|
|
Mythos |
|
|
|
|
|
|
|
Mythos, überlieferte Dichtung, Erzählung oder Sage aus der Vorzeit eines Volkes, die oft von Göttern, Dämonen oder übernatürlichen Wesen handelt. C. G. Jung und andere Psychologen haben herausgefunden, daß tief im Unbewußten mythische Vorstellungen schlummern, die sogenannten Archetypen des kollektiven Unbewußten. So gesehen, personifizieren die zahlreichen Gottheiten aus Mythos, Sage und Legende allgemeine menschliche Eigenschaften oder universelle Prinzipien aus Natur und Kosmos. Mythen offenbaren häufig die geistigen Werte einer Kultur und geben dem Leben und Wirken der Gesellschaft und ihren einzelnen Mitgliedern Sinn und Bedeutung. Okkultisten beziehen sich gelegentlich bei ihren Ritualen auf Mythen und rufen verschiedene Götter an, um sich dadurch spirituell und persönlich weiterzuentwickeln.
Mythos (griech. «Wort », « Rede », « Fabel » ) ist der Form nach eine Erzählung und berichtet von Geschehnissen, die keine fassbaren geschichtlichen Grundlagen haben, sondern jenseits der wirklichen Zeit - in der Vorzeit oder in der Endzeit - stattfinden. Nach Darstellung der Mythen traten in der Vorzeit Ereignisse ein, die noch das gegenwärtige Dasein grundlegend bestimmen. Zahlreiche Mythen handeln beispielsweise von der Entstehung der Götter (theogonische Mythen). Der Gott Brahma etwa (Hinduismus) ging aus dem Nabel Vishnus, die Göttin Athene aus dem Haupt des Zeus hervor. Schöpfungsmythen (kosmogonische Mythen) kennen die so genannten Naturreligionen genauso wie die antiken Völker. Das alttestamentliche Schöpfungsverständnis (1. Mose 1 und 2; -5 Schöpfung) geht auf babylonische Vorstellungen zurück, nach denen die Welt aus dem Urchaos entstanden ist. (Babylonisch-assyrische Religion)
Naturmythen (kosmologische Mythen) erklären das Werden und Vergehen der Natur. In altägyptischen Sonnenmythen erscheint die Sonne beispielsweise als Sonnenfalke, der über den Himmel fliegt, oder als « Sonnenschiff », das am Tag über den Himmel, in der Nacht aber durch die Unterwelt (den « Nachthimmel ») fährt. Sonnenglaube und Sonnenkult sind tief im Leben der Religionen (z. B. des alten Mittelamerika, der Indogermanen, der Babylonier und Griechen, aber auch im Judentum und Christentum) verwurzelt. Zahlreiche Mond-Mythen sind über die ganze Erde verbreitet. Ihr Ursprung liegt meist in mutterrechtlichen Kulturkreisen. Häufig wird der Mond gefeiert als «Mutterleib, der alles gebiert» und als « Erzeuger der Götter und Menschen ». Neben der Sonne und dem Mond werden aber auch die Sterne als lebendige göttliche Wesen angesehen. Viele Mythen bringen die Sterne mit den Verstorbenen in Zusammenhang. Paradies- und Sündenfallmythen (anthropologische Mythen) wollen hingegen erklären, wie das Übel und der Tod in die Welt gekommen sind. Weit verbreitet sind auch Sintflutmythen, die von der Ausrottung eines alten Menschengeschlechts und dem Überleben eines Paares erzählen, das den Anfang einer neuen Menschheit bildete. Stammesmythen führen die Entstehung eines Volkes auf einen Gott oder einen gottähnlichen Urahn (« Kultheros », « Dema-Gottheit » ) zurück. Auch das Alte Testament kennt zahlreiche solcher Mythen von « Stammvätern ». (Abraham) Kultmythen erklären, dass die Heiligtümer von Göttern begründet und Kult (Kultus) und Zeremonien von ihnen selbst angeordnet worden seien. 