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Thomas von Aquin

 
       
  Thomas von Aquin (1225-1274) war der einflussreichste Vertreter der Theologie des Mittelalters (« Scholastik » ), die sich « schulmäßig » an die Bibel, die Schriften der Kirchenväter und die Philosophie des Aristoteles anschloss, um aus der Verbindung von Theologie und Philosophie eine alles umfassende Welt- und Glaubenserkenntnis zu begründen. Der Katholizismus der Gegenreformation und auch derjenige der neuesten Zeit orientieren sich bevorzugt an den Fragestellungen von Thomas und Augustinus. Thomas trat schon als Kind in ein Benediktinerkloster ein. Nach ersten Studien in Neapel schloss er sich dem neu gegründeten Orden der Dominikaner an. Er studierte bei Albert dem Großen (Albertus Magnus, etwa 1200 -1280) in Paris, der die damals neu erschlossenen Schriften des Aristoteles allgemein bekannt machte und darauf eine Theologie begründete, die Thomas, sein berühmtester Schüler, später konsequent durchgestalten sollte. Über Albert lernte Thomas auch den Neuplatonismus (Platonismus) kennen. Nach einem Zwischenaufenthalt in Rom verbrachte Thomas seine letzten Jahre als Ordensprofessor in Neapel. In seinem Werk « Summa theologica » versuchte er die kirchlichen Glaubenslehren zusammenzufassen. Auf die Fragen der Philosophie sollte der Glaube Antwort geben. Dabei erkannte Thomas die Leistungen der Vernunft an; aber er hielt eine geoffenbarte Lehre für notwendig, wenn es um das Heil des Menschen geht. Denn die Erkenntnisse der Vernunft bleiben, nach Thomas’ Meinung, immer unklar und mit Irrtümern behaftet, zumal wenn es sich um Aussagen über Gott handelt. Um über Gott, das höchste Ziel des Menschen, Klarheit zu gewinnen, brauche man ein Wissen, das durch Offenbarung vermittelt werde. Thomas vertrat die Ansicht, dass dieses offenbarte Wissen über Gott Wissenschaft sei, zumal alle Wissenschaften auf nicht beweisbaren Prinzipien ruhten. Theologie setze also Offenbarung als nicht beweisbares Prinzip voraus. Als Wissenschaft müsse Theologie ihre Einsichten allerdings stichhaltig begründen. Das Wissen aus Offenbarung - so Thomas - hebe das Wissen der Vernunft nicht auf, vielmehr führe es darüber hinaus, um es zu vollenden. Obwohl das theologische Wissen nicht aus der Vernunft kommt, ist es der Vernunft nicht entgegengesetzt. Wie Gnade die Natur vervollkommnet, so überschreitet die Offenbarung alle Vernunft. Die Vernunft sagt dem Menschen, dass Gott existiert - so Thomas in Anlehnung an Aristoteles. Gott sei die erste Ursache von allem, was es gibt. Von der Tatsache der Dinge kann also auf die Tatsache Gottes zurückgeschlossen werden. Sodann können die Eigenschaften der Dinge Aufschluss geben über die Eigenschaften Gottes. Diese Feststellungen sind vernünftig. Folglich hat die Vernunft ein Wissen von Gott. Sie weiß aber auch, dass sie der Offenbarung untergeordnet ist. Ähnlich wie im Bereich des Denkens Vernunft und Glaube einander zugeordnet sind, so bestimmt Thomas auch das Verhältnis der weltlichen Herrschaft zur Kirche - beide Kräfte werden in harmonischen Ausgleich gebracht. Nach Thomas’ Überzeugung muss der einzelne Mensch vor seinem Tod übernatürliches Sein erwerben, um vor Gottes Gericht bestehen zu können. Glaube und Liebe sind Ausdruck dieses übernatürlichen Seins. Sie kommen einerseits aus der Gnade Gottes, andererseits sind sie aber auch ein Verdienst menschlicher Anstrengungen. Einzelne Auffassungen des Thomas von Aquin sind noch während des Mittelalters von Johannes Duns Scotus (gest. 1308), von Meister Eckhart (gest. 1327; Mystik) und von Marsilius von Padua (gest. ca. 1342), dann aber besonders heftig und nachhaltig von den Reformatoren kritisiert und bekämpft worden.

Thomas von Aquin (1225/26-1274), der bedeutendste mittelalterliche Philosoph und Theologe, Dominikanermönch, Schüler von Albertus Magnus, 1322 Heiligsprechung, Kirchenlehrer seit 1567. Seit 1879 ist der »Thomismus« die offizielle Philos. der kath. Kirche. Von Th. v. A. berichten Zeitgenossen, sie hätten über seinem Haupt oder auf seiner Brust einen Strahlenkranz (eine Sonne) wahrgenommen; er selbst sprach von mehreren Visionen, die ihm zuteil geworden seien. Die Echtheit eines ihm zugeschriebenen Textes über die alchimistische Transmutation ist umstritten.
 
 

 

 

 
 
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