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Moses |
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Moses gilt als Religionsstifter, Prophet und Priester, aber auch als Volksführer und Gesetzgeber. Die römisch-katholische Kirche und die Ostkirche haben ihn in die Reihe ihrer Heiligen aufgenommen. Sigmund Freud («Der Mann Moses und die monotheistische Religion », 1939) versuchte nachzuweisen, dass Moses eigentlich nicht Jude, sondern Ägypter war und dass er Israel den Monotheismus des ägyptischen Pharaos Amenophis IV. Echnaton (ca. 1367-1347) brachte. Manche Kritiker meinen jedoch, Moses sei überhaupt keine historische Gestalt, sondern eine Sagenfigur; der Exodus der Hebräer aus Ägypten unter seiner Führung habe in Wirklichkeit nie stattgefunden. Die im Alten Testament erzählten Ereignisse über den Aufenthalt Israels in Ägypten, die «Rettung am Schilfmeer», die Gesetzgebung am Sinai, die Wüstenwanderung sind jedoch ohne die geschichtliche Person Moses schwer vorstellbar. Offensichtlich hat diese Gestalt zahlreiche, ursprünglich unterschiedliche Überlieferungen zusammengezogen und auf sich vereint. Die Zeit, in der Moses gelebt haben könnte, ist umstritten. Manche Historiker verlegen die Ereignisse ins 14. Jahrhundert und in die Zeit der Pharaonen Amenophis III. und Amenophis IV. Echnaton; andere nehmen an, dass Ramses II. (gest. 1223) der Pharao der ersten Unterdrückung «Israels » war und dass unter seinem Sohn Mernephtah (um 1220 v. Chr.) die Hebräer aus Ägypten ausgezogen seien. Das Alte Testament erwähnt die beiden ägyptischen Städte Ramses und Pithom, bei deren Bau die Hebräer Fronarbeit leisten mussten. Pithom wurde unter Ramses II. erbaut. Das spricht dafür, dass die genannten Ereignisse im 13. Jahrhundert stattfanden. Auch die Erwähnung des Namens «Israel» im Text eines Monuments des Pharaos Mernephtah gilt als wichtiger Hinweis. Wahrscheinlich lebten die Hebräer im 14. Jahrhundert im Negeb und in der Wüste Juda als Halbnomaden; wenn Dürre und Hungersnot eintraten, blieb ihnen als letzte Zuflucht Ägypten, die Kornkammer des Vorderen Orients (1. Mose 45, 1 ff.). Der Name « Moses » stammt vielleicht aus dem Ägyptischen (mose, « geboren», «Kind des ...») und bildet häufig das zweite Glied von Eigennamen (z. B. Thutmose). Er könnte aber auch aus dem Hebräischen abgeleitet sein; dann hieße « Moses » « der Herausziehende». Nach der biblischen Erzählung nahm ihn die Tochter des Pharaos als Kind auf, nannte ihn «Moses» und sprach: «Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.» (2. Mose 2, 10) Die Erzählung von Moses’ Geburt und Aussetzung (2. Mose 2, 1 -12) deckt sich in mancherlei Zügen mit anderen Heldensagen, etwa mit der Sage über die Geburt Sargons, des Gründers von Babylon, über Kyros oder Romulus. Das Motiv der Aussetzung und Errettung erweist das Kind als künftigen Kultheros und Helden. Das hebräische Kind Moses - so der biblische Bericht - wird daraufhin von einer ägyptischen Prinzessin adoptiert und großgezogen. Als junger Mann sieht Moses eines Tages, wie ein Ägypter einen seiner hebräischen «Brüder» schlägt; Moses tötet den Ägypter und muss nun Ägypten verlassen - er flieht nach Midian. Dort liegt der Sinai, und an diesem Berg soll Moses aus « der Lohe eines Feuers mitten aus dem Dornbusch » berufen werden. Dabei stellt sich Jahwe vor als « der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs » (2. Mose 3, 6). Die Jahwe-Religion war vor Moses unbedeutend. Bei ihrer Durchsetzung haben offensichtlich Moses’ Schwiegervater Jethro und die Oase Quades (Kades) als Zentrum der Sinai-Religion eine wichtige Rolle gespielt. Der Sinai scheint bereits lange vor Moses ein heiliger Berg gewesen zu sein. Seine tatsächliche Lage ist umstritten; einige lokalisieren ihn auf der Halbinsel Sinai, andere im Land Midian, wo es, im Gegensatz zur Sinaihalbinsel, Vulkanberge gibt. Manche Historiker nehmen an, dass Jahwe ursprünglich ein midianitischer Vulkan- und Feuergott gewesen sei. Die Midianiter waren Araber. Dass Jahwe zum Gott Israels wurde, wäre folglich das Werk Moses’ gewesen, der die Verehrung des Sinaigottes aus Midian nach Israel verpflanzte. Andere Historiker meinen indessen, Jahwe sei ursprünglich ein Gott der Keniter gewesen. Die Keniter, ein Nomadenstamm, bewohnten einen Teil der Halbinsel Sinai. Dort lag auch