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Exodus (griech.-lat. « Auszug ») heißt das zweite Buch des Pentateuch, das vom Auszug Israels aus Ägypten handelt. Es beginnt mit einem Bericht über das Leben der Israeliten in Ägypten, die zur Zeit des Stammvaters Jakob dorthin kamen und nun von einem neuen Pharao unterdrückt werden. Es folgen die Geschichten von Moses und der Bericht des Auszugs aus der Unterdrückung: Der Durchzug durch das Rote Meer, Wüstenwanderung und erstaunliche Wunder (Moses macht ungenießbares Wasser trinkbar; es regnet Wachteln und Manna; Moses schlägt Wasser aus einem Felsen). Nach der Ankunft am Sinai erfolgt die Gesetzgebung Jahwes (2. Mose 20ff.). Der letzte Teil des Exodus, der Zug der Kinder Israel zum Jordan und der Einzug ins «verheißene Land », wird erst im dritten Buch des Pentateuch erzählt. Der historische Kern der biblischen Auszugserzählungen ist schwer auszumachen. Beim Exodus dürfte es sich um geschichtliche Erfahrungen einer Volksgruppe handeln, die später in «Israel» aufging. Dass das Volk des Exodus die ganzen zwölf Stämme Israels gewesen sein sollen, ist späte Traditionsbildung. Der Zeitpunkt dieser Ereignisse ist umstritten; man vermutete das 13. Jahrhundert, da zu Beginn des Buches Exodus der Bau der Städte Pithom und Ramses erwähnt wird, der nach archäologischer Forschung zur Zeit Ramses’ II. (gest. 1223 v. Chr.) erfolgte. Der Exodus ist im Jahwekult zu einem Ereignis von höchster religiöser Bedeutung geworden: Durch die « Herausführung aus Ägypten » hat Jahwe dem Volk Israel seine Erwählung bekundet. Im Alten Testament wird dieser Akt der Auserwählung immer wieder ins Gedächtnis gerufen (5. Mose 6, 12 ; 6, 20ff.). Ganze Psalmen sind dem Exodus-Thema gewidmet (Ps. 78; 105; 106; 114). Die Propheten benutzten das Auszugsmotiv als Bild auch der zukünftigen Befreiung des Gottesvolkes (Jes. 43, 16 ff.). Dieses Verständnis des Exodus griff auch das Neue Testament auf: Jesus Christus verwirklicht den verheißenen neuen Auszug (vgl. Mat. 2, 15). So wie Israel vierzig Jahre durch die Wüste wanderte, wurde Jesus vierzig Tage « vom Geist in die Wüste geführt, auf dass er von dem Teufel versucht würde » (Mat. 4, 1 ff.). Gern greift das Johannesevangelium auf das Exodusmotiv zurück (vgl. Joh. 6), und Paulus sieht im Durchzug durch das Rote Meer und im Fels des lebendigen Wassers Vorbilder der Taufe und des Abendmahls. Die Offenbarung des Johannes schließlich deutet den Exodus der Endzeit als Durchzug durch ein Meer von Glas und Feuer (Apk. 15,2 f.).In der Geschichte des Christentums ist der Exodus stets ein beliebtes und vielfältig verwendetes Symbol geblieben. Durch die Ausbildung der Typologie, der Lehre von der Vorbildung (typos) neutestamentlicher und kirchengeschichtlicher Ereignisse oder Personen im Alten Testament, eignete sich das Christentum die jüdische Tradition an und deutete sie nach eigenen Zwecken um. « Ägypten » wurde zum Symbol für «Welt », « Pharao » für «Teufel », der Durchzug durchs Rote Meer zum Sinnbild der Taufe. Manna deute aufs Abendmahl, die eherne Schlange auf den gekreuzigten Christus. Für Origenes (gest. 254) war der Exodus Israels ein Bild des Weges, den die Seele zurücklegt, ehe sie zu Gott gelangt. «Ausziehen aus Ägypten heißt die Welt verlassen.» So wird in der allegorischen Auslegung der gegenständliche Glaubensinhalt transzendiert, seine Ausdrucksform indes festgehalten. (Allegorie) Am Ende des 20. Jahrhunderts hat die - Theologie der Befreiung im Auszugs-Motiv ihr beliebtestes Symbol gefunden: Exodus heißt dort Aufbruch aus den gegebenen Lebensbedingungen, Kampf gegen Abhängigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
griech. >exodos< Auszug. Bezeichnung für den Auszug Israels aus Ägypten; später für den Bericht davon 2 Mose. Bund; Mose; Pentateuch |
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