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Opfer

 
       
  Opfer, eine Gabe, die einer Gottheit, meist auf einem Altar, dargebracht wird. Rituelle Opferhandlungen dienen dazu, den Gott gnädig zu stimmen, und das Blut von Schlachtopfern, ein Sinnbild der Lebenskraft, soll Fruchtbarkeit erwirken. Manche Magier glauben, daß bei der rituellen Opferung eines heiligen Tieres Lebensenergie freigesetzt wird, die mit Hilfe der Magie angezapft und dazu genutzt werden kann, den Magier mit dem im Ritual angerufenen Gott in Einklang zu bringen (Tauben sind z. B. der Göttin Venus geweiht und stellen die Verbindung zu ihr her). Bei vielen Stammeskulturen wird das Opfertier zum »Sündenbock« für Stammesangehörige, die gegen Tabus verstoßen haben. In diesem Fall hat das Schlachtopfer eine reinigende Funktion und wehrt etwaiges Unheil ab.

Opfer ist die zentrale Äußerungsform des Kultes. Im Opfer nimmt der Mensch Kontakt zur Gottheit auf; er gibt etwas hin, um irgendetwas damit zu bewirken. Der Gottheit wird im Opfer Verehrung und Dank bezeugt. Segen und Hilfe werden daraufhin von ihr erwartet. Möglicherweise ist das Opfer aus magischen Riten hervorgegangen: Durch Bestreichen, Salben, Begießen oder Besprengen eines heiligen Gegenstandes mit sakraler Materie wurde dem Fetisch als Geistträger Kraft zugeführt. (Heilig) Oft hat das Opfer erneuernde Wirkung. Manche Schöpfungsmythen (verbunden mit Neujahrs- und Frühjahrsfesten) erzählen, die Götter hätten das Weltgeschehen dadurch in Gang gebracht, dass sie sich selbst opferten. Gottheit und Opfergabe stehen in innerer Beziehung zueinander. Auch der Priester, der das Opfer vollzieht, tritt als Abbild der Gottheit auf. Der Kult bringt den Gedanken zum Ausdruck, dass der Gott das Opfer an sich selbst und durch sich selbst vollziehe. Auch das Kreuzesopfer Christi (Kreuz) stellt als göttliches Selbstopfer eine Variante dieser religionsgeschichtlich altertümlichen Vorstellung dar. Meist verbindet sich mit dem Opfer die Bedeutung eines Geschenkes an die Gottheit. Die Opfergabe soll die Gottheit nötigen, dem Wunsch des Opfernden zu entsprechen. Denn das Opfer ist eine Handlung der Gegenseitigkeit, und der beschenkte Gott muss mit « Rückzahlung » reagieren. Im Laufe der Religionsgeschichte wurden die materiellen Opfer zusehends vergeistigt und versittlicht. Die Idee, dass einer (der Mensch) einen Verzicht zugunsten eines anderen (eines Gottes) bringe, setzt das Verständnis des Opfers als Gabe und Darbringung voraus. Durch - Askese (Entsagung) verzichtet der Mensch zugunsten Gottes auf eigene Lebensentfaltung und Genuss und ruft durch dieses Opfer besondere geistige Kräfte hervor. Auch die Gebete des christlichen Gottesdienstes, das Lob-, Dank-, Bitt- und Bußgebet, werden als vergeistigte Form des Opfers gedeutet; der Gebetsgottesdienst stellt eine entmaterialisierte Form des Opfers mit gleicher Zielrichtung dar: der Einwirkung auf Gott. Opferriten wollen entweder einen erwünschten Zustand herbeiführen (gutes Wetter, Fruchtbarkeit, Reichtum, Glück, Kindersegen, Kriegserfolg usw.) oder aber etwas abwehren und abwenden: das Böse, die Sünde, die Dämonen, die Armut, den Tod usw. Sie dienen mitunter auch der Sühne von Sünde und Schuld. Besonders dem Opferblut (Auferstehung; Blut) wird reinigende Kraft zugesprochen (3. Mose 17, 11). Nach dem Neuen Testament kann der Kreuzestod Jesu als endgültiges Sühneopfer verstanden werden (Mt. 26, 28; Mk. 14, 24; 1. Kor. 11, 25). Diese Deutung setzt ein bestimmtes Gottesverständnis voraus: Gott selbst hat ein Opfer gefordert. Er will die Verletzung seiner Ehre, die die Sünden der Menschen verursacht haben, ahnden. Deshalb kommt es zum (stellvertretenden) Opfer des Gottessohnes. So entfaltet der Hebräerbrief die Lehre vom Selbstopfer des himmlischen Hohen Priesters: Jesus ist Hoher Priester und « Opfertier » zugleich (Hebr. 4, 14 ff.). Gott selbst hat am Kreuz die ganze Welt mit sich versöhnt (2. Kor. 5, 18 ff.). Für die Gläubigen kann demzufolge Opfer nur noch heißen: Selbsthingabe an Gott (Röm. 12, 1), Dienst (Röm. 15, 16), Liebe (Phil. 4, 18) und Lob Gottes (Hebr. 13, 15). Die mittelalterliche Kirche sah in der Messe eine Wiederholung und Erneuerung des Kreuzesopfers Jesu: Das Messopfer, bei dem der Priester Christus immer wieder neu opfert, wirke sühnend und Sünden tilgend. (Abendmahl)

In vielen alten Religionen üblicher Brauch, stellvertretend für die Sünde der Menschen ein Tier (manchmal auch einen Menschen) zu töten. Das Fleisch wurde z. T. auf dem Altar verbrannt, z. T. von den Gläubigen in feierlicher Ordnung gegessen. Christi
 
 

 

 

 
 
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