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Prophet (Prophetie)

 
       
  Prophet (Prophetie) 1. Das Wort « Prophet » kommt aus dem Griechischen und bedeutet « Orakelkünder, Wahrsager, Vorhersager ». Propheten gab es im ganzen Vorderen Orient schon vor Israel. Das Prophetentum knüpfte an ekstatische Magie, Zauberheilkunde und visionären Schamanismus an. Aber auch der Priester im Kult, der Belehrungen gibt und Weisungen erteilt, kann Prophet genannt werden, wenn er göttliche Mitteilungen und Offenbarungen verkündet. In ekstatischer Besessenheit tritt er selbst an die Stelle Gottes, ordnet an, was im Gottesdienst zu tun sei, und erklärt, wie Krankheiten beseitigt, das Wetter verbessert, Unheil abgewendet und Schuld gesühnt werden können. Der Blick des Propheten richtet sich auch in die Zukunft; er offenbart, was bevorsteht, und enthüllt das Schicksal, das durch einen Schleier des Geheimnisses für die gewöhnlichen Menschen verborgen ist. Das besondere Wissen des Propheten und seine Erfahrungen aus der höheren Welt sind ihm oft eine schwere Last, der er sich beugen muss. VisionGesicht », « Schau ») und Audition (Hörerlebnis), optische Wahrnehmungen und akustische Erlebnisse von Stimmen, Tönen, Geräuschen, Musik vermitteln ihm diese Erkenntnisse. Langhaarige prophetische Ekstatiker kannte das alte Indien. Dem Prophetentum (insbesondere der «Völva », der seherischen Frau) schrieben die Germanen große Bedeutung zu. (Germanische Religion) Auch unter den griechischen Propheten spielten sensible, einfühlsame Frauen eine große Rolle. (Griechische Religion) Ihre besondere Fähigkeit hieß mania: Inspiration (« Einhauchung », « Eingebung »), Verzückung, Intuition (inneres Schauen). Weissagungen der Orakelpriester waren nicht nur bei Schlachten und Kriegen, sondern auch angesichts praktischer Probleme des öffentlichen und privaten Lebens gefragt. Orakel zu geben war auch die Stärke der römischen Seher. An sie schlossen sich die astralen Deuter an, die die Zukunft aus den Sternen lasen. (Astrologie) Das Prophetentum hat ganze Religionen grundlegend geprägt; Zoroastrismus (Zarathustra, griech. Zoroaster, Stifter des Parsismus), der Glaube Israels, der Islam und in gewisser Hinsicht auch das Christentum gelten als « prophetische Religionen». Im Prophetentum hat die « Religion des Wortes Gottes» ihren Ursprung (Jes. 55, 11). 2. Im Alten Testament gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für die Propheten (vgl. 1. Sam. 9, 9). Der Nabi zum Beispiel war « Berufener » und « Rufer » zugleich. Bisweilen trat er als Einzelner, sonst aber auch in « Prophetenbanden » auf (1. Sam. 10, 5; 1. Kö. 18). Von der Prophetin Mirjam wird ein Siegeslied überliefert (2. Mose 15, 20 f.); rhythmische Bewegungen, Musik und Rufe scheinen bewirkt zu haben, dass der -> Geist Jahwes über die Prophetenscharen kam, die von den Leuten entweder verehrt oder aber für verrückt erklärt wurden (1. Sam. 10; 2. Kö. 3, 15; 1. Chr. 25, 1 f.). Häufig hielten sich Propheten und Seher bei Heiligtümern auf. Aber die großen Schriftpropheten des Alten Testaments sahen kritisch auf die «Kultpropheten » und amtlichen Verkünder des « Friedens » und des « Heils » herab. Was einen zum Propheten machte, war die Berufung (1. Kö. 19, 19 f.). Der Berufende war Jahwe (2. Kö. 2, 9 ff.; Jes. 6; Jer. 1; Hes. 1, 1; Jes. 40, 6-8; Am. 7, 14 f.). Durch den « Geist Jahwes » fühlten sich die Propheten « überwältigt » (1. Sam. 19, 20 ff.). Deshalb konnte Hosea auch als « Geist-Mann » bezeichnet werden (Hos. 9, 7). Dem prophetischen Seher dienten insbesondere Träume als Quelle der Gotteserfahrung (Jes. 6; Am. 7, 1 ff.; Jer. 4, 23 -26). Hesekiel war ein Prophet der Visionen (Hes. 1, 1 -3; 8-11; 37, 1-14; 408). Das «Wort Jahwes» empfingen die Propheten naturgemäß in Auditionen. Danach traten sie selbst als Boten Jahwes auf und begannen dabei ihre Rede mit dem Botenspruch: «So spricht Jahwe ...» Das Prophetenwort ist also Jahwes eigenes Wort, das Bewusstsein der Sendung durch Jahwe die Legitimation der Propheten. Bisweilen verdeutlichten die Propheten ihre Rede mit « Zeichenhandlungen» (1. Kö.11, 30 f.; 2. Kö. 13, 14 ff.). Hosea heiratete eine Dirne (Hos. 1), Jesaja lief drei Jahre lang nackt herum (Jes. 20), Jeremia zerschmetterte einen Topf am Scherbentor (Jer. 19, 1 ff.): Jedes Mal kündigt sich symbolisch zukünftiges Geschehen an. Was die Propheten zu sagen hatten, lief oft den Erwartungen des Volkes zuwider (Hos. 5, 15). Bisweilen standen sich auch mehrere Propheten mit widersprüchlichen Aussagen gegenüber, wobei echte von falscher Prophetie objektiv nicht zu unterscheiden war (1. Kö. 22,19 ff.; Hes. 14, 9; Jes. 6, 9 f.; Jer. 28, 8 f.; Jer. 42, 1 ff.). 