Volltextsuche:        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   #   

 

   

Gott

 
       
  Gott, das höchste Wesen, der Herrscher des Universums. Im Judaismus ist sein Name J ahve oder Jehova (JHVH). Bei den alten Griechen hieß es Zeus; die Römer nannten es Jupiter, die Ägypter Re, und in der nordischen Mythologie war es Odin. E: Dabei muß jedoch zwischen einem »einzigen Gott« (Monotheismus) und der Verehrung eines obersten Gottes, der über ein Pantheon (über eine Göttersippe) herrscht, unterschieden werden. Übergänge sind möglich, etwa der »Henotheismus«, wobei ein bestimmter Gott verehrt wird, ohne daß es deshalb als nötig erscheint, die Existenz anderer Götter abzuleugnen.

1. Der Ursprung der Gottesvorstellung ist umstritten; die einen stellen den Gottesglauben an den Anfang, die anderen an das Ende der Religionsgeschichte. Seit der antiken philosophischen Religionskritik gibt es Theorien, die die Entstehung des Glaubens an Götter aus dem Motiv menschlicher Furcht und dem Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Vergeltung herleiten. Nach der Theorie des Animismus stand am Anfang der Religion eine Weltanschauung, nach der alle Natur von Geistern beseelt ist. Andere behaupteten, noch älter sei das Stadium magischen Macht und Zauberglaubens oder des Totemismus und der Vergöttlichung sozialer Institutionen in e’llem kollektiven Gruppengeist. (Religionsgemeinschaft) Auf den biblischen « Schöpfungsbericht », der einen uranfänglichen EinGottGlauben bei den Stammeltern des Menschengeschlechts voraussetzt, geht die Lehre des « Urmonotheismus » zurück: Bevor der Glaube in seinen animistischen und magischen, dämonistischen und polytheistischen Formen verkümmerte und degenerierte, hätten die Menschen an den einzigen und allein wahren Gott geglaubt. Tatsächlich können weder die Quellenzeugnisse aus den Religionen der so genannten Naturvölker noch die Auswertung prähistorischer Objekte (Vorgeschichtliche Religion) diese Auffassung belegen. Heute erscheint es vielmehr sicher, dass am Anfang nicht ein EinGottGlaube stand, von dem der Glaube an viele Götter (Polytheismus) abgefallen wäre. Vielmehr ist der Monotheismus das Ende einer langen Entwicklung, die u. a. den Polytheismus voraussetzt. « Gott » ist eine späte « Erkenntnis » der Religionsgeschichte. Der EinGottGlaube ließ die Existenz anderer höherer Wesen wie Engel, Geister und Heilige durchaus zu. Neben Gott trat auch, und zwar fast ebenbürtig, das Prinzip des Bösen. (Teufel) Der Gottheit nahe standen Heilande und Offenbarungsmittler. Pantheismus (Gott und Welt sind eins) und Mystik versuchten die Gottheit mit der ganzen Welt zu identifizieren und die Einheit zwischen Gott und Mensch im Kosmos und im Innern des Menschen herzustellen. Diese Idee konnte auch zu einer völligen Ablehnung des Gottesglaubens und zu einem religiösen Atheismus (wie im alten Buddhismus) führen. In den theistischen Hochreligionen (Theismus: Glaube an einen persönlichen, überweltlichen Gott) lebt die personhafte Gottesgestalt fort, die der Polytheismus ausgebildet hat. Bisweilen wird die Gottheit als eine Autorität gedacht, die aktiv in die Schöpfung eingreift, manchmal aber erscheint sie als unnahbare ferne Majestät. Die Auffassung des « Deismus » spricht Gott alle lebendige Einwirkung auf die Natur und die Geschichte ab. 2. In der Bibel und in den frühen christlichen Glaubensbekenntnissen finden sich trinitarische Formeln, die von «Vater », « Sohn » und « Geist » sprechen. Nur Gott wird als «Vater» bezeichnet, Sohn und Geist sind ihm untergeordnet. Damit könnte das wirkliche GottSein von Sohn und Geist infrage gestellt werden. Wäre aber Jesus Christus nur Mensch und nicht auch Gott, so würde das Heil seines « Opfertodes » für die Menschen ungewiss. Deshalb bestimmte das Konzil von Nicaea (325), dass der Sohn, wenn auch vom Vater « gezeugt », so doch « wesenseins » mit ihm sei. (Christologie) Das Heil für die Menschen muss einen metaphysischen Grund haben. Als «Heiliger Geist» soll die Gestalt Gottes beschrieben werden, wie sie in der Gegenwart der Kirche wirkt. Er ist, so das Konzil von Konstantinopel (381), aus dem Vater « hervorgegangen ». Durch ihn erhalten die Menschen göttliches Leben. Zusammen mit dem Vater und dem Sohn wird auch der (,eist « angebetet und verherrlicht ». 1 in 11. Jahrhundert erklärte Papst Benedikt VIII. (10121024), der Geist sei nicht nur aus dem Vater, sondern auch aus dem Sohn hervorgegangen. Die Ostkirche, nach deren Meinung der Geist « durch den Sohn aus dem Vater » hervorgegangen ist, empfand dies als Häresie und trennte sich im Jahr 1054 von der Westkirche. 3. Im 19. Jahrhundert begannen Theologen über die Frage nachzudenken, ob Gott überhaupt existiere. Das hing damit zusammen, dass inzwischen der Atheismus zu einer Massenbewegung geworden war. Die katholische Kirche schleuderte im 1. Vatikanischen Konzil (1868 /69) den Bannstrahl gegen alle Ungläubigen: Wer Gott leugnet, wird ausgeschlossen. Gott ist Grund und Ziel aller Dinge. Der Mensch ist so abhängig, dass er seine eigene Existenz nur von Gott herleiten kann. (Vatikanum I) Die Richtung, die das theologische Nachdenken über Gott inzwischen genommen hatte, konnte damit freilich nicht nachdrücklich beeinflusst werden. Metaphysik als selbstverständliche Voraussetzung von Theologie war ins Wanken geraten. Als Ausgangspunkt theologischer und philosophischer Reflexion galt nun das menschliche Bewusstsein. Die altkirchliche Trinitätslehre und die Zweinaturenlehre waren fragwürdig geworden. Auf den Grundlagen philosophischer Spekulationen (G. W. F. Hegel, 17701831) und Theosophie (F. W. J. Schelling, 17751854), Biblizismus (J. T. Beck, 18041878), Konfessionalismus (A. F. Ch. Vilmar, 18001868) und historischkritischer Methode (Religionsgeschichtliche Schule) begann man die Frage nach Gott neu zu stellen. Eine betont optimistische Einschätzung eigener Fähigkeiten hatte dem menschlichen Selbstbewusstsein größeren Raum geschaffen, während die alte Lehre von der Erbsünde (Sünde), die ständige Rede vom Zorn Gottes und seinem Gericht über die Menschheit sowie der Rechtfertigung allein um Christi willen als fremd empfunden wurde. Die Vernunft schickte sich an, dem Heiligen Geist den Rang streitig zu machen. Immanuel Kant (17241804) hatte die metaphysischen Reste der Aufklärung infrage gestellt, die griechischen und thomistischen Gottesbeweise (3 Thomas von Aquin, 1225 -1274) widerlegt und Gott als Postulat der praktischen Vernunft formuliert: « Der Glaube an Gott und eine andere Welt ist mit meiner moralischen Gesinnung so verwebt, dass so wenig Gefahr ich laufe, die Letztere einzubüßen, ebenso wenig besorge ich, dass mir der erste jemals entrissen werden könne.» An die Stelle der Gewissheit, dass Gott existiert, trat das Postulat, dass es ihn geben müsse. Eine tiefe Erschütterung traf alsbald die kirchliche Gotteslehre. Unsicherheit und schließlich Interesselosigkeit breiteten sich aus. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (17701831) hatte behauptet: « Gott ist ohne Mensch nicht mehr als der Mensch ohne Gott.» Seine Schüler schickten sich an, diese Formel konsequent auszulegen. Ludwig Feuerbach (1804 -1872) erklärte den Unterschied zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen als « illusorisch ». «Der Himmel ist leer, die Erde der Macht ohne Prinzipien ausgeliefert.» (Albert Camus)

