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Vorgeschichtliche Religion

 
       
  Vorgeschichtliche Religion Die Geschichte der Menschheit reicht ungefähr 3 Millionen Jahre zurück und umfasst damit eine riesige Zeitspanne, die von der Altsteinzeit (Altpaläolithikum) über die Neusteinzeit bis zur Bronze-und Eisenzeit reicht. Die Prähistorie (Vorgeschichte) endet und die Geschichte beginnt mit der Erfindung der Schrift. Die ältesten Schriftzeugnisse entstanden ungefähr zur selben Zeit, nämlich vor etwa 5000 Jahren in den Kulturen Ägyptens, Mesopotamiens, Indiens und Chinas. Früheste Zeugnisse davon, dass sich menschliches Bewusstsein produktiv betätigt, stammen aus dem Altpaläolithikum: Menschen stellten sich Werkzeuge selbst her, indem sie Steine bearbeiteten. Bei der Jagd, zur Verteidigung und beim Früchtesammeln gebrauchten sie hölzerne Instrumente. Indem sie von runden Steinen Stücke an der einen oder an beiden Seiten abschlugen, entstanden Kerne und Abschläge mit scharfen Kanten, steinerne Werkzeuge, die z. B. beim Zerlegen getöteter Tiere verwendet werden konnten. Mit dem Erscheinen dieser Werkzeuge war die menschliche Arbeit geboren. Der Mensch handelte bewusst, planmäßig und zielgerichtet. Damit zeigt er sich als Wesen, das mit Intelligenz und Phantasie begabt ist. Diese Qualitäten, die den Altsteinzeitmenschen als « vollwertig » auszeichnen, legen manchen Forschern die Folgerung nahe, dieser Mensch müsse auch bestimmte Glaubensvorstellungen gehabt und religiöse Riten praktiziert haben. Tatsächlich ist die Auffassung nicht zu bestreiten, dass der Altsteinzeitmensch eine « Religion » besaß. Über deren Inhalte freilich schießt die Spekulation wild ins Kraut. Die auf uns gekommenen Dokumente - menschliche Knochen, Steinwerkzeuge, Farbpigmente (vor allem Ocker), Grabbeigaben, Gravierungen, Felszeichnungen, Statuetten, Höhlenmalereien - sind für uns kaum « durchsichtig », d. h. sie verraten nichts oder nur sehr wenig über ihren tatsächlichen religiösen Gebrauchswert. Bestandteil des Kultes ist wohl immer das Opfer gewesen. Der Glaubende drückt durch Gaben seine Verbundenheit mit einer Gottheit aus. Wie zu allen Zeiten scheinen auch im Paläolithikum essbare Tiere als Opfergaben besonders beliebt gewesen zu sein. Man fand in ehemaligen Tümpeln versenkte weibliche Rentiere, deren Brustkorb die spätpaläolithischen Jäger geöffnet und mit Steinen beschwert hatten. Andere « Opfer » (z. B. Mammute oder Rentiere) wurden inmitten oder nahe bei Lagerplätzen niedergelegt. Die Bedeutung der Opferpraktiken versucht man dadurch zu erschließen, dass man sie mit denen neuzeitlicher Jägervölker vergleicht, die ihre Opfer in der Hoffnung deponieren, dass daraus neues Jagdwild entstehe. Ob aber paläolithische Jäger ihre Gaben tatsächlich mit den gleichen Motiven darbrachten, bleibt spekulativ. In der Behandlung ihrer Toten zeigen die frühen Menschen, dass sie, aller Erfahrung zum Trotz, den Tod nicht als etwas Endgültiges hinnehmen wollten, das die menschliche Existenz ganz und gar auslöscht. (Totenbestattung) Der Verstorbene wird nicht als restlos tot angesehen. Aus dem Altpaläolithikum gibt es zwar noch keine archäologischen Zeugnisse, die Einblick in die Behandlung der Toten geben; Beschädigungen und Spuren an manchen Menschenknochen ließen jedoch die Vermutung aufkommen, es habe Kannibalismus und Kopfjägerei gegeben. Aus dem Mittelpaläolithikum gibt es dann Funde, die eindeutig auf regelrechte Bestattungen und die rituelle Behandlung von Toten hinweisen. Man fand Grabbeigaben, Steingeräte, Schmuck und Waffen. Oft wurden die Menschen bezogen, wie etwa auf den Wechsel der Jahreszeiten, das Verhalten des Wildes, Sexualität