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Totenbestattung Die Bestattungsbräuche der Völker geben Aufschluss über das religiöse Verhältnis der Menschen zum Tod und zu den Toten. (Religion; Jenseits) In früher Zeit wurden die Verstorbenen häufig nur weggeworfen oder aber verbrannt, bisweilen zerstückelt und abgekocht. Eine besondere Art der Totenbeseitigung war der Leichenkannibalismus, das Verzehren der Toten. (Vorgeschichtliche Religion) Beisetzungen verfolgten den Zweck, die Leichen zu schonen und zu konservieren oder aber die Überlebenden vor Einflüssen zu schützen, die von den Toten auszugehen drohten. Beliebte Orte der Bestattung waren das Haus des Toten, die Wohnhöhle oder eigens für das Begräbnis errichtete Häuser und Höhlen. Verbreitet war die Erdbestattung in der freien Natur oder an ausgesuchten Begräbnisplätzen. An den Leichen selbst wurden zahlreiche Vorkehrungen getroffen: Sie mussten bandagiert, gefesselt oder eingewickelt werden. Bisweilen wurden sie getrocknet und präpariert. Da der Tote eine Macht darstellt, die gut oder böse sein kann, verfolgen die Bestattungssitten und -riten das Ziel, ihn fern oder aber nahe zu halten. Die Totenriten wurden beim Eintritt des Todes und hinterher am Grab sowie am ehemaligen Wohnort des Verstorbenen vollzogen. Dabei hatten die Riten dafür Sorge zu tragen, dass der Abgeschiedene gesättigt, dass seine geschlechtlichen Bedürfnisse gestillt, dass er mit Wohnung und Kleidung versorgt wurde und dass er seine im Diesseits geübten Tätigkeiten auch im « Jenseits » fortsetzen konnte. Häufig fanden anlässlich der Totenfeiern Opfer und damit verbundene Mahlzeiten statt. (Abendmahl) Gegenüber den Toten verhielten sich die Hinterbliebenen ähnlich wie gegenüber Geistern und Göttern: Sie suchten bei ihnen Stärkung, Fürbitte, Hilfe. Deshalb wurden die Verstorbenen geehrt, verherrlicht, geschmückt. Wenn allerdings die Erinnerung an den Toten erlosch, hörte auch die gefährliche Macht auf, die ihm innewohnte. Die Toten gingen nun in ein fernes Geister- und Gespensterkollektiv ein. Daraus konnten sich später Götter-und Mittlergestalten, aber auch böse Dämonen absondern. Bisweilen diente dieser Vorrat an Totenseelen auch als Reservoir, aus dem die Neugeborenen ihre « Seelen » bezogen. Häufig wurde der Totenkult nach der Beerdigung jedoch mit Opfern, Mahlzeiten, Spenden und Schmückung des Grabes weitergeführt. Dieser Kult galt vor allem hervorragenden Toten. Die Ahnen wurden dadurch zu Objekten, deren Kult sich dem der Götter anglich. Der Totenkult wirkte auf die Bestattungsbräuche zurück. Das Grabmal wurde jetzt immer mehr ausgestaltet und bis zur Größe eines Bauwerkes oder gar einer ganzen Kultanlage erweitert. Die so geehrten « Heroen » waren fast so mächtig wie Götter. Man vergaß schließlich ihre menschliche Herkunft und ihr einstiges geschichtliches Dasein. Herakles und Asklepios in Griechenland erschienen als Helfer und Heilkundige, Retter und Fürbitter. (Griechische Religion) Im Christentum übernahmen die Heiligen und Märtyrer die gleichen Aufgaben. Während in der « heidnischen » Antike die Toten verbrannt wurden, bestatteten die ersten Christen ihre Verstorbenen in der Erde. (Urchristentum) Dies entsprach jüdischer Sitte und sollte an Jesu Grablegung erinnern. Schon früh erwarben die Christen eigene Friedhofsgrundstücke, oder aber sie begruben ihre Toten (unterirdisch) in Katakomben. Das Begräbnis war von Gebet, Psalmen und Schriftlesung begleitet. Im Mittelalter, das das Verständnis des Abendmahls als vom Priester dargebrachtes Opfer herausstellte, entwickelte sich die Praxis, das Begräbnis durch ein Opfer für die Toten zu erweitern («Totenmesse»). Dieses Opfer sollte den Verstorbenen das Los im Fegfeuer erleichtern. Die Kirchen der Reformation lehnten das Verständnis des Abendmahls als Opfer und folglich auch die Totenmesse ab. Jede Möglichkeit der Einflussnahme auf das Schicksal der Toten wurde bestritten. Nach protestantischem Verständnis ist das Begräbnis ein Gottesdienst, dessen Akzentuierung sich von der Verkündigung hin zur « Seelsorge » an den Trauernden verschoben hat. |
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