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Indianische Religionen « Indianer » wurde zum Sammelnamen für die Ureinwohner der Neuen Welt, nachdem sich Kolumbus auf seinen Entdeckungsreisen nach Amerika fälschlicherweise in Indien wähnte. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass Nordamerika vor mindestens 30 000 bis 50 000 Jahren besiedelt wurde. Man nimmt an, dass die amerikanischen Ureinwohner aus Asien stammen und über die Beringstraße von Sibirien nach Alaska kamen, wo es während der Eiszeit eine Landbrücke gab. Die sibirischen Jäger, ein Seitenzweig der mongolischen Rasse, zogen in kleinen Gruppen am Ostrand der Rocky Mountains nach Süden. Innerhalb von 1500 Jahren scheinen sie sich von der Beringstraße bis nach Feuerland ausgebreitet zu haben. Manche Indianergruppen blieben auf der Stufe von Jägern und Sammlern stehen, während andere « Hochkulturen » entwickelten. Im Laufe der Zeit gliederten sie sich in etwa 370 größere Stämme und Völkerschaften mit etwa 125 Sprachfamilien und mehr als 600 einzelnen Sprachen auf. Manche Linguisten behaupten, im Jahr 1492 habe es in Amerika über 2000 gesprochene Sprachen gegeben. Als die Europäer nach Amerika kamen, lebten die Einheimischen meist auf einer Kulturstufe, die der der Jungsteinzeit (Neolithikum) in der Alten Welt entspricht. Sie waren vom Sammeln von Wildpflanzen zur Entwicklung und zum Anbau von Kulturpflanzen übergegangen und hatten sich damit die Möglichkeit sesshafter Lebensweise eröffnet. Ihre Religion war vom Glauben an Geister, Magie, Totemismus, Verehrung von Urheber-Gottheiten oder « Kulturheroen » geprägt. Ackerbauern stellten Erd und Vegetationsgöttinnen in die Mitte ihres Kultes. Der Agrarkult hatte seine volle Entfaltung in den alten Hochkulturen Mexikos und Perus erreicht (Azteken, 3 Maya, Chibcha, Inka). Heute leben in Südamerika noch gegen 40 Millionen Indios; die Indianer Nordamerikas sind indes bis auf einige Hunderttausend ausgerottet. Unter den indianischen Jägern war der Schamane von zentraler Bedeutung. Er hatte Einfluss auf die Wildgeister, z. B. auf den «Herrn der Tiere », der Lebewesen und Wälder schützt und den Jägern, die ihm Tabak oder Blumen geopfert haben, gestattet, Wild zu erlegen. Nach der Jagd musste der Schamane den Schutzgeist der Tiere versöhnlich stimmen und seine Rache abwehren.Die Macht des Schamanen bei den Jägern war im Jagdzauber begründet; bei den Ackerbauvölkern hingegen verlagerte sich seine Bedeutung auf die Krankenheilung. Tier und Waldgeister wurden mit Krankheitsdämonen in eins gesetzt. Zu den Kennzeichen des Schamanen gehört es, dass er sich in ekstatische Zustände versetzen kann, während deren er in den Himmel oder in die Unterwelt gelangt oder aber Geister von dort herbeiruft. Der Kontakt mit jenseitigen Wesen ist die eigentliche Quelle seiner Macht. Die Kürbisrassel ist bis heute das «Wahrzeichen» der Schamanen geblieben. Im südlichen Chile, in Nordamerika und Sibirien wurden anstelle der Rassel (maraca) flache Felltrommeln benutzt. Der Schamane kann seine « Seele » zu den Totenseelen, den Naturgeistern oder Gottheiten schicken, um von ihnen Rat einzuholen. Seine hauptsächliche Aufgabe ist jedoch Krankenheilung. Krankheiten stellt man sich als Folge der Einwirkung feindlicher Zauberer oder böser Mächte und Geister vor. Auch Pflanzen und Tiergeister können den Menschen krank machen. Denn die Menschen leben ja von Pflanzen und Tieren, deren Rache sie beständig zu fürchten haben. Der Krankenheiler muss zuerst die Geister konsultieren. Sie zeigen ihm die Ursache der Krankheit und den Weg der Heilung. Durch Aussprechen bestimmter Zaubersprüche werden diejenigen mythischen Tiere (z. B. Tapir, Hirsch, Wildschwein) angerufen, die zu der betreffenden Krankheit in einer Beziehung stehen. Die Tiere sollen die Krankheit « schrecken » und vertreiben. Neben den guten kennt der Schamane jedoch auch böse Zaubersprüche. Damit bringt er Unheil und Krankheit über seine Feinde. Der Schamane begleitet die wichtigsten Stationen im Leben des Menschen: Geburt, Reife und Tod. Er sorgt dafür, dass sich die Nahrungspflanzen vermehren und dass die Jagd erfolgreich ausfällt. Die Darbringung der Opfer für die Geister und die Veranstaltung der Feste und Tänze gehören zu seinen Aufgaben. Er ist es, der die mythologische und kulturelle Tradition überliefert und darüber wacht, dass die religiös begründeten Verhaltensanforderungen eingehalten werden. Früher wurde der Schamane vor jedem Kriegszug um Rat befragt. Große Häuptlinge waren mitunter selbst auch mächtige Schamanen. Ihre Macht hörte mit dem Tod keineswegs auf. Man bewahrte ihre Knochen auf, brachte ihnen Opfer dar und befragte sie vor wichtigen Entscheidungen. (Totenbestattung) |
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