1. Mose 28, 16 ff. will den Ursprung des Bethel-Heiligtums verdeutlichen, und 1. Mose 22 veranschaulicht angeblich die Ablösung des Menschenopfers durch das Tieropfer. Offenbarungs- und Heilandsmythen erzählen, wie ein göttlicher Erlöser auf die Erde herabkam, um die Menschen aus Not und Sünde zu erretten. Heilbringer waren es, die den Menschen Werkzeuge und Waffen zeigten und sie die Kultivierung von Nutzpflanzen lehrten. Verwandt mit ihnen sind die Heilandsgestalten der antiken Religionen, des Buddhismus, Hinduismus und des Christentums. Buddha stieg vom Himmel herab, um den Menschen die Erlösung vom ewigen Geburtenkreislauf zu bringen; geboren wurde er, wie Jesus, aus einem jungfräulichen Mutterschoß. (Jungfrauengeburt) Jenseits- und Endzeitmythen geben dramatische Schilderungen der Suche des Menschen nach dem ewigen Leben, und sie beschreiben auch den Weltuntergang. Dabei werden Urzeit und Endzeit in gegenseitiger Entsprechung vorgestellt: Was am Anfang war, wiederholt sich am Ende. Die christliche Glaubenslehre ist von mythischen Elementen durchsetzt. In die christliche Dogmatik gingen Schöpfungsmythos, Paradies- und Sündenfallmythos und Heilandsmythos ein: Der Gottessohn, den die Menschen ersehnt haben, kam zur Erde herab, wurde aus einer Jungfrau geboren (Jungfrauengeburt), besiegte die Gewalt des Teufels, stillte den Zorn Gottes durch sein stellvertretendes Leiden und sein Selbst-Opfer (- Opfer), stieg in die Unterwelt hinab, wo er die Verstorbenen befreite, und fuhr schließlich auf zum Himmel, von wo aus seine Rückkehr zum Weltgericht zu erwarten ist. Neben dem « Christusmythos » gibt es im Christentum auch einen « Marienmythos » : Maria, die, bewahrt von Erbsünde, nach jungfräulicher Empfängnis vom Heiligen Geist den Gottessohn auf übernatürliche Weise gebar, wurde zur Miterlöserin unter dem Kreuz und fuhr schließlich selbst in den Himmel auf.
Mythos [griech.; Erzählung, das gesprochene Wort], geglaubte Erzählung aus der Vorzeit. Gegenstand des M. sind Kosmogonien, Taten verschiedener Vorzeitwesen, »Heilsbringer«, Vorstellungen von Entstehen, Leben und Handeln der Götter und Menschen, u. ä. m. Der M. kann in Ritus und Kult wiederholt werden, gelegentlich hat diese Wiederholung eine wichtige soziale Funktion. Vom M. sind andere Erzählformen, z. B. Märchen, Legende und Sage, prinzipiell zu unterscheiden. Die meisten Autoren rechnen auch Erzählungen von der Endzeit der Welt (Eschatologie) zum M. — Die Ethnographie kennt keine mythenlose Kultur. Die wiss. Mythendeutung versucht, den M. als vorwiss. Interpretation der Welt, als poetische Leistung, als gemeinschaftsstabilisierendes Element oder, in der Tiefenps., als Projektion, Vergegenständlichung psychischer Gegebenheiten zu begreifen. — Für die Pps. ist das Verständnis der Zeit im M. von Interesse; z. B. wird oft berichtet, daß in der Vorzeit (mythischen Zeit) die Qualität der Zeit eine andere war als heute, und daß in jener Vorzeit das »übernatürliche« natürlich war. Außerdem interessiert die Pps., ob in der rituellen Vergegenwärtigung des M.’ Vorzeitlich-Übernatürliches nur »symbolisch« wiederholt wird oder ob diese andere Zeit in die Gegenwart »einbricht«, d. h. sich Paranormales manifestiert. |
|
|
|
|
|
Diese Seite als Bookmark speichern :
|
|
|
|
|
|
<< vorhergehender Begriff |
|
nächster Begriff >> |
|
|
|
|
|
|
|
|
|