um 700 v. Chr.) die «schreckliche Weckerin des Kampfgewühls, Führerin des Heeres, eine Herrin, der Kampfgeschrei gefällt und Kriege und Schlachten » : Im Kampf steht sie den siegreichen Kriegern bei, beschützt aber auch das friedliche Handwerk, insbesondere Zimmerleute. Bekannt ist der Mythos ihrer Geburt: Zeus allein hat sie « geboren », ohne Mutter; mit einem Frauenschoß ist sie nicht in Berührung gekommen, sondern in voller Rüstung dem Haupt des Zeus entsprungen. Apollon, dessen Kult sich weit ausbreitete, trat mit Pfeil und Bogen auf. Er ist zugleich Gott der Pest und Gott des heilenden Liedes, Gott der Reinigung und des Orakels. Artemis, «Herrin der Tiere », beherrscht die gesamte wilde Natur, die Fische, die Vögel, Löwen, Hirsche und Hasen. Als jauchzende Jägerin erlegt sie ihre Beute: Göttin der Jagd und der Jäger. Sie ist eine unberührte und unberührbare Jungfrau, und auch die Jäger müssen enthaltsam sein, wenn sie Jagdglück haben wollen (JagdTabu). Artemis wacht über die Frauen im Kindbett, über die Initiation (Einweihung) der Mädchen und über die grausamen und blutigen Opfer. Aphrodite ist die Göttin der Sexualität. Ihr Sohn heißt Eros («Liebesverlangen »). Zusammen mit Himeros (« Sehnsucht ») erscheint er als geflügelter Jüngling. Aphrodite ist mit der altsemitischen Liebesgöttin Ischtar (Babylonischassyrische Religion) verwandt, beide Kulte kennen Tempelprostitution. Aphrodite trägt einen bezaubernden Gürtel: «In ihm ist Liebe, Sehnsucht, Geplauder, Überredung.» Der Mythos ihrer Geburt erzählt, dass ihr Vater, Uranos (der Himmel), seine Kinder nicht ans Licht kommen ließ; da schnitt der Sohn Kronos dem Vater das Zeugungsglied ab und warf es aufs Meer, wo es auf weißem Schaum dahintrieb, während in ihm ein Mädchen heranwuchs, die schaumgeborene Aphrodite. Darstellungen der nackten Liebesgöttin waren jahrhundertelang die schönsten und berühmtesten Frauenbilder. Hermes, der Schelm und Götterbote, erfand, als Konkurrent des Prometheus, Feuer und Feuerzeug. Er drang bis zu den Toten der Unterwelt vor. Er ist der Patron der Hirten, der Diebe, der Herolde und der Bewacher der Gräber. Demeter, die « Mutter », ist die Göttin des Getreides; sie füllt die Scheunen. Dionysos, der Gott des Weines, ist - im Unterschied zu Athene - aus dem Schenkel des Zeus als einem «männlichen Mutterleib » hervorgegangen. Weingenuss und Sexualität gehören bei ihm zusammen. Der Wein verändert das Bewusstsein und steigert den Rausch bis zum «Wahnsinn », zur Man ia : Rasen ist Zeichen gesteigerter geistiger Kraft. Hephaistos, der Gott mit dem verkrüppelten Fuß, ist der Patron der Schmiede und steht mit dem Feuer und den Vulkanen in Verbindung. Der gepanzerte, eherne» Ares « unersättlich im K rieg », « vernichtend », « meuchelmordend » verbreitet Furcht und Schrek en. Zeus mag seinen einzigen legitimen Sohn am wenigsten von allen: «Am verhasstesten bist du mir unter den Göt¬tern, die den Olymp innehaben; stets ist St reit dir lieb und Kriege und Schlachten.» Ares ist die Verkörperung des ha hässlichen Krieges; ihm müssen die Krieg führenden Heere opfern. 3. Während die staatlichen Kulte hauptsächlich das allgemeine Wohlergehen im Blick hatten, versprachen die Mysterienreligionen ihren Anhängern persönliches Heil. Bei den Athenern standen die Mysterien von Eleusis zu Ehren der Demeter und ihrer Tochter Kore in besonderer Wertschätzung. Mit dem Ruf «Zum Meer, ihr Mysten ! » eilten jedes Jahr die Bewerber um die Einweihung in die Mysterien zu einem Reinigungsbad, brachten Schlachtopfer dar und begaben sich auf die Heilige Straße von Athen zum zweiundzwanzig Kilometer entfernt liegenden Eleusis. Dort wurde nach einem Fastentag die Initiation vollzogen. Seit dem 5. Jahrhundert scheint es eine orphische Religion gegeben zu haben, die auf den thrakischen Sänger Orpheus, einen Jünger des Dionysos, zurückging. Orpheus hatte über die magische Kraft der Musik verfügt, war in die Unterwelt hinabgestiegen und schließlich von den Mänaden (verzückte Verehrerinnen des Dionysos) zerrissen und verschlungen worden. Nach der Meinung der Orphiker ist die Seele aufgrund einer alten Schuld in den Körper wie in ein Gefängnis oder Grab verbannt worden. Jetzt muss sie den Kreislauf aufeinander folgender Leben und Wiedergeburten durchlaufen. Nur für die, die die Offenbarung des Orpheus kennen, gibt es einen Ausweg; zu den Bedingungen des Heils gehören Enthaltsamkeit und Askese. So entledigt sich die Seele alles Fleischlichen und Stofflichen und kann schließlich zu den Göttern emporsteigen. Weit verbreitet war in Griechenland die Wahrsagerei, der es um die Ergründung des Willens der Götter für Gegenwart und Zukunft ging. Der Seher hieß Mantis, seine Kunst Mantik. Die Mantik basiert entweder auf Intuition und Eingebung oder auf der Auslegung bestimmter Zeichen, die den Willen der Götter symbolisieren. So galten Regen und Donner als « Zeichen des Zeus ». An manchen Heiligtümern wurde die Zukunft aus den Geräuschen gelesen, die der Wind in den Blättern der Bäume verursacht. Vor allem galten der Flug der Vögel, der « Götterboten », oder die Eingeweide frisch geschlachteter Tiere als geeignetes Material für die Wahrsagerei. Epidauros war im 4. Jahrhundert wegen seiner wundersamen Heilungen bekannt. In Schlaf und Traum erhielt man Heilrezepte von Asklepios. In hohem Ansehen stand das Heiligtum des Pythischen Apollo in Delphi. Dort gab Pythia, eine delphische Bäuerin, Privatleuten und Politikern aus dem unterirdischen Adython (dem Grab des Apollo), wo sie auf einem Dreifuß saß, « zuverlässige » und « unfehlbare » Orakel, die in Wirklichkeit oft zweideutig waren. Delphi übte im 6. und S. Jahrhundert einen enormen religiösen, sittlichen und politischen Einfluss aus, und als Platon im 4. Jahrhundert seine Utopie des idealen Staates entwarf, gab er an, dass alle kultischen und sittlichen Fragen vom Delphischen Orakel zu regeln seien. |
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