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Mysterien

 
       
  abgeleitet von der griechischen Bezeichnung für Geheimnis. In der Antike verstand man darunter religiöse Zeremonien, an denen man nur nach besonderen Vorbereitungen und Prüfungen teilnehmen konnte. Es war streng verboten, über die Abläufe dieser Zeremonien zu sprechen. Das Geheimnis wurde so gut bewahrt, daß man bis heute nicht genau weiß, was im Geheimen geschah. Allerdings gelang es modernen Historikern und Pharmakologen nachzuweisen, daß bei den berühmten M. von Eleusis den Besuchern ein natürliches LSD verabreicht wurde (Wasson/Ruck/Hofmann, Der Weg nach Eleusis, 1978). Nach allen erhaltenen Zeugnissen muß die Erfahrung der M. Ehrfurcht gebietend gewesen sein. Der griechische Dichter Sophokles schrieb: „Dreifach glücklich sind jene unter den Sterblichen, die, nachdem sie diese Riten gesehen, zum Hades schreiten; ihnen allein ist dort wahres Leben vergönnt. Für die übrigen ist da alles schlimm." Bei den M. des ÷ Dionysos wurde in frühester Zeit Haschisch (Hanf) benutzt.

Mysterien der alten Griechen (griech. « Geheimnisse ») waren Geheimkulte, zu denen nur die « Mysten (« Eingeweihte » ) Zugang hatten. (Griechische Religion) Diese Religionen waren einst aus dem Osten in den griechischen Kulturkreis gekommen. Zu ihnen zählten etwa der kleinasiatische Attiskult, der ägyptische Isis- und Osiriskult und der syrische Adoniskult. (Ägyptische Religion) Der Mithraskult, eine typische Soldatenreligion, wollte seine Anhänger, ausschließlich Männer, zu sittlicher und militärischer Tüchtigkeit erziehen. In der Zeit des Hellenismus galten die Mysterien, ursprünglich Volksreligionen, als Methoden und Wege, um in Verbindung mit dem Jenseits zu kommen. Die Aufnahme in die Gemeinde erfolgte durch eine feierliche Weihehandlung. Zuvor musste man allerlei Reinigungsriten vollziehen. Mittels bestimmter Handlungen sollte die durch Sinnlichkeit beschmutzte Seele gereinigt werden, um das zukünftige Gericht und den gefahrenvollen Weg ins ewige Licht unbeschadet zu überstehen. Was der Unsterblichkeit im Wege steht, ist die Bindung des Menschen an die Materie, seine Leiblichkeit. Als Vorbedingung des Heils muss man sich deshalb durch Askese von der Körperlichkeit lösen. Die eigentliche Vergottung vollzieht sich dann bei sakramentalen Handlungen, Taufen und heiligen Mahlzeiten, während deren man überzeugt ist, Gott selbst zu essen. Das Sakrament nimmt den Menschen in den Lebensprozess der Gottheit hinein. In Ekstase und mystischer Schau zeigt sich für Momente, was später einmal von ewiger Dauer sein würde. Sinn und Ziel der Mysterien war also das Heil. Deshalb hießen die Gottheiten auch « Heilande ». Heil umfasst Rettung von Gefahren, von Krankheit und Misserfolg, aber auch Heil der Seele und Unsterblichkeit. Im Mittelpunkt des Kultes stand eine jugendliche Gottheit, die selbst dem Tod verfallen war und wieder zum Leben erwachte. Wer sich mit dieser Gottheit kultisch (oft unter Symbolen des Geschlechtsverkehrs) vereinigte, bekam Anteil am unvergänglichen Leben des Heilandes. Rückkehr aus dem Tod heißt «Wiedergeburt », der «Wiedergeborene » gilt als «Vergotteter», «Verwandelter» oder «Verklärter ». Zur Allgottheit und Himmelskönigin Isis, Vorläuferin der christlichen « Muttergöttin » Maria, beteten die Mysten: «0 du heilige und ewige Retterin des Menschengeschlechtes, allzeit gütig spendend den bedürftigen Sterblichen, du schenkst süße Mutterliebe den Elenden in ihren Nöten ...» In Entsprechung zu den Aufnahmeriten der Mysterienreligionen entwickelte das frühe Christentum seine Taufe. Wie der Myste beim Tauchbad das Sterben und Auferstehen der Gottheit erlebt, so gestaltet der Christ in der Taufe den Tod und die Auferstehung Jesu nach. «Wie der Gott gerettet, so wächst für uns Errettung aus dem Leiden », heißt es bei der Attistaufe (vgl. Röm. 6,1 ff.; Kol. 2, 12). Die Taufe gilt als « das Zeichen lebendigen Wassers, kraft dessen ihr zum Lichtorte emporsteigen werdet ». Als Symbol der gewonnenen Unsterblichkeit zieht der Gläubige das Gewand der Gottheit an (vgl. Gal. 3, 27; Röm. 13, 14. «Ziehet den Herrn Jesus Christus an.»). Die christliche Praxis des vorbereitenden Taufunterrichts entwickelte sich nach dem Vorbild der Mysterien: Fasten und Beten, Dämonenbeschwörung sowie Anblasen, Bekreuzigungen und Servieren von geweihtem Salz waren dabei gebräuchliche Handlungen. Auch die Vorstellung, sich während eines Speise-Rituals mit einem Gott zu vereinigen, hat das Christentum mit den Mysterienreligionen gemein. (Abendmahl) Beim heiligen Mahl der Attisreligion wurden Brot und Wein genossen. Im Gottesdienst des Mithraskultes verwendete man die gleichen Geräte wie bei der christlichen Eucharistie: Kelch und Patene (Opferschale, Hostienteller); man vermischte Wein mit Wasser und verbeugte sich vor dem heiligen Kelch. Das christliche Sakramentsverständnis entspricht deutlich demjenigen des sakramentalen Mahles der Mysten: Vereinigung mit dem gestorbenen und auferstandenen Gott ist die Bedingung von Wiedergeburt und ewiger Seligkeit des Menschen. Wie das christliche Abendmahl als Erinnerungsfeier an Jesu letztes Mahl gedeutet wird, so waren die Mithras-Agapen (Liebesmahlzeiten) rituelle Gedächtnisfeiern an das letzte Mahl des Mithras vor seiner Himmelfahrt.
 
 

 

 

 
 
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