Quades (heute Ain Qedes), das Hauptlager der Hebräer während der Wüstenwanderung. Dort soll Moses Wasser aus einem Felsen geschlagen und Kundschafter ins «gelobte Land » geschickt haben (1. Mose 14, 7; 16, 14). In Ägypten (2. Mose 3-12) wird der Pharao durch märchenhaft-phantastische Wunder Jahwes und seines Propheten dazu bewogen, die «Kinder Israel » ziehen zu lassen. Jetzt beginnt die lange Wanderung nach Palästina, die schließlich vierzig Jahre dauern soll. Es geht mitten durch die Wüste im Osten Ägyptens bis hin zum Schilfmeer. Jahwe führt sein Volk: nachts in Gestalt einer Feuersäule, tags als Wolkensäule (2. Mose 13, 21). Trotz vorhergegangener Wunder und Plagen verfolgt der Pharao die Hebräer. Mit einem Zauberstab teilt Moses das Meer (2. Mose 14, 16), sodass das Volk trockenen Fußes hindurchkommt. Die Ägypter aber ertrinken in den zurückflutenden Wellen. Moses’ « Gottesstab » bewährt sich auch im Kampf gegen die Amalekiter, das erste Nomadenvolk, das den Vormarsch der Hebräer nach Palästina aufhalten will (2. Mose 17, 11-13). Nach der Amalekiterschlacht findet sich, so die biblische Schilderung, Jethro bei seinem Schwiegersohn Moses ein (2. Mose 18, 1 -27). Er hört von dessen Wundertaten, preist Jahwe, «der größer ist als alle anderen Götter», und bringt ihm Brand- und Schlachtopfer dar. Manche Alttestamentler interpretieren diese Geschichte als historische Erinnerung an den Glaubenswechsel der Hebräer zur Jahwe-Religion: Die aus Ägypten kommenden (und außer ihnen noch andere verwandte) Stämme hätten unter midianitischem Einfluss in Quades einen neuen Glauben, denjenigen an den Vulkangott Jahwe, angenommen. Der eigentliche Bundesschluss zwischen Israel und Jahwe findet nach der biblischen Darstellung indes erst am Sinai statt (2. Mose 19, 16 ff.). Zuvor hatte es bereits Bundesschlüsse Jahwes mit Adam, Noah, - Abraham und Jakob gegeben. Der Akt des Bundesschlusses am Sinai aber wird durch - Blut vollzogen (2. Mose 24, 5-8). Der Dekalog (griech. «zehn Worte », die Zehn Gebote), die « Gesetze und Gebote, die ich [Jahwe] aufgeschrieben habe », lässt sich - historisch gesehen -schwerlich auf Moses selbst und auch nicht auf seine Zeit zurückführen. Es handelt sich vielmehr um Gesetze, die eine Gemeinschaft konstituieren. Die vier ersten Gebote regeln das Verhalten Israels zu Jahwe, sie sind in ihrer Umwelt neu. Die restlichen sechs Gebote sind weit über Israel hinaus verbreitet. Während der Wanderung Israels durch die Wüste soll es zu zahlreichen Kämpfen, zu wiederholtem « Murren » des Volkes und schließlich zu einem Abfall von Jahwe zu Baal-Peor gekommen sein (4. Mose 25, 1 -18). Die Bestrafung Israels durch Jahwe fällt äußerst grausam aus (4. Mose 25, 1 ff.). Das Deuteronomium (5. Buch Mose) erzählt den Tod Moses’ (5. Mose 32, 48 ff.). Um dieses Geschehen rankten sich bald zahlreiche Geschichten und Theorien. Mitunter wurde die Auffassung vertreten, Moses sei bei einem Aufstand des Volkes Israel gewaltsam ums Leben gekommen. Im Judentum der nachbiblischen Zeit gewann die Gestalt des Moses immer mehr an Bedeutung. Er selbst habe die Thora (« Gesetz »; die fünf Bücher Moses) niedergeschrieben. Als unschuldiger Märtyrer, so glaubte man, sei er gestorben; Gott habe sein Leiden als stellvertretende Sühne für die Schuld seines Volkes angenommen und ihn schließlich « entrückt ». Das hellenistische Judentum machte ihn zum größten und vollkommensten Menschen. Auch im Neuen Testament gilt Moses als der Größte vor Christus: Er ist «Mittler des Gesetzes », Prophet des Kommens Christi (Lk. 24, 27 ff., 44 ff.), und als Führer und « leidender Gottesknecht » trägt er die Züge Christi.
Moses, bereits in der Antike tauchte die Legende auf, M., der jüd. Gesetzgeber und Prophet mit ägypt. Erziehung, sei eigtl. ein ägypt. Zauberer gewesen. Die als 6., 7., 8. »Bücher Moses« immer wieder auftauchenden Schriften sind mehr oder weniger triviale Zauberbücher, die wahrscheinlich im 18. Jh. entstanden sind und deren Erscheinen eine ganze Reihe von Prozessen nach sich zog (der letzte 196o; der Verleger wurde wegen Betruges in Tateinheit mit unlauterem Wettbewerb, Aufforderung zur Tierquälerei, Leichenschändung, Diebstahl usw. zu 1000,— DM Geldstrafe verurteilt, in der nächsten Instanz jedoch freigesprochen). |
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