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Gnosis

 
       
  Gnosis, griech.: »Wissen«, »Erkenntnis«; Bez. für eine spätantike Religionsbewegung, die im 2. und 3. Jh. nach Chr. ihren Höhepunkt erreichte. Dafür kann auch der Begr. »Gnostizismus« gebraucht werden, der aber von einigen Gelehrten für die gnostischen Systeme des 2. und 3. Jh. vorbehalten wird. Schon das Neue Testament (1. Tim. 6,20) spricht warnend von den Lehrsätzen einer »falschen Gnosis«. Die Vertreter dieser Lehre nennen sich selbst »Gnostiker«. Die Lehren der G. beinhalten: 1. Geist und Materie sind ewige Prinzipien. Das letztere ist böse, von Gott unabhängig und ihm entgegengesetzt (Dualismus). 2. Die Welt ist das Werk untergeordneter Geister. Der Weltbaumeister (Demiurg) wird oft mit dem Gott des Alten Testamentes gleichgesetzt. 3. Aus dem in ein unzugängliches Dunkel gehüllten obersten guten Wesen entspringen in abnehmender Güte und paarweise Geister oder Kräfte, die sich in der Welt des Bösen verlieren Emanation). 4. Die Menschen zerfallen in drei Gruppen: Gnostiker oder Geistmenschen (Pneumatiker), in denen das Lichtelement vorherrscht, und Seelenmenschen (Psychiker), in denen Gutes und Böses miteinander kämpfen, sowie Leibmenschen (Hyliker), die rettungslos der Materie verfallen sind. 5. Sünde bedeutet Verstrickung in die Materie, und Erlösung ist Befreiung vom Zwang der Leiblichkeit. 6. Christus ist ein Geistwesen (Äon), das sich mit dem Menschen Jesus vorübergehend eint, nicht um durch menschliches Leben, Leiden und Sterben, sondern durch die Lehre (Gnosis) die Auserwählten zu retten. 7. Entweder wird auf strenge Askese geachtet, oder eine freizügige Sexualität wird nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich verlangt. Von dem umfangreichen gnostischen Schrifttum waren bis zu den umfangreichen Funden in Nag Hammadi abgesehen von einigen größeren Stücken (Pistis Sophia) nur Fragmente bekannt. Das Gedankengut der G. lebte weiter im Manichäismus, den Lehren der Katharer (Albigenser) und der Kabbala. Um 1022 gab es in Orleans eine gnostische Gruppe, welche die Sakramente ablehnte und die Sexualität als nicht sündhaft betrachtete. Die wichtigsten gnost. Sekten sind: Valentianer, benannt nach dem 160 n. Chr. verstorbenen Valentinus. Sie lehren, daß die drei Katastrophen (Schöpfung, Sündenfall und Erlösung) schon in der übersinnlichen Welt (Pleroma) vorgebildet sind. Die Ophiten (griech.: »Schlangenanbeter«) behaupten, daß die Schlangen dem von Gott geschaffenen Menschen den Genuß der Früchte vom Baum der Erkenntnis ermöglichten, obwohl Gott aus Eifersucht ihnen dies verwehrte. Die Marcioniten betonen besonders die strenge Askese.

