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Fluch

 
       
  Fluch, eine formelhafte Rede, die anderen oder sich selbst ein Unheil oder Mißgeschick herbeiwünscht. Ursprüngl. war sie ein verkürztes Gebet oder eine Anrufung der Dämonen. Einen solchen Wunsch schrieb man in der Antike auf Fluch täfelchen. Auch die Germanen kannten viereckige Knochenplatten, die einen Fluch, im Runenalphabet geschrieben, enthielten.

Fluch (Segen) Die heilige Macht, die im Mittelpunkt der Religionen steht, ist gut und hilfreich, aber auch bedrohlich und gefährlich. (Heilig) Sie offenbart sich im Segen wie im Fluch. Wenn eine Gottheit durch Vergehen erzürnt wird, so verflucht sie den betreffenden Menschen, der durch Magie oder Gebet den Frieden mit ihr wiederherzustellen versucht. Der Fluch dient auch der Strafe und Vergeltung zwischen Menschen. Einem Frevler wünscht man Verderben, Vernichtung oder Tod. Wenn einem anderen Schaden zugefügt werden soll, wird der Fluch meist heimlich gesprochen oder aufgeschrieben. Zahlreiche uralte Schadenflüche sind auf Fluchtafeln überliefert, mittels deren man die Mächte der Unterwelt um Hilfe anrief. Mit dem Fluch sind Schwur und Eid eng verwandt. Der Schwur ist ursprünglich eine bedingte Selbstverfluchung, die Verträge und Gelübde schützt. Der Drohfluch nennt die Folgen einer bestimmten Handlung, die man abwehren will. Mit ihm wurden weltliche Gesetze und kultische Gebote, Verträge und Testamente, Eigentum und Grabesruhe geschützt. Fluch und Segen setzen ein magischreligiöses Denken voraus. Während sich Segen in der Fruchtbarkeit von Frau, Vieh und Acker zeigt, soll ein Fluch zum Beispiel Unfruchtbarkeit bewirken. Er überantwortet den Verfluchten der heiligen Macht. Die doppelpolige segnende oder fluchende Macht kann auf personhafte Gestalten übertragen werden: auf Heil bringende oder Schaden stiftende 3 Seelen, Geister, Dämonen oder Götter. Einen Fluch stellte man sich ansteckend wie eine Krankheit vor. Damit wird der Verfluchte für alle zur Gefahr; wer mit ihm Umgang pflegt, infiziert sich und wird selbst zum Verfluchten. (Das Alte Testament kennt Flüche, die sich von Geschlecht zu Geschlecht vererben.) Zu den grundlegenden Überzeugungen des Alten Testaments gehört es, dass Jahwe demjenigen zürnt, der seine Gebote übertritt. Sein Zorn und sein Fluch sind notwendig und folgerichtig. Deshalb kann man von Unheil und Krankheit auf zuvor begangene Sünden zurückschließen. Das Verhältnis zwischen Jahwe und den Menschen war von Anfang an durch Fluch gesichert (1. Mose 2, 16 f.); als Ungehorsam und Sünde die göttliche Ordnung zerstörten, versetzte Gott die Frevler in den Zustand des Fluchs: Das erste Menschenpaar wurde aus dem Paradies verjagt (gebannt), die Schlange aus der Tiergemeinschaft entfernt. Aber der Gott Israels ist nicht nur ein zorniger und strafender, sondern auch ein gnädiger Gott. Deshalb wird die « Heilsgeschichte » den Zustand des Fluchs, den Adams Sünde ausgelöst hat, überwinden. Fluch und Bann heißen im Neuen Testament anathema. Anathema ist eine Person, wenn sie dem Zorn der Gottheit ausgeliefert wird (1. Kor. 16, 22). Der Begriff ist ins Lateinische und in die Kirchensprache als Fremdwort mit gleichsam magischer Wirkung eingegangen. Die alte Praxis des griechischrömischen Fluchzaubers kam im Christentum zu neuen Ehren, als an die Stelle der alten finsteren Mächte der christliche Teufel trat, der von Gott in Ewigkeit Verfluchte. Der verfluchte Mensch ist, nach christlichem Verständnis, mit dem Satan wesensverwandt und dem Reich des Bösen verfallen.Feinde, gottlose Mächte und Heidengötter wurden von den Christen zu Dämonen erklärt; ihnen stand die Verdammung bevor. Kaum je zuvor hatte der Fluch eine solche Schärfe und überragende Bedeutung besessen. Nach und nach machte sich die Auffassung breit, dass der Verdammungsfluch von ewiger Wirkung sei. In Stellvertretung Gottes war es nun die Kirche, die den Fluch gegen alle möglichen Frevler schleuderte. Ihr Fluch wurde zur mächtigen Waffe. Wer aus der Kirche ausgeschlossen wurde, war verflucht und gebannt. Der Verkehr mit einem Exkommunizierten wirkte « ansteckend » ; ausgestoßene Häretiker (Ketzer) galten als erfüllt von magischem « Fluchstoff », an dem sich andere infizieren konnten. Da der Fluch die Grenzen des Lebens überschreitet und auch im Tod weiterwirkt, durften Verdammte nicht in der geweihten Erde des Friedhofs beigesetzt werden. In der Antike und im Christentum galten auch Selbstmörder als Verfluchte. Häufig grub man die Leichen von Verfluchten aus der Erde aus, verbrannte sie und schüttete die Asche in einen Fluss. Bisweilen wurde der Fluch, der einem Einzigen galt, auch auf sein Haus und seine ganze Familie ausgedehnt. Besonders nachhaltig wirkten die Fluchformeln des Paulus (1. Kor. 16, 22 und Gal. 1, 8 f.). Noch das erste 9 Vatikanische Konzil griff darauf zurück. Die Geschichte des christlichen Fluches zeigt eine Tendenz zunehmender Grausamkeit. Häufig diente der 109. Psalm als Fundgrube für Fluchformeln. Mit dem Fluch als Zuchtmittel versuchte die Kirche die Reinheit ihrer Lehren zu sichern und ihre Macht zu mehren. Seit dem 13. Jahrhundert wurde am Gründonnerstag in Rom ein Fluch über Ketzer, Fälscher päpstlicher Erlasse, ungerechten Steuerdruck, Gefangennahme, Beraubung von RomPilgern und die Lieferung von Waffen an die Sarazenen geschleudert. Alle Lehrentscheidungen der Konzilien und die bindenden Verordnungen der Päpste sind bis heute durch Fluch gesichert.
Fluch, Zauberbann oder Schwur in böser Absicht. Fluch oder Verwünschung gehören der Schwarzen Magie und Zauberei an und sollen Feinde oder deren Besitztümer schädigen oder vernichten. Vermutlich beruht das Verfluchen auf der Vorstellung, akustische Schwingungen hätten eine direkte Wirkung; in vielen Religionen heißt es, die Laute gütiger Götter brächten das Universum hervor oder erhielten es. Im Namen des Bösen geäußerte Laute hingegen haben eine gegenteilige, vernichtende Wirkung. Darum werden zum Verfluchen oft böse Geister beschworen. Dämonologie.
 
 

 

 

 
 
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