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Reformation

 
       
  Reformation Die Tatsache, dass es heute Katholiken (Katholizismus) und Protestanten (Protestantismus) gibt, hat ihre Ursache in der Reformation (lat. «Wiederherstellung »). Der Protestantismus gilt gemeinhin als Werk Martin Luthers (1483-1546), der die ursprünglichen Ziele des Neuen Testaments und der Botschaft Jesu freilegen wollte. Das führte am Ende zur Bildung einer neuen Kirche, aber auch zu tief greifenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen. 1. Luthers Schriften hatten durchschlagenden Erfolg, weil sie auf die offenen Fragen und Sehnsüchte seiner Zeit stießen: Das späte Mittelalter mit seiner relativen Enge und Überschaubarkeit ging zu Ende, und es herrschte eine Atmosphäre allgemeinen Wandels, vor allem in den Städten. Neben der Aristokratie entwickelte sich ein selbstbewusstes Bürgertum, das Individualität und Diesseitigkeit betonte. Der Buchdruck, den Gutenberg in der Mitte des 15. Jahrhunderts erfunden hatte, war in weiten Teilen Europas verbreitet. Während Städter und Bürger aufstiegen, büßten Adel und Geistliche von ihrer traditionellen Vorherrschaft ein. Die Ritterschaft wollte sich dem Abstieg widersetzen und erpresste immer höhere Abgaben von den Bauern. Die Bauern aber wehrten sich, und überall in Europa gab es im 15. und 16. Jahrhundert Unruhen und Aufstände. Im Volk war eine starke Erbitterung gegen die Kirche verbreitet. In den ersten Jahren der Reformation entlud sich diese Spannung in Gottesdienststörungen, Bilderstürmen, Überfällen auf Klöster und Handgreiflichkeiten gegen Geistliche, Mönche und Nonnen. Ab 1520 mobilisierte Luther in seinen Schriften diese Gefühle und peitschte den Antiklerikalismus auf. Er sprach davon, dass alle Christen gleich seien, dass zum Christentum Freiheit gehöre und dass die Bibel die einzige Norm christlichen und kirchlichen Lebens sei. Diese neue agitatorische Lehre verbreitete sich rasch. Unzählige Flugschriften, Einblattdrucke, Pamphlete, Bilderfolgen und Broschüren machten die « neue Lehre» zu einer politischen Angelegenheit. An der Spitze der reformatorischen Bewegung standen die Städte; Modell für die Durchsetzung der Reformation war Zürich, wo Zwingli (1484 -1531) wirkte. Auch die Reichsritter übernahmen bei ihrem Kampf gegen sozialen und politischen Abstieg die Gedanken der Reformation. Aber die politische Zukunft gehörte den Landesherren. Die vereinten Fürsten schlugen die Heere der aufständischen Bauern (1525). Durch Luthers brutale Stellungnahmen gegen die Bauern und nach einem grauenhaften Blutbad, das die Fürsten unter den Aufständischen anrichteten, büßte die Reformation die Sympathie breiter Bevölkerungskreise ein. Von nun an organisierten die Fürsten das protestantische Kirchenwesen und traten selbst an dessen Spitze. 2. Der Ausbau der Territorialstaaten seit etwa 1500 brachte die Landesfürsten in immer größere Spannung zum Kaiser, der die Idee des einen christlichen Imperiums in der Einheit des Glaubens hochhielt und deshalb die Reformation bekämpfte. Luthers Schriften wurden verdammt, er selbst geächtet. (Bann) Aber die reformatorischen Gedanken breiteten sich weiter aus. Als auf dem zweiten Reichstag in Speyer (1529) Maßnahmen gegen die Reformatorischen durchgesetzt werden sollten, erklärten sechs Fürsten und vierzehn oberdeutsche Städte ihren Widerspruch. Diesem Protest einer Minderheit gegen Mehrheitsbeschlüsse in Glaubensfragen verdanken die «Protestanten» ihren Namen. (Protestantismus) Nachdem Karl V. vom Papst zum Kaiser gekrönt worden war und mit Frankreich Frieden geschlossen hatte, wollte er auf dem Augsburger Reichstag (1530) die Religionsfrage endgültig klären. Die Anhänger Luthers legten dort ihre Lehre und ihren Kult in der « Confessio Augustana » (« Augsburgisches Bekenntnis ») dar, deren hauptsächlicher Verfasser Philipp Melanchthon (1497-1560), Luthers Schüler und Freund, war. Die Altgläubigen stellten dem ihre « Confutatio » (Widerlegung) entgegen. Der konfessionelle Gegensatz erwies sich als nicht überbrückbar. Aber der Kaiser konnte gegen die Protestanten nicht vorgehen, da ihm die Katholiken den militärischen Beistand verweigerten. 1531 schlossen sich die Protestanten im Schmalkaldischen Bund zusammen. Der Kaiser gewann die Initiative erst zurück, als es ihm gelang, ein getrenntes Abkommen mit Philipp von Hessen, dem politischen Führer des Schmalkaldischen Bundes, zu schließen. 