griechisch „Wissen". G. ist der Name einer religiösen und philosophischen Richtung, die vom 1. bis etwa zum 3. nachchristlichen Jahrhundert einen großen Einfluß auf die Länder des Mittelmeerraumes hatte. Eine lange Zeit wußte man nur durch die christlichen Gegner dieser Lehre etwas über die G. Das Christentum bekämpfte die G. bereits von einem recht frühen Zeitpunkt an, und viele, später in den Rang eines Kirchenlehrers erhobene christliche Theologen taten sich bei diesem Kampf hervor. Im Jahre 1945 fand man nahe der ägyptischen Stadt Nag Hammadi eine Art Bibliothek, gefüllt mit Originalschriften der G. Es gibt eine Unzahl gnostischer Gruppen und Strömungen, die zum Teil recht widersprüchliche Lehren vertreten, was das Verständnis erschwert. Für alle Gruppen der G. ist jedoch eine ausgeprägte Betonung des Dualismus kennzeichnend. Das geistige, religiöse Leben wird als das einzig wirkliche betrachtet, während das alltägliche Leben als eine Täuschung bezeichnet wird, welche es zu überwinden gilt. Hierbei ist das Wissen (Gnosis) ein sehr wichtiges Mittel. Dieses Wissen wurde den Menschen von Propheten wie Jesus offenbart. Aus diesem Grund ist für einen Gnostiker das Studium der für seine Glaubensrichtung wichtigen Schriften eine unabdingbare Voraussetzung zur Befreiung aus der materiellen Welt. Hierzu kommt in vielen Fällen noch ein Einweihungssystem (Einweihung), das die Seele bei ihrem Weg aus der Hölle der materiellen Welt hin zu Gott unterstützen soll. Als sich die Richtung, die man heute als römisch-katholisch bezeichnet, durchsetzte, verlor die G. zunehmend an Bedeutung. Jedoch blieb manches der gnostischen Lehren erhalten und fand Eingang in verschiedene esoterische Lehren und in den Katholizismus. Zu nennen sind da die ausgefeilten Engelslehren (* Engel), die Lehren über unterschiedliche Welten und Ebenen, der Dualismus etc. Es gibt auch noch wenige Gruppen (z. B. der Hermetische Orden der Goldenen Morgendämmerung, der Ordo Templis Orientis), die sich auf die G. bzw. Teile der G. berufen haben.

