|
|
Bald danach führte Earle mit Baron Kurt von Lersner, der der Leiter der Orientalischen Gesellschaft einer deutschen kulturellen Vereinigung in Istanbul war, ein langes Gespräch. Auch hierbei wurde Earle diesselbe Frage gestellt: Wenn die Nazi-Gegner in Deutschland die deutschen Streitkräfte an die Amerikaner auslieferten, könnten sie sich dann auf die Kooperation der Alliierten verlassen, die Sowjets aus Osteuropa herauszuhalten?
Der Baron erklärte, daß, wenn Roosevelt einer »ehrenhaften Kapitulation« zustimmen würde, Hitler, selbst wenn er nicht von den Widerstandskämpfern getötet werden würde, er von ihnen an die Amerikaner übergeben würde. Es sei von größter Dringlichkeit, die Russen im Osten zurückzuhalten und daran zu hindern, ihre Terrorherrschaft über den ganzen Westen zu verbreiten.
Wieder sandte der Commander eine chiffrierte Botschaft an das Weiße Haus, worin er Roosevelt bat, die von den Nazi-Gegnern unterbreiteten Vorschläge ernsthaft zu erwägen. Wieder erhielt er von seinem Obersten Befehlshaber keine Antwort.
Nach diesem neuen Rückschlag traf der persönliche Gesandte des Präsidenten erneut geheim mit von Lersner zusammen, der einen neuen Plan mitbrachte, nämlich die Kapitulation des entfernten osteuropäischen Hauptquartiers Hitlers sowie den, das deutsche Heer an die russische Front zu verlegen, bis man einen Waffenstillstand vereinbart hätte.
Nachdem er seit fast zwei Monaten nicht ein Wort aus Washington erhalten hatte, trotz seiner dringenden Bitten um Weisung, schickte Earle über den ArmyNavy Dienstweg eine Botschaft höchster Dringlichkeitsstufe an Präsident Roosevelt, um sicherzugehen, daß sie auch bis zum Präsidenten gelangen würde.
Der Commander erklärte, daß zum derzeitigen Stand der Entwicklung er zu dem Schluß gekommen sei, daß »das Weiße Haus zweifellos nicht der Ort ist, um die Wahrheit über Sowjetrußland darzulegen«. Er »war sicher, daß der Präsident starkem Einfluß im Weißen Haus sein >Gehör< schenkt, willens der Auslöschung aller Deutschen zuzusehen, und zwar ungeachtet, wieviele amerikanische Soldaten ihr Leben auf dem Schlachtfeld, in der Luft und zur See lassen müßten, um diese ungeheuerliche Zielsetzung zu erreichen«.
Es war in Istanbul geplant worden, daß nach Eingang einer, so erhoffte man sehr, positiven Antwort Roosevelts bezüglich einer ehrenhaften Kapitulation Commander Earle zu einem noch unbekannten Ort in Deutschland fliegen sollte, um dort weitere Einzelheiten über eine deutsche Kapitulation entgegenzunehmen. Diese Einzelheiten sollten dann ins Weiße Haus zwecks weiteren Schritten gesandt werden. Auf einem Landeplatz in der Nähe von Istanbul stand ein Flugzeug in Erwartung der positiven Antwort Roosevelts startbereit. Es wartete und wartete! |
|