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Askese

 
       
  Askese, griech.: »Übung«; Bez. für Bußübungen, Abtötung der sinnlichen Begierden durch Ertragen von Schmerzen und Verzicht auf Essen. Diese Form religiösen Lebens findet sich in allen Weltreligionen. Im Christentum und im Islam ist die A. eng mit der Mystik verbunden. Man unterscheidet im Christentum fünf Arten von A.: Nahrungs-A. (Fasten), sexuelle A., körperliche-A. (Abhärtung u. Peinigung), Tugend-A. (Besitzlosigkeit, Mönchtum) und Gebets-A. (Meditationsübungen). Bekannt sind auch die ind. Asketen (Sadhu), die oft sehr grausame Praktiken ausüben. Neben Sitzen auf brennenden Holzstößen (skrt.: panchadhuni) liegt man auf einem »Dornenlager« (kantakasayya) oder »Pfeilbett« (saraayya). Andere Arten der Selbstfolterung sind das tagelange, an einer Stütze angelehnte Stehen (tharasri), das Aufhängen mit dem Kopf nach unten (urdhvarrzukhi), die Selbstverkrüppelung (urdhvabahu), das Sichvergraben (samadh), das Gehen auf den Händen, Knien etc. (Achtglieder-Bußübung astanga, dandavat), tagelanges im Wasser Sitzen (jalasayin) und Formen des Fastens wie z. B. nur Milch trinken etc. Der Buddhismus lehnt die extreme Form dieses ind. Asketentums ab und lehrt einen mittleren Weg (1. Rede Buddhas über die vier hohen Wahrheiten), der aus acht Vorschriften (achtfacher Pfad) besteht.

Askese (von griech. «Übung» zur körperlichen Ertüchtigung, aber auch zum Erreichen von Weisheit, Tugend und Frömmigkeit) bedeutet in der Alltagssprache den Verzicht auf eigene Wünsche und Genüsse. In religiösem Zusammenhang geht es dabei um Abstinenz (Enthaltsamkeit) von Bedürfnissen (nicht nur des Leibes) mit dem Ziel gesteigerter Selbstkontrolle, der Festigung des Charakters und der Einwirkung auf den Bereich des Geistigen oder Göttlichen. In den Religionen zählen mitunter Fasten und geschlechtliche Enthaltsamkeit als Vorbereitung auf den Kult oder auf eine religiöse Initiation. (Sexualität) Im Hintergrund der Askese steht meist ein dualistisches Menschen- und Weltbild (Dualismus): Der Körper ist das Böse; man muss ihn züchtigen, bekämpfen oder gar vernichten, um das Gute zu fördern. Das klassische Land der Askese ist Indien; dort bedeutet Frömmigkeit so viel wie Lustverneinung. Buddhistische Mönche steigerten die Askese bisweilen bis zur Selbstvernichtung (Buddhismus). Im - Alten Testament wird die Praxis des Fastens als Ausdruck der Trauer oder der Schuld beschrieben. Fasten fördert aber auch den Empfang von Träumen und Offenbarungen (vgl. 1. Sam. 28, 5 ff.). Einzelne Gruppen in Israel, die die Ideale der Nomadenzeit hochhielten, verzichteten u. a. ganz auf den Genuss von Wein. Vor bestimmten kultischen Handlungen musste man sexuell enthaltsam sein (vgl. 2. Mose 19, 10 ff.). Im Neuen Testament tritt Jesus, den man offenbar als « Fresser und Weinsäufer» (Mat. 11, 18 ff.) beschimpfte, in einen gewissen Kontrast zur Asketengestalt Johannes’ des Täufers: Weder er noch seine Jünger fasteten. Obgleich sich viele Frauen in seiner Begleitung aufhielten, gilt Jesus als Vorbild der christlichen Asketen. Der Prediger des christlichen Weltverzichtes war indessen Paulus: Durch das Kreuz Christi sei ihm die Welt und er der Welt « gekreuzigt » (Gal. 6, 14). In der Umwelt des Urchristentums waren asketische Ideen und Praktiken weit verbreitet; besonders nachhaltig wirkte hier der Neuplatonismus auf das Christentum ein. (Platonismus) Erst wenn sich die Seele von den Leidenschaften gereinigt habe, könne sie in ihren ursprünglichen göttlichen Zustand zurückkehren. Die - Alte Kirche räumte denjenigen Christen, die in sexueller Enthaltsamkeit lebten, eine besondere Vorrangstellung ein; sie konnten damit rechnen, schneller als andere zu Gott zu gelangen. Im ägyptischen Christentum entwickelte sich das organisierte Mönchtum. Dort wie auch in der Kirche des Westens galten die Jungfräulichkeit beider Geschlechter und der - Zölibat (Keuschheitsgelübde) der Kleriker als hoher Wert. Anders als die Askese der Benediktiner, die die Abkehr von der Welt unterstreicht, zielte die Askese der Franziskaner und Dominikaner auf den Dienst am Menschen als Ausdruck der Liebe Gottes. Nach traditionellem christlichem Verständnis soll Askese den Menschen von Sünden reinigen; der Asket sammelt Verdienste vor Gott. Der Soziologe Max Weber (1864 -1920) hat die Behauptung aufgestellt, die weltflüchtige Haltung des «asketischen Protestantis mus » calvinistischer Prägung habe die Entwicklung des modernen Kapitalismus mitgeprägt. Andere sahen einen Zusammenhang zwischen der asketischen Haltung und den schöpferischen Fähigkeiten des abendländischen Menschen: Fortschritt sei eine verweltlichte Folge religiöser Askese. Sigmund Freud (1856-1939) erklärte die « Sublimierung » sexueller Triebe, d. h. die Umlenkung sexueller Kraft auf Ziele, die allgemein als wertvoll gelten, zur Voraussetzung künstlerisch und sozial produktiver Tätigkeit.

Askese, auch Aszese [griech.; Übung, Verzicht], oft religiös motivierter freiwilliger Verzicht auf sinnliche Genüsse; Willensübungen zur Beherrschung der Triebe und Leidenschaften, verbunden mit Fasten, Schlafverzicht, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit (Einmauern in Reklusen, Ausharren auf einer Säule), Kasteiungen u. a. m. »Petrus von Alcantara (1499-1562) hat nach dem Zeugnisse der hl. Teresa, die mit ihm in vielfacher Verbindung gestanden, 40 Jahre hindurch bei Tag und Nacht nie mehr als anderthalb Stunden, und zwar sitzend, das Haupt an einen Pfahl gelehnt, geschlafen, meist nur über den dritten, oft erst über den achten Tag Brot und Wasser gegessen, und durch jegliche Abtötung das organische Leben in seiner leiblichen Entwicklung in so enge Schranken zurückgewiesen, daß er aussah wie aus Baumwurzeln zusammengeflochten.« Diese Lebensweise begünstigt psychische Ausnahmezustände, Halluzinationen können auftreten und gelegentlich wird von psychokinetischen Effekten, z. B. Levitation oder paranormalen Inhalten der Visionen berichtet. Solche Manifestationen werden in der religiösen A. als peripher, allenfalls als Bestätigung von seiten der Gottheit empfunden und nicht durch die Übung angestrebt; anders bei der von Gör-res sog. dämonischen Aszese: Um den Preis des Guten will der Mensch durch sie übernatürliche Macht im irdischen Bereich ausüben.
 
 

 

 

 
 
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