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Zarathustra (Parsismus, Mazdaismus) |
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Zarathustra (Parsismus, Mazdaismus) Ob Zarathustra (persisch: Zoroaster) wirklich gelebt hat, ist umstritten. Manche Forscher behaupten, er sei die historische Persönlichkeit gewesen, die als Reformator einer traditionellen Religion der Ureinwohner des Iran auftrat. Andere meinen, der Name « Zarathustra » stehe für eine bestimmte Ausprägung der iranischen Religion, der Mazda-Religion (Mazdaismus), in der Ahura Mazda als allmächtiger Schöpfergott verehrt wurde; sie bestreiten die Geschichtlichkeit Zarathustras. Wahrscheinlich ist die historische Person Zarathustra zu einem idealen Beispiel und Vorbild für die Gläubigen der Mazda-Religion umgestaltet worden. Darüber sind seine biographischen Züge verblasst. Nach ähnlichen Gesetzen wurde auch die Überlieferung von Gautama Buddha (Buddhismus) und Jesus Christus geprägt. Von den meisten Wissenschaftlern werden die « Gathas («Sechzehn Gesänge») als Werk Zarathustras angesehen. Sie enthalten einige autobiographische Einzelheiten. Höchstwahrscheinlich lebte Zarathustra in dem Zeitraum zwischen 1000 und 600 v. Chr. (vielleicht zwischen 628 und 551) im Ostiran. Er war Opferpriester und Sänger, verheiratet, hatte Kinder und war nicht reich. «Ich weiß, o Weiser [Ahura Mazda], warum ich ohnmächtig bin: Mein ist nur wenig Vieh, und weil ich wenige Leute habe.» Seine Botschaft richtete er an eine Gemeinde von Hirten. Die Priester griff er im Namen Ahura Mazdas an. Daraufhin musste er fliehen. «Nach welchem Land soll ich mich wenden? Wo soll ich meine Zuflucht nehmen? Der Familie und meinem Stamm entfremden sie mich; weder das Dorf noch die falsch gläubigen Landesfürsten sind mir gewogen.» Nun floh er zu dem Fürsten Vishtaspa, den er bekehrte und als Freund und Beschützer gewann. Eine Gruppe von Freunden und Jüngern, die als « Arme », «Wissende », « Eidgenossen » bezeichnet werden, zog mit ihm. Die « Gathas » geben Kunde davon, dass sich Zarathustra an Ahura Mazda mit der Bitte wandte, ihm Aufschluss über die Geheimnisse der Welt, der Zukunft und des Schicksals zu geben: « Das frage ich dich, sage mir der Wahrheit gemäß, o Herr ! » Er will wissen, « wer der Sonne und den Sternen ihren Weg gewiesen hat », «wer die Erde unten und den Wolkenhimmel so befestigt hat, dass er nicht fällt ». Am Ende erwartet er die Bestrafung der Bösen und die Belohnung der Tugendsamen. Im Laufe des Überlieferungsprozesses nahmen die mythologischen Elemente in der Biographie Zarathustras überhand. Man pries seine außergewöhnliche Geburt. «Bei seiner Geburt und seinem Heranwachsen wurden Wasser und Kräuter froh, bei seiner Geburt und seinem Heranwachsen wuchsen Wasser und Kräuter.» Vor seiner Ankunft auf der Welt, so hieß es, habe er im Himmel gelebt. Als ihn seine Mutter empfing, umgab sie ein großes Licht. « Drei Nächte hindurch erschienen die Wände des Hauses wie in Feuerflammen.» Die Substanz seines Leibes war mit dem Regen auf die Erde herabgefallen, war in die Pflanzen gelangt, die von den Kühen seiner Eltern gefressen wurden; so kam die himmlische Substanz in die Milch, die Zarathustras Eltern tranken, bevor sie den Himmelssohn zeugten. Als das Kind geboren wurde -es kam lachend zur Welt -, umgab es strahlendes Licht. Vier Prüfungen musste es überstehen. Siege und Wunder wiesen den zukünftigen Erlöser aus. Das übernatürliche Licht trat den Dämonen, den Kräften des Bösen, entgegen. Von Zarathustra berichtet die Überlieferung, er habe « sich der Ekstase hingegeben ». Im Trancezustand soll er Visionen gehabt und das Wort Ahura Mazdas vernommen haben. Auf die Offenbarung der neuen Religion hin, die unmittelbar durch Ahura Mazda erfolgt war, ahmte Zarathustra die Urtat Gottes nach: Er wählte das Gute. Dasselbe