Mit der Frage nach G., einer Urfrage aller Religionen, fragt der Mensch nicht nur nach sich selbst, sondern nach der letzten Wirklichkeit seiner Welt: dem Sinn allen Seins. Die mit solchen >Weltanschauungen< verbundenen Gottesvorstellungen unterscheiden sich je nach Religion, Kultur, Gesellschaftsform u. ä. (—siehe Polytheismus, Monotheismus, Pantheismus, Deismus usw.). 2. a. Die Erfahrung Israels in seiner (HeilsGeschichte machte zunehmend deutlich, daß G. sich jedem menschlichen Zugriff entzieht: »Ich bin, der ich bin« (2 Mose 3,14 Deutung des Gottesnamens JHWH >Jachwegibt, gibt es nicht« (Dietrich Bonhoeffer, 1906-1945) mögen hilfreich sein, sofern sie nicht darüber hinwegtäuschen, daß alle Gottesvorstellungen Bilder sind, deren Wahrheit nur in der Spannung zwischen (ausgelegter) biblischer Botschaft und eigenem Leben erfahrbar ist. Von hier aus läßt sich auch nur beantworten, ob das christliche Reden von G. notwendig theistisch sein muß, d. h. mit den herkömmlichen religiösen Begriffen beschreibbar, was z. B. die >Gott-ist-tot
 
 

 

 

 
 
Diese Seite als Bookmark speichern :
 
 

 

 

 
 
<< vorhergehender Begriff
 
nächster Begriff >>
gotisch
 
Gott, einziger
 
     

 

Weitere Begriffe : Verdoppelung | Dekalog | Gepflegte Unhörbarkeit und Unsichtbarkeit
 
Lexikon Esoterik |  Impressum |  Rechtliche Hinweise |  Datenschutzbestimmungen |  Lexikon Religion
Copyright © 2010 Lexikon der Esoterik & Religion. All rights reserved.