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Taoismus, chin. Religion, die auf Laotse (6. Jh. v. Chr.) zurückgeht. Im Mittelpunkt steht die religiöse Verehrung des Tao. Nach seinen Lehren, die er in dem Buch Tao-teh king (»Buch vom Tao«) niederlegte, ist T der Urgrund allen Seins. Der Mensch muß im Sinne des Tao handeln, wenn er die Erlösung erreichen will. Laotse beschreibt diese Erlösung als eine Versenkung in das Absolute, was durch die Befolgung der überlieferten Sittenordnung, Selbstzucht, Askese, Alchemie und einer bestimmten Atemtechnik erreicht wird, die dazu befähigt, den Körper aufzugeben und auf den Wolken zum Himmel zu fliegen. Nachdem Tao zu einer Gottheit geworden war, kamen noch andere Götter hinzu wie z. B. der Gebirgsgott Tai-shan und seine Tochter Pi-hsia-yukün (»Göttin der rotglühenden Wolke«).
Abgeleitet vom chinesischen Wort Tao, „Weg", „Lehre". Im I-Ging bezeichnete es das allumfassende, erste Prinzip, aus dem alle Erscheinungen entwachsen. Tao ist ein unpersönliches Prinzip, das auf gar keinen Fall mit der Vorstellung eines Gottes in Verbindung gebracht werden darf. Was hier in Europa unter dem Begriff T. zusammengefaßt wird, beinhaltet eigentlich zwei Schulen:
Tao-chia
(der philosophische T.): Lao-tzu (auch Lao Tse, Lau Dse oder anders wiedergegeben), vermutlich ein Zeitgenosse von Konfuzius (6. Jahrhundert v. Chr.), machte das Tao in seinem Buch „Tao-te King" (auch Tao-te ching) zum Zentralbegriff seiner Philosophie. Ziel seiner Schüler ist es, sich durch Meditation und den rechten Lebenswandel (Handeln ohne Absicht, Tun durch Nichttun) mit dem Tao zu vereinen. Ethische Prinzipien werden abgelehnt, da sie den freien Fluß des Tao stören und der wahren Natur des Menschen nicht entsprechen. Zudem ist die menschliche Gesellschaft so kompliziert, daß niemand die letztlichen Auswirkungen eines „guten" oder „schlechten" Handelns überblicken oder beurteilen kann. Politisches Denken spielt eine große Rolle, taoistische Praxis bedeutet daher nicht, vor der Welt in pseudogeistige Höhen zu entfliehen.
Tao-chiao (der religiöse T.):
Hierzu vereinigte sich der philosophische T. mit anderen Strömungen, vor allem mit verschiedenen medizinischen Schulen. Das Ziel ist praktischer Natur: Wie in der europäischen Esoterik wurde mit alchemistischen Mitteln ein Lebenselixier (Alchemie, Stein der Weisen) gesucht, das Unsterblichkeit verleihen soll. Um 200 v. Chr. kam die Verehrung von Göttern hinzu, und es bildeten sich Praktiken, die verblüffend denen der europäischen Magier ähneln. Der philosophische und der religiöse T. unterscheiden sich von der europäischen Esoterik im wesentlichen dadurch, daß beide chinesischen Richtungen sich ungehindert entwickeln konnten während letztere meist in den religiösen Untergrund gedrängt wurde.
