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Paulus

 
       
  Paulus Die Texte des Paulus (Paulusbriefe) sind die ältesten Teile des Neuen Testaments und gehören zur ersten urchristlichen Literatur. 27 Schriften enthält das Neue Testament, 21 davon haben die Form von Briefen, 13 Briefe sind unter dem Namen des Paulus überliefert. Die echten Paulusbriefe sind situationsbezogene, zeitgebundene Gelegenheitsschriften. Es gibt darin weite Partien lehrhafter Art, Schriftauslegungen (z. B. Röm. 4; 1. Kor. 10, 1 ff.; Gal. 3 und 4), Darlegungen grundsätzlicher theologischer Zusammenhänge (z. B. Röm. 9-11), apokalyptische Stücke (Apokalyptik) (z. B. 1. Kor. 15, 20 ff.) und ethisch-moralische Mahnreden. Indessen enthalten diese Briefe, genauso wenig wie die Apostelgeschichte, genaue Jahresangaben. Aufgrund einer Erwähnung des Prokonsuls Gallio (Apg. 18, 12), dessen Amtszeit (51 - 52 n. Chr.) inschriftlich belegt ist, lässt sich das Leben von Paulus jedoch zeitlich bestimmen: Er wurde als Sohn einer jüdischen Familie um 10 n. Chr. in Tarsus in der heutigen Türkei geboren. In der hellenistischen Diaspora wuchs er auf und wurde in der jüdischen Religion erzogen (Apg. 22, 3). So entwickelte er sich zu einem gesetzestreuen Pharisäer (vgl. Phil. 3, 5 ff.; Gal. 1, 13 f.). In seinem Eifer für das Gesetz erschienen ihm die Anhänger Jesu als Gotteslästerer, die es auf die Fundamente der jüdischen Religion abgesehen hatten. Paulus wurde deshalb zum erbitterten Gegner der Christen (Gal. 1, 23; 1. Kor. 15, 9). Bei den ersten Christenverfolgungen scheint er sich besonders eifrig hervorgetan zu haben. Dann kam es in Damaskus zu seiner Bekehrung infolge einer Jesusvision (Apg. 9, 1 ff.; 22, 3 ff.; 26, 9 ff.; 1. Kor. 9,1 ; 15,8). Paulus wurde nun zum Missionar und Heidenapostel. Jesus war er nie persönlich begegnet (2. Kor. 5, 16). Dennoch dachte er nicht daran, sich zuerst einmal in der Urgemeinde in Jerusalem eine Legitimation zu holen. Die Jesusvision verlieh ihm, wie er glaubte, genug eigene Autorität. Im Mittelpunkt seiner Missionspredigt steht die Botschaft von der «Gerechtigkeit Gottes ». Nicht durch «Werke des Gesetzes », sondern « allein aus Glauben » und « allein durch Christus » werde der Mensch vor Gott gerecht (Röm. 3, 21 ff.). Das vermeintliche Ende des Jesus Christus - so das paulinische «Wort vom Kreuz» - sei in Wirklichkeit das Ende des Gesetzes als Weg des Menschen zum Heil (1. Kor. 1, 18 ff.; Röm. 10, 4). Arabia, das etwa dem heutigen Jordanien entspricht, war das erste Missionsfeld des Paulus. Dort hielt er sich bis zu seiner Verfolgung mehrere Jahre lang auf (2. Kor. 11, 32f.). Dann missionierte er ungefähr 15 Jahre lang in Syrien, Kilikien und Antiochia. Während dieser langen Zeit führte ihn ein vierzehntägiger Zwischenaufenthalt nach Jerusalem zu Petrus (Kephas) und Jakobus. Auffallend ist seine durchgängige Distanz zur Urgemeinde. Allerdings fand er dort auch wenig Verständnis für sein gesetzesfreies Evangelium, das er den Heiden verkündigte. In Antiochia, Hauptstadt Syriens und Ausgangspunkt seiner Tätigkeit, gab es eine christliche Gemeinde, die auf den Kreis um Stephanus