1546 begann er den Krieg gegen den Schmalkaldischen Bund, 1547 hatte er völlig gesiegt. Nachdem der Kaiser den Fürsten nun zu stark geworden war, erhob sich 1552 Moritz von Sachsen zusammen mit einigen anderen Fürsten und im Bund mit Frankreich gegen ihn. So konnten die alten Machtverhältnisse im Reich stabilisiert werden. Der Reichsgedanke war gescheitert, Karl dankte ab. 3. Eine eigene Bewegung innerhalb der Reformation bildeten die Spiritualisten, Antitrinitarier (Gruppen, die die Trinitätslehre ablehnten) und Täufer. Viele unterschiedliche und zum Teil einander widersprechende Traditionen flossen in diesem «linken Flügel der Reformation » zusammen: biblizistische, enthusiastische, mystische und apokalyptische. Manche Kreise waren militant, andere ausgesprochen pazifistisch. In Kursachsen widersetzte sich Andreas Bodenstein von Karlstadt (um 1480-1541), ein ehemaliger Kampfgefährte Luthers, dem offiziellen reformatorischen Kurs. Auch Thomas Müntzer (ca. 1490 -1525) entwickelte sich vom Parteigänger Luthers zu einem leidenschaftlichen Gegner des Wittenbergers. Seit 1529 wurden die Anhänger der radikalen Reformation überall blutig verfolgt. Auf Wiedertaufe stand die Todesstrafe. Die Täufer galten als Aufrührer und Gegner der bestehenden Ordnung. 1535 wurde das « Reich » der Täufer in Münster niedergeworfen. Nur solche Gruppen konnten überleben, die sich in unzugänglichen Gegenden und weltabgewandten Konventikeln (lat. « kleine Versammlungen » ) organisierten. Zu ihnen gehörten die Anhänger Jakob Huters (gest. 1536 in Mähren; ihre Nachkommen flohen vor der Gegenreformation nach Ungarn, dann nach Siebenbürgen und schließlich nach Russland. 1874 zogen sie nach Amerika, wo sie heute noch in Kanada, Süddakota, Montana und in Paraguay leben) und die Kreise um Menno Simons (gest. 1561; Mennoniten). 4. Angesichts der Erfolge der Reformation schien es eine Zeit lang, als sei das Schicksal des Katholizismus besiegelt. Resignation machte sich breit. Jahrzehnte vergingen, bis sich die Spitze der katholischen Kirche in Rom zu Reformen bereit fand. Die Wende wurde von Paul III. (1534 -1549) eingeleitet. Mit Paul IV. (1555 -1559) begann die Gegenreformation. Im Konzil von Trient (1545 -1563) formulierte der erneuerte Katholizismus seine Lehren. Seinen typischen Ausdruck fand der verinnerlichte und militante Katholizismus der Gegenreformation im Jesuitenorden des Ignatius von Loyola (1491-1556). Der spätreformatorische Protestantismus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts konzentrierte sich darauf, das Erreichte zu sichern. Eine Tendenz zum Engen, Einseitigen und Doktrinären trat nun hervor. Die « wahre » Lehre Luthers sollte unter allen Umständen festgehalten werden. Darüber kam es zu einer ganzen Reihe theologischer Lehrstreitigkeiten. 1577 legten Lutheraner ein Lehrbekenntnis (« Konkordienformel ») vor, auf das sich aber nicht alle Anhänger der lutherischen Reformation einigen konnten. Bald breitete sich der Calvinismus als zweite aktive reformatorische Bewegung in Deutschland aus und bedrohte den Bestand der Lutheraner. 1560 ging die Kurpfalz zum « reformierten » (calvinistischen) Bekenntnis über. Calvins (1509 -1564) Theologie, die die reformatorische Lehre systematisierte und zusammenfasste, die Kirchenzucht betonte und vor allem die Prädestinationslehre (Lehre von der Vorherbestimmung durch Gottes Willen) hervorkehrte, hatte ihren Ausgangspunkt im Stadtstaat Genf genommen. Nun wurde der Calvinismus zum eigentlichen Gegner des gegenreformatorischen Katholizismus. 1560 erzielten Genf und Zürich (wo Heinrich Bullinger, 1504 -1575, die Nachfolge Zwinglis angetreten hatte) eine theologische Übereinkunft vor allem hinsichtlich der Lehre vom Abendmahl. Als in Frankreich die Anhänger des neuen Glaubens (« Hugenotten » ) blutig verfolgt wurden, erhielten sie von Calvin und der Stadt Genf Unterstützung. 1562 - 1598 wüteten die unvorstellbar grausamen Hugenottenkriege in Frankreich. Der Calvinismus, der Frömmigkeit mit politischem Engagement zu verbinden wusste, verbreitete sich vor allem in Frankreich, den Niederlanden und Schottland, wo sich 1560 unter der Führung von John Knox (gest. 1572) eine calvinistische Staatskirche bildete.

1. R. heißt >ErneuerungWiederherstellung der ursprünglichen Gestaltprotestantisch< wurde: es kam zur Spaltung der Kirche. Je nach der Konfession des Landesherrn wurde eine Region katholisch, lutherisch oder reformiert; wer nicht zustimmte, mußte auswandern. Aber die geistigen Kräfte, die die R. freigesetzt hatte, wirkten auf allen Gebieten weiter. 3. Der R.-Tag (31. 10.) soll die evangelischen Christen jedes Jahr daran erinnern, daß jede Kirche vom Evangelium her kritisch nach ihrer Verkündigung und ihrer Praxis befragt und immer wieder >reformiert< werden muß. A. R. Bauernkrieg; Calvinismus; katholisch; Rechtfertigung
 
 

 

 

 
 
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