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Amos Der aus Thekoa, südlich von Jerusalem, stammende Schafzüchter trat, nachdem ihm ein Berufungserlebnis (Amos 3, 8; 7, 15) sowie Visionen und Auditionen (7, 1 ff.; 8, 1 ff.) zuteil geworden waren, zur Zeit Jerobeams II. (um 750 v. Chr.) in Bethel, einem der beiden Staatsheiligtümer des israelitischen Nordreiches, als Prophet auf. Dort verkündete er den «Tag Jahwes » nicht, wie erwartet, als Heils-, sondern als Gerichtsereignis (5, 18. 20) und sagte das Ende Israels voraus (8, 2). Er war zu der Einsicht gelangt, dass Jahwes Strafe unabwendbar sei; denn in seiner Heilssicherheit und Gewissenlosigkeit, in Üppigkeit und Luxus strebte Israel nicht nach Gerechtigkeit, sondern feierte laute Kultfeste, die, nach der Überzeugung des Propheten, für Gott ein Gräuel waren (5, 21 ff.). Das Opferwesen - so Amos - spiele im Verhältnis Jahwes zu seinem Volk überhaupt keine wesentliche Rolle, Jahwes Forderungen seien nicht kultischer, sondern ethischer Natur. Amos’ pessimistischer Sicht der Zukunft - Jahwe wird Nordisrael zerstören, die Dynastie ausrotten, das Volk vertilgen und in die Verbannung bringen - steht die Hoffnung entgegen, dass ein Rest Israels (5, 3. 4 ff.) dem Davidsreich eingefügt und die « zerfallene Hütte» wieder aufgerichtet werde. Das Ende des Amosbuches - dessen Authentizität allerdings umstritten ist - spricht denn auch vom zukünftig anbrechenden Heil für Israel (9, 13 ff.). |
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