Volltextsuche:        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   #   

 

   

Taufe

 
       
  Taufe, rituelles Übergießen mit oder Eintauchen in Wasser, das seinen Ursprung in der alten Vorstellung hat, Wasser sei die Quelle des Lebens. Im Christentum symbolisiert die Taufe die Zugehörigkeit zur Kirche und das Reinwaschen von Sünden. Im Mittelalter soll sie durch die Hexerei pervertiert worden sein, wo angeblich am Hexensabbat Kinder und Kröten im Namen des Teufels getauft wurden.

Taufe Unter den zahlreichen Waschungs- und Reinigungsriten, die die Religionen kennen, spielt die Taufe als Initiationsritus (rituelle Einweihung) eine besondere Rolle. Weder (Erwachsenen-)Taufe noch Kindertaufe sind etwas ausschließlich Christliches. Auch die alten Mexikaner tauften ihre Kinder, und die Germanen tauchten sie in eiskaltes Flusswasser. Buddha kritisierte den Glauben an die unmittelbare Wirkung des bloßen Vollzugs von Waschungsriten: «Warum baden sich immer diese Brahmanen [indische Priester] und zittern im Bad ? Glauben sie, so Reinigung von ihren Sünden zu erlangen? Dann müssten ja Frösche und Schildkröten in den Himmel eingehen, und alle Wasserschlangen wären zur Seligkeit bestimmt.» Ähnlich argumentierte Jeremia (2, 22): «Und wenn du dich auch mit Lauge wüschest und nähmest viel Seife dazu, so bleibt doch der Schmutz deiner Schuld vor mir, spricht Gott der Herr.» Kultische Reinigung spielt im Alten wie im Neuen Testament eine große Rolle (Jer. 4, 14; Ps. 51, 4). Jahwe selbst kann sich als Taufender betätigen: « Ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von all euren Götzen will ich euch reinigen, und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben ...» (Hes. 36, 25 f.) Die Vorstellung von « heiligem Wasser » ist in den Religionen weit verbreitet. Brunnen, Quellen, Flüsse spenden « lebendiges Wasser », «Wasser des Lebens », d. h. nicht nur Fruchtbarkeit und Gedeihen, sondern «ewiges Leben ». Immer häufiger beschränkt sich dann die Heiligkeit allerdings auf ganz besondere Gewässer, auf heilige Ströme in Indien, die heilige Quelle der Demeter (Erdgöttin; Griechische Religion), auf das durch eine kultische Handlung mit Macht begabte «Weihwasser » : Durch Exorzismus (Teufelsaustreibung) wird es frei von schädlichen Einflüssen und kann nun seinerseits vor dämonischer Einwirkung schützen sowie Spuk und Krankheit vertreiben. Bei der christlichen Taufe treibt es den Teufel aus und macht stattdessen heiligender Gnade Platz. Reinigung ist demnach Ausstoßung der einen (bösen) Macht und Heranziehen der anderen (guten) Macht. Wenn aller « Schmutz » beseitigt ist, ist das rechte Verhältnis zur guten Macht wiederhergestellt. An die Stelle anfänglicher Beschmutzung tritt Heiligkeit. Die Reinigung schafft neues Leben, gleichsam eine neue Geburt. Im alten Ägypten bezeichnete man die Reinigung als Mitteilung göttlichen Lebens, das im Wasser ist, das heißt: als Auferstehung. So wird der Tote neu geboren. (Ägyptische Religion) Eine ähnliche Bedeutung hat die Taufe im Christentum. Taufe ist auch hier nicht nur Reinigung von Schmutz und Sünde; darüber hinaus wird sie auch als «Bad der Wiedergeburt» (Tit. 3, 5), als Geburt aus «Wasser und Geist» (Joh. 3, 5) bezeichnet. Schon in der Predigt des Johannes (des Täufers) erhält die Taufe eine Bedeutung für die allerletzte Zeit: Der Messias wird « mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen» (Mat. 3, 11). Christus hat angeblich selbst seinen Tod als «Taufe» bezeichnet (Mat. 20, 22; Lk. 12, 50). Nach christlichem Verständnis ist der Getaufte ein « neuer Mensch» geworden. Im Wasser sein heißt tot und begraben sein, heißt zurückkehren ins «Urwasser », über dem, nach der Schöpfungsvorstellung des Alten Testaments, der « Geist Gottes» schwebte, von dem es an anderen Stellen heißt, dass er lebendig macht und den Menschen neu erschafft. Durch Verbindung mit dem Leiden und dem Tod Jesu wurde die Taufe zum grundlegenden Sakrament der Christenheit. Nach Joh. 19, 34 floss Wasser und Blut aus der Seitenwunde des gekreuzigten Christus: Dementsprechend leitet sich das Sakrament vom Heilstod Christi her. Der Name Jesu wurde deshalb seit urchristlicher Zeit über den Täuflingen ausgerufen (Apg. 2, 38). Auch Paulus erklärte die Taufe zum Abbild des Sterbens, Begrabenwerdens und Auferstehens mit Christus. Man konnte sich sogar stellvertretend für einen schon Gestorbenen taufen lassen (1. Kor. 15, 29). Die Taufe versprach dabei nicht nur Reinigung von persönlichen Sünden, sondern Befreiung von der Erbsünde. Ursprünglich erfolgte die christliche Taufhandlung durch dreimaliges Untertauchen. Dann beschränkte man sich aufs bloße Begießen oder Besprengen des Täuflings. Die Ostkirchen und das alte Luthertum hielten jedoch am Untertauchen fest. Die Protestanten begnügen sich mit Besprengen oder Betupfen. In der katholischen Kirche wie in den Ostkirchen wird das Taufwasser eigens geweiht (z. B. in der Osternacht oder an Pfingsten). Die Kirche des Mittelalters erklärte, die Taufe sei kraft ihres bloßen Vollzugs und unabhängig von der inneren Verfassung des taufenden Priesters und des Täuflings wirksam. Dagegen behauptete Martin Luther (1483-1546), die Taufe sei überhaupt kein «Werk» des Menschen, sondern wirke erst, wenn die Taufverheißung im Glauben ergriffen werde. Obgleich bei Säuglingen dieser Glaube nicht vorausgesetzt werden kann, trat Luther für die Kindertaufe ein: Der Taufbefehl (Mat. 28, 18 ff.) gelte allen Heiden, einschließlich der Kinder. Später bezeichnete die lutherische Theologie die Kindertaufe als « Sakrament der zuvorkommenden Gnade », die zwar ohne Glauben des Täuflings, aber in frommer Hoffnung auf seinen späteren Glauben zu vollziehen sei. Die Praxis der Kindertaufe ist häufig kritisiert worden. Karl Barth (1886 - 1968) etwa bezeichnete sie als «kirchliche Schluckimpfung ». Pfarrer, die sich weigerten, Kleinkinder zu taufen, wurden von ihren Kirchenleitungen bisweilen zwangspensioniert. Kritiker wiesen darauf hin, dass die Abschaffung der Kindertaufe die automatische Selbstrekrutierung der Volkskirche antaste und das Kirchensteueraufkommen drastisch zu vermindern drohe. Im Übrigen verstoße die Kindertaufe gegen das Grundrecht des Kindes auf Religionsfreiheit («Niemand darf zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen Übungen oder zur Benutzung einer religiösen Eidesformel gezwungen werden » ; Grundgesetz), vergewaltige hilflose Menschen und mache sie zu Zwangsmitgliedern einer Organisation, in der sie sich schwerlich frei entfalten könnten - die Kindertaufe sei ein Akt der « Zwangschristianisierung ».