Taoismus In der taoistischen Religion Chinas (Chinesische Religionen) vermischen sich Ahnenkult, traditioneller Volksglaube, schamanistische Praktiken, Magie und Philosophie miteinander. Letztere geht auf das Werk «Tao te king » (Tao The Ching) zurück, das von Laotse (Lao-tzu) innerhalb von nur drei Tagen verfasst worden sein soll. 1. Über Laotse («alter Meister ») lässt sich kaum etwas Sicheres sagen. Er soll 604 v. Chr. geboren worden sein. Der Legende nach blieb er zweiundachtzig Jahre lang im Mutterleib, ehe er als alter Mann mit einem langen weißen Bart das Licht der Welt erblickte - Alter ist Zeichen der Weisheit. Hoch betagt, wollte er, so wird erzählt, China verlassen. Der chinesische Zollbeamte ließ ihn jedoch die Grenze nicht passieren, ehe er nicht alles, was er besaß (und das war seine Philosophie), zurückließ. Aus diesem Grund schrieb Laotse den «Tao te king ». Das Werk befasst sich mit dem Begriff tao, das den der Gang der Natur, das Zeitgemäße, die Übereinstimmung der Verhältnisse mit den Erfordernissen der Stunde bezeichnet; tao bedeutet aber auch « Hauptweg » oder « Hauptstraße ». Der erste Satz des Werkes drückt aus, dass tao dann, wenn man es als «tao», bezeichnet, nicht mehr das wirkliche tao ist: Unsere Sprache kann das Absolute nicht fassen. « Ehe Himmel und Erde bestanden, war etwas Nebelhaftes: schweigend, abgeschieden, allein stehend, sich nicht ändernd, ewig kreisend ohne Unterlass. Würdig, die Mutter aller Dinge zu sein. Ich weiß seinen Namen nicht und spreche es an ... Darum: Das Tao ist groß, der Himmel ist groß, die Erde ist groß, der König ist auch groß. Das sind die Großen Vier des Alls, und der König ist einer davon. Der Mensch bildet sich nach der Erde; die Erde bildet sich nach dem Himmel; der Himmel bildet sich nach dem Tao; das Tao bildet sich nach der Natur.» (Schöpfungsmythen) 2. Die Gedanken Laotses wurzeln in der chinesischen Philosophie, die vom « I-Ging » geprägt ist. Das «I-Ging» (« Chamäleon », «Verwandlungen ») ist ein Buch mit Weissagungen und Orakeln. Seine ältesten Teile stammen aus der Zeit nach 1028 v. Chr., als die Shang-Dynastie von den Fürsten von Chou gestürzt wurde. Die Chou-Zeit dauerte achthundert Jahre. « I-Ging » basiert auf acht dreizeiligen Grundsymbolen. Jede Zeile besteht aus ungebrochenen oder gebrochenen Linien. Die Grundsymbole werden paarweise zusammengestellt. So entstehen 64 sechszeilige Figuren (Hexagramme). Diese Hexagramme werden mit den dualistischen Kräften (Dualismus) yin und yang in Beziehung gebracht. Durch geregeltes Zusammenspiel von yin und yang sind alle Zustände und Abläufe des Daseins bestimmt. Ein durchgehender Strich (-) bedeutet « yang». Yang ist das befruchtende Prinzip und steht u. a. für helles Sonnenlicht. Ein unterbrochener Strich (- -) heißt «yin« . Yin ist das gebärende Prinzip und steht u. a. für dunkle Wolken. Yin und yang stehen einander gegenüber wie Feuer und Wasser, Himmel und Erde, Vater und Mutter, heiß und kalt, trocken und feucht, hell und dunkel, aufwärts und abwärts strebend, rein und trüb, Sonne und Mond. Alle Aspekte der Wirklichkeit sind somit von yin und yang umgriffen. Der Mensch muss so handeln, dass er mit den jeweiligen Bedingungen von yin und yang übereinstimmt. Dann besteht Normalität, und Normalität ist die höchste aller Tugenden. Sie ist dann verwirklicht, wenn man zu jeder Zeit in Harmonie mit den Gegebenheiten des Universums lebt. Durch die Jahrtausende hindurch hat das « I-Ging » als Orakelbuch gedient. Wer ein Haus bauen will, lässt die Lose sprechen. Man wirft Bambusstäbchen, die auf einer Seite, der yang-Seite, weiß gestrichen und auf der anderen, der yin-Seite, dunkel sind. Dann stellt man fest, wie sie gefallen sind (z. B. yin, yin, yang, yin, yin, yin), schlägt das « I-Ging » auf und liest den Kommentar zu dem Symbol, das die Stäbchen gebildet haben. Die Folge vom dreifachen positiven yang über das dreifache negative yin und umgekehrt stellt tao, die Ursache aller Dinge, dar. « Der Meister sagte: Ist das I-Ging nicht ein vollkommenes Buch? Durch das I-Ging erhöhten die Weisen ihre Tugend und vergrößerten den Bereich ihrer Beschäftigung. Ihre Weisheit war erhaben, und ihre Verhaltensregeln waren fest. Jene Erhabenheit war nach dem Vorbild