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Totemismus Mit dem Wort «Totem », das aus einer nordamerikanischen Indianersprache stammt, bezeichnet man dasjenige Wesen, zu dem die Menschen eines Clans (Sippe) in einer bestimmten magisch-mystischen Verbindung stehen. (Magie; Mythos) Totems gibt es sowohl bei Ackerbauvölkern, u. a. in Afrika, Indien, Melanesien, als auch bei Jägervölkern etwa in Australien und Amerika. Viele Indianerstämme sind nach Totemgruppen organisiert. Zu einer solchen Gruppe gehören das Totem und die Totembrüder, das heißt diejenigen Menschen, die nach dem Totem benannt werden und die annehmen, sie besäßen eine Art Blutsgemeinschaft mit dem Totem. (Indianische Religionen) Das Totem ist bisweilen ein Gegenstand der Natur oder eine Naturerscheinung wie Sonne, Mond, Gewitter, Wasser, Feuer oder - was häufiger vorkommt - eine Pflanzen- oder Tierart. Es ist Gefährte, Verwandter, Schützer und Helfer. Manchmal ist es mit übermenschlichen Kräften ausgestattet. Man begegnet ihm scheu und respektvoll, voll Furcht und mit Verehrung. Vom Totem leitet die Totemgruppe ihren eigenen Ursprung her. Das Totemtier darf man nicht ohne weiteres töten oder essen, ja man soll es nicht einmal berühren. Die Angehörigen eines Gruppentotems, die miteinander verwandt sind, überliefern Erzählungen über das Wesen des Totems und den Ursprung ihrer Gemeinschaft. Nach den Mythen vieler südamerikanischer Indianerstämme hat sich in alter Zeit ein tierischer Vorfahre in einen Menschen verwandelt und wurde daraufhin zum Begründer der Gruppe. Häufig wird aber auch erzählt, der Ahnherr des Clans entstamme der ehelichen Verbindung eines Menschen mit dem Totemtier. Als Kind wird man in eine totemistische Verwandtschaftsgruppe hineingeboren und erbt das Totem entweder nach der Erbfolge des Vaters oder der Mutter. Dem Totemismus liegt die Anschauung zugrunde, dass Tier und Mensch miteinander verwandt seien; das Tier ist Kraftträger und Gefährte des Menschen. Die « Seelen » der Toten können in Tiere eingehen. Der Jäger, der ein Wild getötet hat, muss den Stammvater, der das Jagdwild schützt, versöhnen. Mit der Organisation in Totemgruppen verbinden sich oft Eheregelungen: Totemgenossen dürfen nicht innerhalb der eigenen Genossenschaft heiraten (« Exogamie » : Der Ehepartner muss aus einem anderen Stamm kommen). Die Zusammengehörigkeit der Totemgemeinschaft wird bei Feiern stets neu erlebt und gefestigt. Die hierfür vorgesehenen Zeremonien sollen das Totem günstig stimmen und die Jagdbeute mehren. Im Totemismus fließen somit soziale und religiöse Momente zusammen. Die Totems werden als etwas Heiliges und mitunter wie Götter angesehen. Ein Totem gewährt seiner Gruppe Schutz, während die Gruppe das Totem ehrfurchtsvoll in den Mittelpunkt ihres Kultes, ihrer Mythen und kultischen Riten stellt. (Stammesreligionen) |
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