forderte er alsbald auch von seinen Anhängern. «Nachahmung Gottes » wurde überhaupt zum Hauptinhalt der zoroastrischen Religion. Der Mensch soll Ahura Mazda folgen; dabei ist er aber frei und fühlt sich keineswegs als Diener oder Sklave des Gottes. Ahura Mazda, der die Welt durch sein Denken (aus dem Nichts) erschaffen hat, ist gut und heilig. Eine Gruppe göttlicher Wesen begleitet ihn: « Recht » und « Guter Sinn », « Frömmigkeit » und « Macht », « Gesundheit » und «Unsterblichkeit ». Aus Ahura Mazda selbst gingen der Gute Geist und der Zerstörerische Geist, das Gute und das Böse, hervor; er wusste, aufgrund seiner Allwissenheit und von Anfang an, dass es so kommen würde; aber er hat das Böse nicht verhindert. Dadurch dass in der Urzeit Gut und Böse sich trennten, ist die Bedingung der Freiheit des Menschen erfüllt: Der Mensch kann sich selbst entscheiden. Alle Toten werden einst danach gerichtet werden, wie sie sich auf Erden entschieden haben. Die Gerechten gelangen in das «Haus des Sanges », das -> Paradies; die Sünder aber werden «auf immer Bewohner des Hauses des Bösen ». Auf dem Weg ins Jenseits, der über eine Brücke führt, findet die Scheidung zwischen Gerechten und Bösen statt. Zarathustra selbst wird diejenigen anführen, die Ahura Mazda verehrt haben. «Mit ihnen allen werde ich die Brücke der Entscheidung überschreiten.» Zarathustra vertrat die Vorstellung, dass der Leib auferstehen werde. Die Auferstehung erfolge im Zusammenhang mit dem Gericht und der abschließenden Erneuerung. Die erneuerte Welt erscheint als neue Schöpfung. Dann werden die Leiber für immer unzerstörbar bleiben. (Ewiges Leben) Genauso wie Jesus erwartete auch Zarathustra eine unmittelbar bevorstehende «Umgestaltung» der Welt. « Dass wir doch jene wären, die dieses Leben erneuern! » Wie das Christentum verschob jedoch auch der Mazdaismus die Erwartung des Gerichts und der Welterneuerung in immer weitere Zukunft. Nach der Überlieferung wurde Zarathustra mit 77 Jahren getötet; seine Mörder sollen als Wölfe verkleidet gewesen sein. Seine Lehren verbreiteten sich im Iran und unter den persischen Großkönigen Kyros und Darius. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. wurden sie Grundlage der iranischen Staatsreligion. Unter dem religiösen und wirtschaftlichen Druck des Islam wanderten im 10. Jahrhundert große Teile des iranischen Volkes nach Indien aus, wo ihnen die Hindus religiöse Toleranz entgegenbrachten. (Hinduismus) Ihre heiligen Schriften (« Avesta » = « Grundlage » oder « Preistext »), deren älteste Teile die Gathas Zarathustras sind, schrieben sie immer wieder neu ab. Da die Anhänger Zarathustras (Zoroastrier) aus Persien stammen, nannte man sie « Parsen ». So entstand die Bezeichnung « Parsismus ». Der Parsismus hat heute noch etwa 90 000 Anhänger in Indien; im Iran gibt es etwa 25 000 Zoroastrier. Von den Lehren Zarathustras scheint auch das Judentum beeinflusst worden zu sein. Beiden gemeinsam sind dualistische Auffassungen, die Licht und Finsternis, Gut und Böse, Gerechtigkeit und Wahrheit einander gegenüberstellen. Dieser Dualismus ist z. B. in den Texten von Qumran deutlich ausgeprägt. (Essener) Weitere gemeinsame Themen sind die Lehre von den vier Weltreichen (Dan. 2, 1 -29), die Verkündigung eines göttlichen Mittlers, der als künftiger Erlöser erwartet wird (Menschensohn), der Glaube an Engel und Teufel, an die Auferstehung und an die Bestrafung der Gottlosen in der Hölle. Auch zwischen den Lehren Jesu und dem Parsismus gibt es erstaunliche Übereinstimmungen. Weltuntergangsbilder der Apokalypse des Johannes dürften von iranischen Vorstellungen geprägt sein. (-> Apokalyptik) Stärker jedoch war der Einfluss der iranischen Religion auf die Gnosis, aufs östliche Christentum bis ins Mittelalter und auf den Islam. |
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