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Weise Frau, Gestalt des mitteleurop. Volksglaubens; ursprünglich die Hebamme, die über volksmedizinische Kenntnisse verfügt und Geburt, Kind und Wöchnerin gegen Dämonen zu schützen weiß. Mythisch überhöht wird die W. F. zur Kinderbringerin, zur Wilden Frau oder Waldfrau.
Weiße Frau, Figur des Volksglaubens, bei der 2 Typen unterschieden werden können: die dämonische W. F., wie Frau Holle oder Perchta, gelegentlich mit Zügen eines Ernte oder Waldgeistes; 2. ein Totengeist (Gespenst, Arme Seele). Einen Sonderfall der W. F. bildet die Ahnfrau, die sich mit Vorliebe in bestimmten Schlössern oder Burgen (z. B. Ansbach, Bayreuth, Berlin) und zu bestimmten Gelegenheiten (z. B. vor einer Geburt oder einem Todesfall) zeigt, um das betreffende Ereignis anzukündigen. Der Glaube an sie entwickelte sich erst mit Aufkommen einer adligbürgerlichen Oberschicht. Sie wird mit einem hist. faßbaren Vorfahren oder früheren Bewohner identifiziert. Manchmal weiß die Sage zu melden, welche Schuld sie zwingt zu spuken und wann sie erlöst sein wird. Oft ist die Erlösung an das Erlöschen des Geschlechts, aus dem sie stammt, gebunden — z. B. in Grillparzers Trauerspiel Die Ahnfrau (1817). Auf Schloß Bernstein (ursprünglich Bärenstein) im Burgenland soll sich seit Jh.en immer wieder eine W. F. zeigen, die man mit Giovanna Frescobaldi aus Florenz identifiziert; diese heiratete um 1485 den Schloßherrn Lorenz von Ujlak. Für die Zeit nach den ersten Ehejahren fehlen alle Dokumente über sie; Gerüchte beschuldigen sie des Ehebruchs und deuten an, daß ihr Gemahl sich an ihr durch Einmauern rächte. Ihr Erscheinen in der Folgezeit wurde von den Beobachtern mit Krieg und Unruhen in Verbindung gebracht. 1913 gelang eine Fotografie der Erscheinung. Zuletzt sah man sie Anfang der soer Jahre. Die Pps. kann die Ahnfrau als Form des ortsgebundenen Spuks betrachten; die W. F. der Hohenzollern nimmt dabei allerdings eine Sonderstellung ein: Sie manifestierte sich in mehreren Schlössern, man müßte bei ihr von familiengebundenem Spuk sprechen. |
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