zurückging. Dort bahnte das Christentum seinen Übergang an aus dem palästinensischen in den hellenistischen Kulturkreis und ins Römische Reich. Dabei drangen Elemente der Mysterienreligionen sowie hellenistisch-orientalische und griechische Philosophie ins « Heidenchristentum » ein. Etwa 48 n. Chr. fand in Jerusalem eine Apostelversammlung (« Apostelkonvent ») statt (Gal. 2, 1-10; Apg. 15). Dies scheint das wichtigste Ereignis in der Geschichte des Urchristentums gewesen zu sein; denn es ging um die Frage nach dem Recht des « gesetzesfreien » Evangeliums, das heißt darum, ob die Heiden auch dann vollwertige Glieder der christlichen Gemeinde sein könnten, wenn sie nicht zuvor die Beschneidung hatten über sich ergehen lassen. Nach hartem Kampf setzte sich Paulus durch (Urgemeinde): Die heidenchristlichen Gemeinden wurden anerkannt; sie verpflichteten sich, als Zeichen der Einheit, zu einer Spende oder Steuer für die Armen in Jerusalem (Gal. 2, 10). Ob das so genannte Aposteldekret (Apg. 15, 19 ff.) mit der Aufforderung, dass ein Minimum an jüdischen Ritual-geboten auch für die missionierten Heiden zu gelten habe, echt ist oder erst nachträglich eingefügt wurde, ist umstritten (vgl. Gal. 2, 6). Nach dem Apostelkonvent entwickelte Paulus einen weltumspannenden Missionsplan (tatsächlich hat er viel mehr Missionsreisen unternommen als nur jene drei, die die Apostelgeschichte aufzählt). Sein Ziel war es, Rom und den Westen des Römischen Imperiums zu erreichen. Deswegen durchquerte er geradlinig Kleinasien (Apg. 16, 8.10), setzte nach Philippi und Mazedonien über und wählte die Via Egnatia, die den Osten mit Rom verband. Diese Reichsstraße führte von Philippi über Thessaloniki nach Illyrien (Röm. 15, 19) und setzte sich jenseits der Adria von Brindisi bis Rom als Via Appia fort. In Thessaloniki wurde Paulus jedoch verfolgt und ins Innere Griechenlands abgedrängt, sodass er viele Jahre verlor, bis er seinen Plan, Rom zu erreichen, wieder aufnehmen konnte. Bei einem Besuch in Jerusalem, wo er den Ertrag seiner Sammlungen ablieferte, wurde er von Juden verfolgt und von Römern in Gewahrsam genommen. Nach jahrelanger Gefangenschaft überwies man ihn nach Rom, weil er sich auf sein römisches Bürgerrecht berufen hatte (Apg. 25 -26). In Rom empfing ihn die dortige christliche Gemeinde, an die er Jahre zuvor von Korinth aus einen Brief (den Römerbrief) geschrieben hatte. Zwei Jahre verbrachte er dort in Haft. Über den Ausgang seines Prozesses ist nichts bekannt. Spätere Überlieferung besagt, Paulus wäre unter Nero (zwischen 62 und 64 n. Chr.) als Märtyrer gestorben.

Apostel. Stammte aus Tarsus/Kleinasien. Zuerst jüdischer Theologe und Verfolger der Christen. Auf dem Weg nach Damaskus durch eine Vision des auferstandenen Christus zum christlichen Glauben bekehrt (Apg 9). Kämpfte — gegen Petrus — für die Mission unter den Heiden (Gal 2). Die meisten ntl Briefe stammen von ihm bzw. werden ihm zugeschrieben. Apostel; Bibel; Erwählung; gehorchen; Gerechtigkeit
 
 

 

 

 
 
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Paulus, jüd. Name Saul
 
     

 

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