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Mantik

 
       
  (von griechisch mantis = der Seher) bezeichnet alle Arten der Kunst der Weissagung. Grundsätzlich unterscheidet man seit der Antike die natürliche und die erlernte M. Natürliche M. braucht keine äußeren Hilfsmittel und wird von den dazu fähigen Menschen als Gabe, manchmal auch Fluch empfunden. Ahnungen, Wahr-träume und das Zweite Gesicht gehören hierzu. Sie sind fast gar nicht zu kontrollieren, sondern überkommen die Seher, ob er will oder nicht. Erlernte M. benutzt dagegen verschiedene Hilfsmittel, um die Zukunft zu erkennen. Der Umgang mit diesen Mitteln kann von begabten Menschen erlernt werden. Nach dem magischen Grundsatz „Alles ist mit allem verbunden" lässt sich aus jedem zufälligen Geschehen eine M. entwickeln. Früher lasen die Seher aus der Bewegung des Windes und der Wolken (Aeromantik), aus den Innereien verschiedener Tiere (Hepatomantik), dem Flug von Vögeln (Augurium). Noch heute weit verbreitet sind die Handlesekunst (. Chiromantie), die –> Traumdeutung (Oneiromantik) oder die Kunst, aus Spieloder Tarotkarten (–* Tarot) zu lesen (Kartomantik). Aber auch aus Teeblättern, Kaffeesatz, dem Fall von Würfeln, Münzen, Schafgarbenstengeln (–> I-Ging) oder aus der Anzahl willkürlich mit einem Stift in den Sand gemachter Punkte (Geomantie) wird gelesen. Die Kunst der M. oder Weissagung reicht bis in die früheste Zeit der Menschheit zurück. Bei allen bekannten Völkern wurde sie zu allen Zeiten auf die eine oder andere Art gepflegt.