1. Jesus wurde von ’Johannes dem Täufer< im Jordan getauft (Mk 1,9ff parr). Daß Jesus selbst getauft habe, wird in der Bibel nicht berichtet. Aber auf sein Wort, den >Taufbefehl< (Mt 28,18ff.), gründet sich die christliche Taufe. Menschen, die Christen werden wollten, wurden zunächst unterwiesen (siehe Katechumenat), dann legten sie das Bekenntnis zu Christus als ihrem Herrn ab und wurden durch Untertauchen getauft. 2. Erst später (um 200 n. Chr.) wurde die Kinderbzw. Säuglingstaufe practiziert. Es konnte als selbstverständlich angenommen werden, daß die Kinder von den Eltern und der Gemeinde bewußt im Glauben erzogen wurden. Mit der allmählichen Auflösung der christlichen Gesellschaft in der Neuzeit wurde für viele Menschen auch die Kindert. problematisch. Aus Protest gegen eine unkritische T.praxis entstand im letzten Jh die Freikirche der Baptisten, die nur die Erwachsenent. für zulässig hält. Dabei wird die persönliche Entscheidung des einzelnen sehr stark betont. Die Befürworter der Kindert. weisen darauf hin, daß nach biblischem Verständnis Gott in der T. handelt, der Mensch ist ganz und gar Empfangender. Gott bezieht den einzelnen durch die T. in den neuen Bund ein (Mt 26,28), den er durch Tod und Auferstehung Christi (siehe3 Ostern) geschlossen hat (Röm 6,3ff.). Deshalb wird bei der T. der Name Gottes (»Vater, Sohn und Heiliger Geist; Trinität) zusammen mit dem Namen des Kindes genannt. Das ursprüngliche Untertauchen wird dadurch angedeutet, daß der Pfarrer dreimal mit der Hand Wasser über den Kopf des Säuglings gießt. Im Notfall (z. B. bei Todesgefahr) darf jeder Christ die T. vollziehen (eine Ordnung dafür steht im Anhang des Gesangbuches). Das »Ja’ des Täuflings wird bei Kindern stellvertretend von den Eltern und Paten gesprochen, die damit auch die Verantwortung für eine christliche Erziehung übernehmen, bis das Kind bei der Konfirmation selbst >ja< sagen kann. Ungeschehen kann der Getaufte die sakramentale Bedeutung der T. nicht machen, selbst dann nicht, wenn er aus der Kirche austritt. 3. Angesichts der Tatsache, daß christliche Werte in unserer Gesellschaft immer weniger selbstverständlich sind, und daß Familie und Paten ihrer Verpflichtung zur Einübung im Glauben oft nicht nachkommen, wird die Frage immer lauter, ob nicht heute die T. im Erwachsenenalter angemessener wäre. Zumindest sollte sie nicht mehr als peinliche Ausnahme gelten, sondern in den Gottesdiensten der Gemeinde gleichwertig neben der Kindert. stehen. H.-J. J. Konfirmation; Pate; Sakrament Taufpate Taufpate Pate
 
 

 

 

 
 
Diese Seite als Bookmark speichern :
 
 

 

 

 
 
<< vorhergehender Begriff
 
nächster Begriff >>
Taube
 
Täufergemeinden
 
     

 

Weitere Begriffe : Baraduc, Hippolyte d. J. | Magisches Denken | Spielen
 
Lexikon Esoterik |  Impressum |  Rechtliche Hinweise |  Datenschutzbestimmungen |  Lexikon Religion
Copyright © 2010 Lexikon der Esoterik & Religion. All rights reserved.