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Polytheismus, der Glaube an eine Vielzahl von Göttern, im Unterschied zum Monotheismus, dem Glauben an einen einzigen Gott. Pantheismus und Pantheon. E: Meist wird dabei eine größere Anzahl von Göttern angenommen, jedoch nur eine bestimmte als Mittelpunkt der Verehrung aufgefaßt, so etwa eine im Haupttempel einer Stadt verehrte Schutzgottheit oder ein persönlich als besonders der eigenen Natur entsprechendes höheres Wesen.
Polytheismus Das Bild von Gott als einer Person haben die Religionen wahrscheinlich erst spät entwickelt. Ansätze dazu finden sich in den so genannten Naturreligionen (Stammesreligionen), die personhaft charakterisierte Gottheiten kennen. Die biblische Urgeschichte (Schöpfung) unterstellt hingegen, es habe eine Art «Urmonotheismus» gegeben, das heißt, die ersten Menschen hätten an einen einzigen Gott geglaubt. Der Polytheismus, der Glaube an viele Götter, erscheint dann als Abfall vom wahren und einzigen Gott, als Sünde und Degeneration. Die historische Entwicklung verlief wohl eher umgekehrt: Der Polytheismus ging dem Monotheismus voran. Im polytheistischen Götterkosmos, der der menschlichen Staats- und Gesellschaftsordnung nachgebildet ist, treten die unterschiedlichsten Gottheiten nebeneinander. Zwischenwesen und Mittlergestalten, Heroen (Halbgötter) und Erlöser, Urheber- und Urmensch-gestalten schlagen die Brücke zwischen den « Hochgöttern » und den Gläubigen. Diese Vermittler sind Prototypen (Urbilder) des gottähnlichen Menschen; in allen polytheistischen Religionen treten sie auf und stehen den Menschen, häufig als Kulturbringer, hilfreich und nützlich zur Seite: Quetzalcoatl bei den Azteken und Maya, Viracocha bei den Inka, Osiris bei den Ägyptern, Gilgamesch in Babylonien. (Indianische Religionen; Babylonisch-assyrische Religion) Charakteristisch für den Polytheismus ist es, dass beständig neue Götter geboren werden, während alte absterben. Dabei können die Funktionen, die man zunächst einem einzigen Gott zugeschrieben hatte, aufgespalten und auf verschiedene Gottheiten übertragen werden. Bisweilen vereinigen sich unterschiedliche Funktionen oder einzelne -9 Dämonen, etwa solche mit vorwiegend örtlicher Bindung, zu einer einzigen Göttergestalt. Im Christentum hat der Vorgang der « Götterspaltung » ein spätes religionsgeschichtliches Nachspiel gehabt: An Wallfahrtsorten erscheint die « Gottesmutter » Maria in jeweils individueller wundertätiger Gestalt: als Madonna von Fätima oder von Lourdes, als Immaculata (Jungfrau von der Unbefleckten Empfängnis), als Assunta (Aufgefahrene zum Himmel) oder Annunciata (als diejenige, der die Botschaft der Menschwerdung Gottes - Lk. 12, 68 - verkündet worden ist). Wenn Volksgruppen, die ursprünglich einander fremd waren und verschiedene polytheistische Systeme entwickelt hatten, durch Bündnis oder Krieg, Heirat oder Über- und Unterwanderung miteinander in Kontakt kamen, traten auch ihre Göttergruppen in Beziehung zueinander, und anfänglich nicht zusammengehörende Götter wurden in Ehen, Kindschafts-, Freundschafts- und Dienstbarkeitsverhältnissen einander zugeordnet. Überhaupt gleicht im polytheistischen Mythos das Leben der Götter dem Leben der Menschen. Im Himmel gibt es Arbeit und Kampf, Geselligkeit und Genuss, erotische Verhältnisse und Betrug. Ehen werden geschlossen oder geschieden und Kinder geboren. Nur der Tod fehlt, denn die Götter gelten als unsterblich. Das Göttliche selbst ist in Werden und Wandel begriffen, nur der Monotheismus setzt seinen eigenen Gott absolut. Dieser will keine anderen Götter neben sich haben. Damit hängt die Auffassung zusammen, nur eine Religion, nämlich die eigene, könne die allein wahre sein. (Absolutheitsanspruch)
griech.: >Vielgötterei |
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