oder Tod. Die Funde zahlreicher weiblicher Statuetten (sog. Venus-Figuren) zeigen, dass der Frau in der Gesellschaftsordnung und dem weiblichen Prinzip im religiösen Vorstellungsbereich des Jungpaläolithikums eine große Bedeutung beigemessen wurde. Die kleinen Figuren dienten als Anhänger und Grabbeigaben. Manche Forscher vermuten, dass die Frauenstatuetten mit übermäßig stark betontem Unterleib auf die Verehrung einer mythischen Ahnmutter hinweisen, aus der der Stamm hervorgegangen ist und die die Familie und die Wohnplätze schützt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die steinzeitlichen Völker eine Reihe (kosmogonischer und Ursprungs-) Mythen kannten, in denen sie sich zu erklären versuchten, wie die Menschen, die Tiere, der Tod, die Pflanzen entstanden sind. Dafür spricht die Tatsache, dass bis in Einzelheiten übereinstimmende Kosmogonien (Lehren von der Entstehung der Welt) in allen Kontinenten von Australien bis nach Südamerika verbreitet sind. (Schöpfungsmythen) Schädel von den Körpern getrennt, gesondert behandelt (durch Entfleischung und Herausnahme des Gehirns) und sichtbar aufbewahrt. Im Jungpaläolithikum scheint es Brauch gewesen zu sein, Tote auf der (manchmal noch warmen) Herdstelle des Lagers zu bestatten. Man bestreute die Leichen mit Ocker. Vielleicht steht hinter der Verwendung dieses roten Pulvers eine Symbolik, die biologisches und « jenseitiges » Leben miteinander in Beziehung setzt. Die Toten wurden mitunter auf ebener Erde oder in Mulden und Felsspalten beigesetzt. Man umstellte sie oft mit Steinen oder beschwerte sie mit Steinplatten. Ob diese Steinplatten die Leichen lediglich vor Raubtieren schützen oder aber die Wiederkehr der Toten als bedrohliche « lebende Leichname » verhindern sollten, ist umstritten. Gestorbene Männer, Frauen und Kinder wurden gleichermaßen geschmückt. Außer Geräten und Schmuck finden sich auch Speisen als Grabbeigaben. Unumstritten ist die These, dass auch die figürliche Kunst des Jungpaläolithikums in den Bereich des Religiösen gehöre. Man fand Steinplatten und Knochen mit Tierdarstellungen sowie Tierbilder an Höhlenwänden und -decken. Manche der Höhlen scheinen als Kultstätten, die Wandbilder als szenischer Hintergrund für rituelle Handlungen gedient zu haben. Die Tierbilder könnten Ausdruck einer animistischen Haltung (Animismus) gewesen sein, der-zufolge der Jäger in einer magischen (Magie) oder mystisch-religiösen Bindung zum Jagdtier steht. Vom « Animismus » heutiger Jägervölker hat man auf eine Jägerreligion der Jungpaläolithiker zurückgeschlossen und vermutet, dass Tiere als « beseelte », menschenähnliche Wesen angesehen wurden. Angeblich glaubten unsere Vorfahren, dass ihre « Seelen » in Tierkörper eingehen könnten, dass Mensch und Tier wesensverwandt seien und dass es tierische Schutzgeister gebe. Ihren Animismus hätten die Menschen mit Tänzen in Tiermasken, Träumen von Tieren, Tierspielen, auf Tiere bezogenen Fruchtbarkeitsriten und in dem Glauben an tierische Stammväter ausgedrückt. (Totemismus) Vielleicht erhoffte man sich von der Anfertigung von Bildern zaubermächtige Wirkungen («Bildmagie »). So könnte die Darstellung eines Jagdtieres Jagderfolg, diejenige eines Raubtieres Schutz vor diesem verschafft haben. Möglich ist auch, dass es sich bei der bildlichen Fixierung von Jagderlebnissen um die gedanklich-bewusste Wiederholung von tatsächlichen Erlebnissen in religiöser Absicht handelte. Die steinzeitlichen Malereien, Zeichnungen und Figuren könnten im Zusammenhang mit bestimmten Geschichten und Riten gestanden haben, die sich auf bedeutsame Ereignisse im Leben der  
 

 

 

 
 
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