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Mönchtum |
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Mönchtum ist aus dem christlichen Bestreben erwachsen, « vollkommen » zu sein. «Vollkommene » wurden in der -> Alten Kirche alle Getauften genannt. Die altkirchlichen Mönche glaubten jedoch, sie könnten die christliche Vollkommenheit nur durch weltflüchtige Askese erreichen. Askese (griech. «Übung ») diente dem Zweck, die Ideale der Nachfolge Christi, Tugend und Frömmigkeit, zu steigern. « Disziplin » und asketische Übung (exercitium) sollten Gottes- und Nächstenliebe fördern. Von den mönchischen Lebensregeln galt, dass sie nicht für jedermann, sondern nur für besonders begnadete Menschen geeignet seien. Sie enthielten keine verpflichtenden « Gebote », sondern « Ratschläge », um auf dem Weg der Berufung weiter voranschreiten zu können. Die Alte Kirche hat schon früh die ehelosen Asketen und Asketinnen als besonderen Stand anerkannt, zumal in den Paulusbriefen (1. Kor. 7) das Ideal der Ehelosigkeit hochgehalten wird. Um « den Schatz im Himmel » zu erwerben (Mat. 19, 21), verzichteten manche Christen auf Besitz, vornehme Kleidung und Ehe; alles Irdische und Leibliche galt als Werk des Bösen. Antonius (ca. 25156) lebte von Brot und Salz, trank nur Wasser, hauste in einem Grabhäuschen, zog sich schließlich in die Wüste zurück, blieb zwanzig Jahre allein und beschäftigte sich mit Psalmengesang, Gebet, dem Wort Gottes und dem Kampf mit dem Teufel. Dann sammelten sich Jünger um ihn. Sie bildeten Einsiedlerkolonien. Die Asketen bevorzugten einsame Gegenden außerhalb menschlicher Siedlungen. In ihrer Lebensordnung hielten sie sich an ältere jüdische und hellenistische Vorbilder. Die jüdischen Essener (Qumran) lebten in apokalyptischer Naherwartung und verbanden Askese mit Kontemplation (Versenkung). Im Hellenismus galt ein philosophisches Leben als gleichbedeutend mit asketischem Lebenswandel. Bedeutsam war das Bleiben an einem Ort (stabilitas loci), am besten in einer engen Zelle. Ruhe, Schweigen, Einsamkeit galten als Voraussetzungen der Sündlosigkeit. Im 4. Jahrhundert wurde das Mönch-tun zu einer festen Institution. Als die staatliche Religionspolitik die Massen in die christliche Kirche zog (Konstantin der Große), wuchs auch die Zahl derjenigen, die sich der Verflachung widersetzten und in der Wüste dem Ideal der Vollkommenheit nachstrebten. Der mönchische Asket wurde zum Modell christlichen Lebenswandels. Die Einsiedler schlossen sich in gegliederten Genossenschaften zusammen und unterstellten sich einem geistig herausragenden Mönchsvater. Die Urform des Klosters (lat. claustrum, «das Abgeschlossene » ) ist ein umzäuntes Gelände mit den einzelnen Hütten der Eremiten. Das erste Kloster im heutigen Sinn eröffnete der ehemalige römische Soldat Pachomius (292 -346): eine Lebensgemeinschaft von Mönchen, die sich unter einem Dach und unter der Leitung eines Abtes (syrisch-armäisch abba, «Vater ») zusammenschlossen. Pachomius wurde der Begründer des Koinobitentums (griech. koinos bios, « gemeinschaftliches Leben »). Die Mönche nahmen eine neue Haltung gegenüber praktischer Tätigkeit ein. Mit der «Arbeit an der Seele» sollte auch « körperliche Arbeit » verbunden sein. Zur Askese trat der Dienst am andern. Der « Säulensteher » Symeon (gest. 459), der sich auf eine neun Meter hohe Säule stellte, um sich den Belästigungen seiner vielen Verehrer zu entziehen und dem Himmel näher zu sein, betete bis zu neun Stunden am Tag, hielt täglich zwei Ansprachen, sprach aber auch Recht, schlichtete Streitigkeiten und ermahnte Behörden und Bischöfe. Durch ihre beispiellose Selbstüberwindung machten sich frühchristliche As keten in Ägypten, Syrien, Palästina und Kleinasien nicht nur zu Außenseitern der Gesellschaft, sondern auch zu christlichen Leitbildern, Identifikationsmustern und Modellen des Menschenmöglichen schlechthin. Für das orthodoxe Mönchtum waren die Regeln Basilius’ des Großen (ca. 330- 379), für das abendländische Mönchtum insbesondere die des Augustinus (354 30) und die des Benedikt von Nursia (gest. um 550) von grundlegender Bedeutung. Danach verzichten die Mönche auf Ehe und Privateigentum und verpflichten sich zum Gehorsam dem Abt gegenüber. Im Reich Karls des Großen wurde die « Regula Benedicti » zur allgemein verbindlichen Norm des Mönchslebens. Im - Mittelalter wurden Verzicht auf Reichtum, Niederlegung der Waffen, Leben in Enthaltsamkeit und Fasten zu Idealen für alle. Im 11. Jahrhundert entwickelten sich angesichts apokalyptischer Ängste die Klöster zu Stätten der Zuflucht und Hoffnung. Die Gebete und der Gesang der Mönche waren wie ein nicht abreißendes Opfer vor Gott, Lob und Anflehung seiner Barmherzigkeit. Die Mönche kauften nicht nur sich selbst frei; auch die anderen hatten Anteil an der Gnade, die sie erwirkten. Abteien waren die bevorzugten Aufbewahrungsstätten für Reliquien. Jedes Kloster « gehörte » einem Heiligen. Wer den Tod nahen fühlte und sich den Beistand der Heiligen sichern wollte, begab sich zu einem Kloster. So wurden die Mönche für viele zu Mittlern zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt. Um 1130 kam eine tief greifende Reform des Mönchtums zum Abschluss, die bereits zu Anfang des 10. Jahrhunderts eingeleitet worden war. Mit außergewöhnlicher Strenge erneuerten einzelne hervorragende Äbte zahlreiche Klöster und schlossen diese zu Kongregationen zusammen. Sie forderten « Kasteiung des Fleisches, Verwerfung des Körpers und spärliche Nahrung ». Die rigorose Askese ging weit über die der traditionellen Regeln und Vorschriften hinaus. Über alle Kongregationen erhob sich der Orden von Cluny (in Burgund, Frankreich). Im Zusammenhang mit der Kreuzzugsbewegung entstanden auf Anregung von Bernhard von Clairvaux (gest. 1153) die Ritterorden (Johanniter, Templer, Deutschherren). Im 13. Jahrhundert versuchten die Bettelorden (Franziskaner, Franciscus von Assisi; Dominikaner, Augustinereremiten) das Armutsideal des Mönchtums zu verwirklichen. Unbeschadet der Kritik Luthers (1483 - 1546), der dem monastischen Leben jegliches heilswirksame Verdienst absprach, kam es zu weiteren Ordensbildungen (Jesuiten; Ignatius von Loyola). Selbst im Protestantismus der neuesten Zeit wuchs das Interesse am altkirchlichen Mönchsideal (Bruderschaften, Kommunitäten, Taize). Im Katholizismus bewahren beispielsweise Benediktiner und Karmeliter die alten Traditionen fast ungebrochen bis auf den heutigen Tag. |
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