Gnosis (Manichäismus) Gnosis (von griech. « Erkenntnis ») ist der Name für ein religiöses Denken, das sich insbesondere zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. weit ausbreitete. Sein Charakteristikum ist ein dualistisches Welt und Menschenverständnis. (Dualismus) Früher nahm man an, die Ursprünge der Gnosis seien in der altiranischen Religion zu suchen. (Zarathustra) Bemerkenswerte Übereinstimmungen gibt es auch zwischen dem gnostischen Denken und dem Platonismus. Manche Forscher führen die Gnosis jedoch auf besondere jüdische Gruppen zurück. Offensichtlich stellt die gnostische Weltanschauung ein Gemisch (Synkretismus) aus verschiedenen Religionen und Traditionen dar, das « heidnische », jüdische und christliche Kreise erfasste. Das Urchristentum und die Gnosis waren miteinander verwandte Erlösungsreligionen. Die Gnostiker konnten deshalb Jesus als einen Erlöser in ihre Vorstellungen aufnehmen. Das 4 Johannesevangelium zeigt an einigen Stellen eine gewisse Nähe zu gnostischen Auffassungen (Joh. 1, 5; 3, 6; 3, 13); daneben finden sich dort auch deutliche Abgrenzungen gegenüber der Gnosis (Joh. 1, 14; 3, 16). Stärker als die Urkirche setzte sich die Kirche des 2. und 3. Jahrhunderts, insbesondere in Syrien und Ägypten, mit der Gnosis auseinander. Dort entstanden neue christliche Offenbarungsbücher, die man den apostolischen Autoritäten (Petrus, Paulus, Thomas, Jakobus usw.) zuschrieb. (Pseudepigraphen) Im 3. und 4. Jahrhundert gewann die Gnosis immer mehr Einfluss. Sie trat z. B. in Gestalt des Manichäismus auf. Der Manichäismus wurde zum mächtigsten Rivalen des Christentums. Er drang im Osten bis nach Tibet, im Westen bis nach Norditalien und Südfrankreich vor. Sein Begründer war Mani (215 -276 n. Chr.), ein Babylonier persischer Herkunft. Das Christentum hat seine Lehren, wann immer es möglich war, bekämpft und seine Schriften verbrannt. Deshalb sind Manis Auffassungen fast nur noch in den Schriften derjenigen Kirchenväter fragmentarisch erhalten, die sie zu widerlegen versuchten. Aus dieser indirekten Überlieferung muss das gnostische Denksystem erst mühsam rekonstruiert werden. Epiphanius von Salamis, Bischof von Zypern, zitiert in seinem Werk (geschrieben 375 n. Chr.) den Anfang der Kosmologie des Mani folgendermaßen: «Am Anfang waren Gott und Materie, Licht und Dunkelheit, Gut und Böse, die einander vollkommen feindlich gegenüberstanden und nichts gemeinsam hatten.» Aus diesen beiden Prinzipien, aus Gott und dem Teufel, seien alle Dinge der Welt hervorgegangen, und zwar «von dem einen alle guten, von dem anderen alle bösen Dinge. Der eine schuf die Seele, der andere den Körper.» Da alle Materie, genauso wie der Mensch selbst, eine Mischung aus Licht und Finsternis darstellt, findet zwischen beiden Prinzipien ein ständiger Kampf statt, in den der gute Gott eingreift, indem er seinen Sohn Gayomart schickt. Obgleich dieser mit den fünf Lichtelementen, mit Äther, Licht, Wind, Wasser und Feuer, ausgerüstet ist, wird er beim Abstieg in die Tiefe von den Dämonen, den Mächten der Finsternis, überwältigt. Daraufhin schickt der Vater des Lichts seinen zweiten Sohn: Mithras, den Sonnenhelden, dem die zwölf Wächter der zwölf Tierkreise zur Seite stehen. So wird Gayomart gerettet nackt; denn seine Rüstung, die fünf Elemente, ist von den Dämonen der Finsternis verschlungen worden. Nun erschafft der Vater des Lichts den Kosmos und bildet den Himmel und die Erde aus den Leibern der Dämonen. Deshalb ist in dieser Welt alles dämonisch und satanisch und enthält dennoch die fünf Lichtelemente. Alles Irdische ist folglich widersprüchlich. Darum muss das Stoffliche geläutert und das Licht aus der Finsternis befreit werden. Das befreite Licht steigt hinauf zum Vater, die Materie aber sinkt hinab in die Unterwelt. Als der Gott der Finsternis bemerkt, was vor sich geht, erschafft er sich seinerseits einen Sohn: Adam, den Menschen. Alle Menschen sind, nach Manis Auffassung, Geschöpfe des Teufels. Die Natur der Menschen ist demzufolge schlecht. Daher muss der Vater des Lichts aufs Neue eingreifen. Er schickt seinen dritten Sohn: Jesus Christus. Dieser soll die Macht der Finsternis endgültig zerstören. Am Ende der Zeiten wird die Welt in einem Feuer aufgehen, das hundert Jahre lang anhält. Dabei wird die Finsternis zu Asche verbrannt. Erst wenn die Menschen aufhören, sich fortzupflanzen, wird es keine Finsternis mehr geben.
Gnosis, griechisches Wort für »Erkenntnis«. Als »geheimes spirituelles Wissen« verstanden, war sie Glaubensinhalt gewisser religiöser Sekten, die in den prägenden Jahren des frühen Christentums entstanden waren. Vom Standpunkt dieser Sekten aus handelte es sich dabei um esoterische Wahrheiten, die den religiösen Lehren zugrunde lagen und den zu Erleuchtung und Wahrheit hinleitenden Pfad darstellten. Die gnostischen Sekten wiesen zwar erhebliche Unterschiede auf –manche widmeten sich der Astrologie und Kosmologie, andere wieder legten die Lehren Jesu in einem esoterischen Sinne aus –, hatten aber eines gemeinsam, womit sie sich von der Hauptströmung der Christenheit abhoben: Sie setzten die Erkenntnis über den Glauben. Wahrscheinlich hatte der Zoroastrismus starken Einfluß auf den Gnostizismus. Dem zoroastrischen Dualismus vergleichbar, lehnten auch die Gnostiker die Welt – und damit die Materie – als böse ab und bedienten sich visionärer Techniken, um in die Welt des Geistes einzudringen. Eine der bedeutendsten gnostischen Gottheiten, Abraxas, hat im persischen Zervan seine Entsprechung, dem zoroastrischen Gott der Zeit. Die Fülle an gnostischer Literatur, die beim NagHammadi-Fund in Ägypten zutage kam, ist 1977 in englischer Übersetzung erschienen und die vollständigste__Quelle gnostischer Schriften.


Gnosis. Monotheismus und Polytheismus.
 
 

 

 

 
 
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