3. Die frühesten Propheten in Israel waren eng und spannungsreich mit dem Königtum verbunden. Samuel, Gad, Nathan traten dabei als Mahner und Botschafter Jahwes auf. David stellte im Jerusalemer Heiligtum Propheten an. Propheten hatten auch bei der Entstehung des Königtums mitgewirkt (1. Sam. 9 -11; 16; 2. Sam. 7; 1. Kö. 11, 29 ff.). Im 8. Jahrhundert lebte in Nordisrael der Prophet Amos (Am. 7, 15). Sein Auftrag war die Ankündigung des Gerichts Jahwes über Israel (Am. 3, 2). Kurze Zeit nach ihm trat Hosea (750-ca. 725) in Nordisrael auf. Von ihm sind Zeichenhandlungen (Hos. 1; 3) und eine Sammlung von (zum Teil schlecht erhaltenen und deshalb nicht klar verständlichen) Worten (Kap. 2) überliefert. Seiner Meinung nach gleicht Israel einer Hure und Ehebrecherin. Das Volk und seine Priester hätten die « Gotteserkenntnis » verloren, ihr Kult sei verroht (Hos. 4, 1 ff.; 11, 8 f.). Zeitgenosse Hoseas war -> Jesaja (ca. 743 -701), Prophet in Jerusalem, der die Geschichte der letzten Jahrzehnte des 8. Jahrhunderts begleitete, in denen das Nordreich Israel unterging und das Südreich Juda an den Rand der Katastrophe geriet. Den Fall Jerusalems (586) musste Jeremia miterleben, ausgeliefert dem unerbittlichen Zwang Jahwes, den Untergang des Volkes anzukündigen. Das stürzt ihn in schwerstes persönliches Leid. «Wie ist mir so weh! Mein Herz pocht mir im Leibe, und ich habe keine Ruhe; denn ich höre der Posaune Hall, den Lärm der Feldschlacht; Niederlage auf Niederlage wird gemeldet ...» (Jer. 4, 19 f.). Hesekiel (Ezechiel) war der Prophet des Exils; dorthin war er 597 zusammen mit dem König geführt worden. Inhalte seiner frühesten Verkündigung sind «Totenklage, Seufzen und Wehe ». Später verbürgt er die Fortdauer der Beziehung Jahwes zu seinem Volk. In einer Vision sieht er, wie Jahwes Wort, ausgerufen über einem Feld vertrockneter Totengebeine, die Knochen wieder zu lebendigen Leibern werden lässt: Verheißung an Israel von einem neuen Anfang, einem neuen Heilsbund, und Ankündigung eines neuen Menschen (Hes. 36, 26). Aus der spätexilischen Zeit Israels stammen die Prophetenworte, die in Jesaja 40-55 gesammelt sind. Ihr Verfasser ist unbekannt. Man nennt ihn « Deuterojesaja » (Jesaja). «Es spricht eine Stimme: Predige! und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde ...» (Jes. 40,6) Ein Wunder kündigt dieser Prophet an: Jahwe ruft sein Volk zu einem neuen Exodus auf. Den Abschluss der alttestamentlichen Prophetie bildet die Apokalyptik. Das Buch Daniel schildert die Erwartung der letzten Krise der Welt, die endgültige Durchsetzung der Gottesherrschaft und die Übergabe des « Reiches » an die «Heiligen des Höchsten» (Dan. 7, 27); für immer und ewig wird dann das Königreich durch den «Gott des Himmels» (Dan. 2, 44) aufgerichtet. Traum und visionäres Erleben spielen in dieser Prophetie eine große Rolle. Das Geschaute muss eigens gedeutet werden; dann erst enthüllt es das kommende Geschehen. Grundanliegen der alttestamentlichen Prophetie bis hin zur Apokalyptik ist die Erwartung Gottes, des kommenden Königs von Israel, am «Tag Jahwes ». Ursprünglich bezog sich die Zukunftsschau der Propheten lediglich auf Israel, später wurde sie zum universalen Anspruch Jahwes auf alle Völker und zur Hoffnung auf ein Friedensreich ausgeweitet, das sich über die ganze Erde ausbreiten werde. Als Nebenzweig dieser Hoffnung entwickelte sich die Messiaserwartung. (Christus)  
 

 

 

 
 
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