Mantik Griechische Religion

Mantik [von griech. mantis; Seher, und urantike; Wahrsagekunst; lat. divinatio], in der Antike der Versuch, Unbekanntes, Zukünftiges, den Willen der Götter zu erfahren. Seit Cicero — der hierin auf Platon zurückgeht—unterscheidet man zwischen intuitiver M. (göttliche Offenbarungen, z. B. im Traum oder in der Ekstase des Sehers; darauf weist auch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes mainesthai, »rasen«, hin) und induktiver M. Die induktive M. ist ein regelhafter, teilweise mechanischer Prozeß; bereits in der Antike waren über to() verschiedene Verfahren bekannt: Deutung wunderbarer und ungewöhnlicher Naturereignisse, die als »Zeichen« verstanden wurden; Interpretation alltäglicher Erscheinungen wie das Rauschen in den Bäumen oder das Verhalten von Tieren; Vorhersagen mit Hilfe vorgefertigter Geräte wie beim Losorakel; Beschwören der Toten, damit sie bestimmte Auskünfte erteilen. In den meisten Fällen war die Deutung Kundigen vorbehalten, die M. selbst an Gerätschaften oder Medien gebunden, auch bestimmte Lokalitäten (heilige Haine z. B.) und (Tages-, Jahres-) Zeiten spielten eine Rolle. Aleuromantie — M. mit Weizenmehl; Alphitomantie — M. mit Gerstenmehl oder Graupen; Arithomantie — M. anhand des Zahlenwerts der Buchstaben eines Namens oder Begriffs; Astragalomantie — M. aus mit Zeichen versehenen Knöcheln, mit denen gewürfelt wurde. Da der Schwerpunkt eines Knöchels nicht in seiner Mitte liegt, sind bestimmte Seiten beim Würfeln häufiger; die selteneren Würfe galten als die besseren. Regelhaft waren die Wurfkombinationen nach Göttern, Heroen, bedeutenden Mensehen oder bestimmten Ereignissen benannt. Eine Form der Weissagung war, eine Beziehung zwischen dem Namen des Wurfs und der Frage an das Orakel zu konstruieren. Mehrere, teils sehr komplizierte Systeme scheinen in der A. in Gebrauch gewesen zu sein. Astromantie — M. aus Sternbildern, Ausdeutung des Sternenhimmels, astrol. Zukunftsdeutung; Belomantie — Pfeilorakel; die verbreitetsten Techniken waren im Orient das Schießen auf ein Ziel, das einen Sachverhalt oder einen Gegenstand versinnbildlichte. Auch das Ziehen oder Schütteln beschrifteter Pfeile aus einem Köcher (Lostechnik), das Treffen oder die Art des Vorbeischießens wurden mantisch gedeutet ( im A.T.: t. Sam. 20, I922; 2. Kön. 13, r5 f.; Hes. 21, 26.). Biomantie — divinatorische Vorhersage der Lebensdauer, z. B. im Rahmen der Chirologie; Cephalomantie — M. aus den Kopfbewegungen eines Tieres oft eines Esels); Coscinomantie — Sieborakel, möglicherweise verwandt mit Aleuromantie und Alphitomantie. Das Sieb galt als ein Kennzeichen der Magier; Daktylomantie — Ringweissagung, Pendeln mit einem an einem Faden aufgehängten Ring ( Pendel); Daphnomantie — M. mit Hilfe des Lorbeers; Gastromantie — besondere Form der Hydromantie: Bauchige Glasgefäße wurden mit Wasser gefüllt und angeleuchtet; in den Spiegelungen auf der Wasseroberfläche wurden Bilder gesehen und gedeutet. Hippomantie — M. aus dem Gewieher von der Gottheit geweihten Pferden; Hydromantie — Wasserwahrsagung, eine orientalische, bei den Griechen nur selten angewandte Form der Zukunftsdeutung aus Erscheinungen in und über dem Wasser von Quellen und Strudeln, in Schalen, Gläsern usw. So wird z. B. 01 in ein Gefäß mit Wasser gegossen und die sich bildenden Formen des Ölflecks gedeutet; oder man starrt auf eine wassergefüllte Schale und sieht plötzlich oder allmählich in einer Vision eine bestimmte Szene auf der Wasseroberfläche, die ausgedeutet wird. Kristallsehen; Spiegel. Kapnomantie — Zusammenfassung bestimmter antiker Orakelformen, vor allem der Libanomantie (M. aus dem Rauch verbrennenden Weihrauchs) und der Pyromantie (M. aus den Flammen oder dem Rauch des Brandopfers); Katoptromantie — Spiegelweissagung (Spiegel waren in der Antike aus poliertem Metall, vor allem Kupfer); Keromantie — M. aus Formen, die tropfendes Wachs in Wasser bildet (Kylikomantie), oder aus Gestalt und Bewegungen einer Kerzenflamme und ihrer Wachstropfen (Lychnomantie); Kledonomantie —Weissagung, die Erscheinungen als Vorzeichen deutet; Kleromantie — antikes Losorakel. In früher Zeit bestanden die Lose aus Steinchen, Scherben oder Holzstückchen, trugen bestimmte Kennzeichen und wurden in einem Helm geschüttelt und dann von den Beteiligten gezogen. Später wurden kunstvollere Steine oder Stäbchen verwandt und statt des Helms eigene Losgefäße (klärotis) genommen. In einem anderen Verfahren wurden die Lose in bestimmter Weise auf den Boden geworfen und dann ihre Lage gedeutet. Kraniomantie — Schädelweissagung, z. B. aus der Beschaffenheit der Tierschädel nach einem Brandopfer, aber auch M. mit Hilfe eines Totenschädels, den der Seher anblickt oder auf den er die Hand legt, um so eine Verbindung mit dem Jenseits herzustellen; Krithomantie — M. aus Gerstenkörnern, z. B. Ausdeutung der Art und Weise, in der ein Hahn Gerstenkörner pickt; Kybomantie — Würfelweissagung; kybomantische Verfahren können als Vorläufer unserer heutigen Würfelspiele betrachtet werden; Lampadomantie — M. aus den Figuren, die (Fackel-)Flammen bilden; auch die Brenndauer der Fackel wurde berücksichtigt (Gedanke des »Lebenslichts« steht wohl dahinter); Lekanomantie — M. mit Hilfe eines Beckens oder einer Schale. Dabei kann es sich um eine Hydromantie handeln, aber auch akustische Erseheinungen können eine Rolle spielen; Lithomantie — M. mit Hilfe geschliffener Steine (Gemmen oder Kameen), die als Los benutzt oder intensiv fixiert wurden, um so einen autohypnotischen Effekt zu erzielen, der es, nach heutiger Ansicht, unbewußten Inhalten ermöglicht, ins Bewußtsein aufzusteigen; Lynomantie — M. mit Hilfe einer Lampe, in welcher der damaligen Vorstellung zufolge ein gebannter Dämon saß, der Auskünfte geben konnte ( Aladins Wunderlampe in den Geschichten aus toot Nacht); auch das Erzeugen eines autohypnotischen Effekts beim Fixieren der Lampe mag von Bedeutung gewesen sein; Nektromantie — Bei Paracelsus die Beschwörung persönlicher und familiärer Schutzgeister; Onymantie (Onychmantie) — Art der Kristallomantie mit Hilfe eines Fingernagels; Ooskopie M. aus Eiern; Orneomantie (Ornithomantie) Vogelschau, das antike Augurium (Auguren); Pegomantie — hydromantische Orakel, gelegen an einer Quelle; Plumbomantie — M. aus den Formen gegossenen Bleis; Rhabdonzantie — Losen mit Holzstäbchen, Schütteln stumpfer Pfeile im Köcher, vielleicht auch M. mit Hilfe einer Wünschelrute; Rhapsodomantie — M. aus Versen, die man scheinbar zufällig, angeblich aber infolge göttlicher Eingebung aufgeschlagen hat; Sphondylomantie — M. aus Rückenwirbeln; Theomantie — M. aufgrund (vermuteter) göttlicher Inspiration; Trapezomantie — M. mit Hilfe eines Tisches, möglicherweise ein Vorläufer des neuzeitlichen Tischrückens; Tyromantie — antikes Ordal: Der Beschuldigte mußte Käse und Brot essen, vermochte er eine bestimmte Menge davon nicht in vorgeschriebener Zeit zu schlucken, so galt er als schuldig, d. h., eine angstbedingte physiologische Reaktion wurde als Wink der Gottheit verstanden; Xylomantie — M. mit Hilfe hölzerner Würfel oder hölzerner Lose (Runenstäbe). Aeromantie; Älektryomantie; Auspicium; Axinomantie; Bibliomantie; —Chiromantie; Däumeln; Divination; Fingernagel-Vision; Geomantie; Gyromantie; Kartomantie; Kylikomantie; Leberschau; Lorbeer; Losbücher; —Loswerfen; Metopososkopie; Nekromantie; Nigromantie; Oneiromantie; Stichomantie.
 
 

 

 

 
 
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