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Stammesreligionen

 
       
  Stammesreligionen nennt man Religionen von so genannten Naturvölkern, die man früher als «Wilde » oder « Primitive » bezeichnete. Bisweilen hat man auch von « Naturreligionen » oder « Primitivreligionen » gesprochen und alle ihre Erscheinungen unter dem Begriff Animismus zusammengefasst. Religionen, deren Träger Stämme sind, haben sich kaum irgendwo rein erhalten, sie sind von fremden Zivilisationen und missionierenden Religionen meist nachhaltig beeinflusst. Man nahm an, dass sie dem Ursprung der Religion näher stünden als die Religionen der so genannten Kulturvölker. Charakteristisch für Stammesreligionen ist Magie als Technik zur Bewältigung von Lebensproblemen: z. B. zur Herbeiführung von Regen oder Sonnenschein, zur Vertreibung von Krankheiten, Vernichtung von Feinden oder zur Sicherung der Übergänge zwischen den verschiedenen Lebensaltersstufen (z. B. vom Kindheits- in das Pubertätsalter). Häuptlinge und Familienälteste, Exorzisten und Krankenheiler, Opferer und Schamanen, Wahrsager und Beschwörer haben sowohl mit Religion als auch mit Magie zu tun; beide sind untrennbar miteinander verbunden im Opfer. Durch die Hingabe wertvoller Dinge sollen dabei von den Göttern erwünschte Zustände erbeten oder gar erzwungen und die Gesetze der Natur ausgeschaltet werden. Unsere Kenntnis der Stammes- oder Naturreligionen ist beschränkt. Archäologische Funde, Grabanlagen und Grabbeigaben müssen auf ihren religiösen Bedeutungsgehalt hin mühsam untersucht werden. Felsbilder scheinen magische und religiöse Vorstellungen auszudrücken. Man sammelt und interpretiert Gegenstände, die bei religiösen und kultischen Praktiken gebraucht wurden. Die Stammesreligionen haben keine eigenen authentischen heiligen Schriften, keine Stifter und auch keine festgelegte Lehre. Sie sind vielmehr «schriftlose Religionen ». Aufzeichnungen über sie werden meist erst von Fremden vorgenommen. Mit Magie ist mythisches Denken verbunden. Die Mythen der Stammesreligionen « berichten » Geschehen aus lang vergangenen Zeiten, als beispielsweise ein Gott getötet wurde und daraufhin aus seinem Körper die Menschen und die Nutzpflanzen entstanden sind. Diese Vorgänge müssen rituell wiederholt werden: Im Ritus wird der Mythos aktualisiert. Hinter alltäglichen Erfahrungen wie außerordentlichen Erscheinungen werden besondere Kräfte und Mächte vermutet. Lebenskraft konzentriert sich vor allem im Blut. Die Seele ist Bestandteil des Körpers. Sie kann den Körper etwa im Traum oder beim Tod verlassen. Viele glauben, dass der Mensch nach dem Tod in Gestalt eines Geistes fortlebe. Die Riten der Überlebenden bewirken, dass der Verstorbene im Totenreich sein Dasein ordnungsgemäß fristen kann. Fallen die Riten aus, so findet der Tote keine Ruhe und irrt als bedrohliches Gespenst umher. Naturgeister wohnen meist auf Bergen und in Felsklüften, Einöden und Flüssen. Aus ihnen sind in Europa Elfen, Nixen und Zwerge geworden. Höher als Geister und Dämonen stehen die Götter. Sie haben die gleichen Aufgaben wie die Geister. Aber nicht alle Stammesreligionen kennen Götter. Oft ragt aus der Menge der Geister und Götter eine Gestalt besonders hervor, der so genannte Hochgott. Meist wird ihm die Erschaffung der Welt zugeschrieben (Schöpfungsmythen); aber seit geraumer Zeit hat er sich zurückgezogen, und andere Wesen sind daraufhin zwischen ihn und die Menschen getreten. Die christlichen Missionare griffen oft auf die Namen der Hochgötter zurück, wenn sie bei Predigt oder Bibelübersetzung eine Bezeichnung für den Christengott suchten. Im Kult werden Riten vollzogen, die höheren Wesen, den Ahnen, Geistern oder Gottheiten gelten. Riten und Gebete sollen die wirtschaftliche Existenz der Gemeinschaft sichern. Dabei spielen « Medizinmänner » eine wichtige Rolle. Sie kennen die magischen Machtmittel und benutzen sie etwa zur Krankenheilung. Aus dem Vogelflug oder aus der Eingeweideschau, nach Los oder Orakel treffen Wahrsager bestimmte Vorhersagen. « Zauberer » können über Menschen und Dinge jedoch auch Unheil bringen. Medizinmann, Zauberer und Wahrsager arbeiten mit den Mitteln der Magie. Der Schamane ist Heilkundiger genauso wie der Medizinmann; im Zustand der Ekstase kann er seinen Körper verlassen, mit Dämonen kämpfen, die Verstorbenen ins Totenreich geleiten und die « Seele » eines Kranken zurückbringen. (Indianische Religionen) Dass das ganze Leben in mannigfachen Bezügen zur Religion steht, machen die Übergangsriten (bei Geburt, Reife und Tod) deutlich. Auch das politische Leben ist mit Religion verknüpft. Selbst der Häuptling hat wichtige religiöse Funktionen. An seiner « Macht » liegt es, ob es dem Stamm gut geht. Vom Recht gilt, dass es nicht von Menschen erfunden, sondern von einer Gottheit angeordnet worden ist. Auch Tänze und Lieder dienen dazu, magische Kraft zu erwerben. Vor der Jagd wird das Wild figürlich dargestellt und symbolisch erlegt; die Tänze mancher Stämme tragen noch heute den Namen von Jagdwild. Im Kontakt mit der « Zivilisation » und aufgrund der Missionierung durch die « Hochreligionen » drohen die noch existierenden Stammesreligionen auszusterben. Bisweilen begehren sie auf, meist versuchen sie sich den modernen Verhältnissen anzupassen. In den sie überlagernden Hochreligionen leben ihre Anschauungen oft im Verborgenen weiter. (Afrikanische Religionen) Im Aberglauben bestehen Reste vergessener Frömmigkeit und Relikte früheren Glaubensgutes fort.  
 

 

 

 
 
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