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1. Unter S. versteht man die christliche Beratung und Begleitung eines Menschen in allen seinen Lebensproblemen; denn das Menschenbild der Bibel umfaßt Geist und Körper, Leib und Seele, den ganzen Menschen. Die theologische Ausbildung hat in den letzten Jahren die Notwendigkeit solcher Hilfestellung besser berücksichtigt, so daß ein Pfarrer heute über fundierte Kenntnisse in Einzelund Gruppens., Therapie, Gesprächsführung usw. verfügen kann. Damit hat sich das traditionelle Bild des Seelsorgers, der mit gutem Rat und biblischer Weisheit seinen >Schäfchen< zur Seite steht, grundlegend gewandelt. Gebraucht wird der zuhörende Berater, der den Erwartungen, die ihm auch heute noch als Vertreter der Kirche entgegengebracht werden, mit 155 Sachverstand und Liebe gerecht werden will. Dabei bleibt die S. der Tradition christlicher Beichte und praktischer Nächstenliebe verpflichtet und kann deshalb durch psychologische Beratung weder ersetzt werden noch kann sie diese ersetzen wollen. In einer orientierungslosen und entwurzelten Gesellschaft nimmt die Nachfrage nach seelsorgerlicher Hilfe stark zu. So kann das Gespräch mit dem Pfarrer gesucht werden, um auf bestimmte Fragen eine sachkundige Antwort zu bekommen (z. B. zum Verständnis des Gottesdienstes oder zum Umgang mit dem Sterben) oder um einen Ausweg aus einer akuten Lebenskrise zu finden (z. B. Konflikt in der Ehe oder Familie). Das Gebot unbedingter Verschwiegenheit (’Beichtgeheimnisimmer kommen darf’, sind nach statistischen Untersuchungen die wichtigsten Gründe für die Ratsuchenden und zugleich unabdingbare Voraussetzung dieses Arbeitszweiges kirchlichen Handelns. In Großstädten ist man neuerdings zur Einrichtung telefonischer Zentralen übergegangen, die meist Tag und Nacht besetzt sind (Telefons.). Wie in allen Wissenschaften, in denen es um den Umgang zwischen Menschen geht, lauern auch in der S. bestimmte Gefahren: die Gefahr der Methodisierung — aus dem Gespräch zweier Partner wird ein routinemäßiges Abspulen bestimmter psychologischer Kniffe; die Klassifizierung — der Ratsuchende fühlt sich in vorgefertigte Schubfächer eingeordnet; und die Überheblichkeit — nach einem vereinfachten Schema >Arzt und Patient’ wird der Anfragende dem ’wissenden’ Seelsorger untergeordnet. Dagegen Segen kann S., richtig verstanden und praktiziert, in einer mehr und mehr einsam machenden Welt Hilfe und Hoffnung für den bedeuten, der von dem >Bruder in Christo< etwas erwartet. Als praktische Verkündigung des Evangeliums ist darum S. Sache jedes Christen. H. R. Beichte; Diakonie; Leib; Seele |
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