des Himmels; jene Festigkeit nach dem Vorbild der Erde.» 3. Das erstrebenswerte sittliche Prinzip des Taoismus ist Wu-Wei (« Nicht tun »), das eigentlich nicht Passivität, sondern kampfloses Handeln bedeutet. Das Tun des Menschen sollte so sein, dass sein Ergebnis nicht erkennbar ist, sondern sich in die gegebene Situation einfügt. « Ein guter Läufer hinterlässt keine Spur. Eine gute Rede gibt sich keine Blöße. Ein guter Rechner gebraucht keine Rechenstäbchen. Eine gut geschlossene Tür braucht keine Riegel und kann dennoch nicht geöffnet werden.» Besonders wichtig ist es, gewisse Eigenschaften eines Menschen oder eines Dinges nicht allzu sehr zu betonen, um nicht das Gegenteil davon hervorzurufen. «Wenn die Menschen der Erde all die Schönheit als Schönheit erkennen, entsteht die Erkenntnis der Hässlichkeit. Wenn die Menschen der Erde alle das Gute als gut erkennen, entsteht die Erkenntnis des Bösen. Darum: Sein und Nichtsein hängen im Werden voneinander ab; schwierig und leicht hängen in der Durchführung voneinander ab; ... darum sagt der Weise: Führt die Geschäfte ohne Tun; predigt die Lehre ohne Worte.» An einem Gefäß ist nicht das Material, etwa Ton oder Glas, bedeutsam, sondern der Hohlraum, der die Flüssigkeit aufnimmt. «Knete ein Gefäß aus Ton: Aus seinem Nichtsein [in der Höhlung] entsteht der Nutzen des Gefäßes.» Auf diesem Erkenntnisprinzip ruht z. B. auch die chinesische und japanische Bildkunst. Der gemalte Strich will häufig nur das Weggelassene zu erkennen geben. In der Musik ist nicht der Ton, sondern das Intervall zwischen zwei Noten das Ausschlaggebende. Die «Weisen der Vorzeit» haben nach Laotses Auffassung die wahren Ideale des Menschseins verwirklicht. Sie waren « behutsam, wie beim Überschreiten eines Flusses im Winter; unentschlossen, wie wenn von überall Gefahren drohen; ernsthaft, wie wenn man zu Gast ist; nachgebend wie schmelzendes Eis; echt wie ein Stück unbearbeitetes Holz; offenherzig wie ein Tal; aufnahmebereit wie trübes Wasser ». Nach drei Tagen unfreiwilligen Aufenthalts an der Grenze war das «Tao te king » fertig - Laotse konnte seine ganze Weisheit dem Grenzbeamten übergeben. Die letzte Eintragung lautet: «Wahre Worte sind wohlklingend. Wohlklingende Worte sind nicht wahr. Ein guter Mensch streitet nicht mit Worten. Wer mit Worten streitet, ist kein guter Mensch. Der Weise weiß nicht vieles; Wer vieles weiß, ist nicht weise.» Laotses Philosophie ist im Taoismus schließlich zu einem System der Geisterbeschwörung erstarrt. Taoistische Mönche betätigen sich heute als «Zauberer», Wahrsager und Magier. Als der Taoismus mit dem Buddhismus in Berührung kam, glaubte man, in Buddha den wiedergeborenen Laotse zu erkennen. Wie die buddhistischen Mönche, so sammelten sich auch die Tao-Mönche in Klöstern. Um Tschang Tao-ling (Chang Tao-ling), der (um 150 n. Chr.) mit einer Himmelfahrt sein Leben beschloss, bildete sich eine taoistische Kirche. Bis heute hat sich auch eine Art taoistisches Papsttum erhalten. Der jeweilige « Himmelsmeister » oder « wahrhaftige Mensch » gilt als Wiederverkörperung Tschang Tao-lings. Er ist Herrscher über mehr als 100 000 Priester. Die Klostermönche halten sich an ähnliche Gelübde, wie sie auch das Christentum und der Buddhismus ausgebildet haben: « Du sollst nicht töten oder Lebewesen Schaden zufügen! -Du sollst kein Fleisch oder Blut lebender Wesen verzehren! - Du sollst keinen Wein trinken! - Du sollst nicht schmeicheln, doppelzüngig reden oder Unwahres aussprechen! - Du sollst nichts Böses sagen, nicht schwören und nicht verfluchen! - Du sollst nicht heimlich nach Frauen sehen, damit du von unreinen Gedanken befreit bleibst! - Du sollst nicht unrechtmäßig den Besitz anderer begehren! »
Taoismus, alte mystische Tradition Chinas, die von dem Weisen Lao-tzu begründet worden sein soll. Nach der Lehre des Taoismus spiegelt jeder Mensch das ganze Universum wider, als Mikrokosmos im Makrokosmos. Das Universum und alle Wesen, die in ihm sind, unterliegen demselben göttlichen Gesetz, dem Gesetz des Tao. In Harmonie mit dem Tao zu leben bedeutet, in Harmonie mit der Natur zu leben und dabei den Fluß der Yin- und Yang-Energien, der Grundlage allen Lebens, zu beachten.
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