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Kanon

 
       
  Kanon (griech. «Maßstab », « Richtschnur ») bezeichnet meist das Verzeichnis der von der Kirche anerkannten heiligen Schriften. Aus der Fülle der Literatur, die das Urchristentum hervorbrachte, wurden im Laufe der ersten nachchristlichen Jahrhunderte 27 Schriften ausgewählt, im Neuen Testament zusammengeschlossen und für inspiriert erklärt. (Bibel) Das Wort « Kanon » meint jedoch auch das christliche Glaubensbekenntnis und die anerkannten Glaubenslehren («Kanon der Wahrheit» oder « Kanon des Glaubens »). Später nannte man darüber hinaus die Dogmen « canones ». Auf dem Konzil von Nicaea (325) bezeichnete man das Verzeichnis der Kleriker (Geistlichen) einer Diözese als « Kanon » ; davon leitet sich der Begriff « Kanoniker » (Chorherren) ab. Die seit der Mitte des 4. Jahrhunderts kanonisch genannte Sammlung der neutestamentlichen Schriften gilt als maßgebliche Norm für das Leben und die Lehren der Kirche die Texte sind göttlich, heilig und irrtumslos. Der Kanon der Schriften christlicher Herkunft heißt Neues Testament in Entsprechung und Abgrenzung zu den jüdischen heiligen Schriften, denen die Christen den Namen « Altes Testament» gaben. Einen jüdischen Kanon gab es zur Zeit Jesu überhaupt noch nicht. Erst um die Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert wurde dessen endgültiger Umfang, bestehend aus dem « Gesetz », den « Propheten » und den « Schriften », festgelegt. Die ersten Christen hatten kein besonderes Interesse am Sammeln von Tradition (Überlieferung). Wahrscheinlich aber verfügte schon die Urgemeinde in Palästina über einen Grundstock an Jesusworten und Jesusgeschichten. Paulus kannte bestimmte fest formulierte Aussagen über den Tod und die Auferstehung des Herrn, über die Einsetzung des Abendmahls und auch einige Worte von Jesus selbst. Die neu entwickelte literarische Form des « Evangeliums » fasste nun die beiden zentralen Inhalte der Überlieferung zusammen: die Geschichten vom Leben, Leiden und Auferstehen des Kyrios (Herrn) und die Aussprüche von Jesus. Um die Mitte des 2. Jahrhunderts griff der « Ketzer » Marcion das Christen seiner Zeit an und kritisierte, dass es seine authentischen Ursprünge « juda istisch » verfälscht habe. Er verwarf das ganze Alte Testament als Offenbarung eines falschen Gottes und schuf einen eigenen Kanon, bestehend aus dem Lukasevangelium, der Apostelgeschichte und zehn Paulusbriefen. Als Antwort auf den ersten christlichen Kanon des Ketzers Marcion bildete die Kirche einen eigenen Kanon, den sie -als die « Erfüllung » der Weissagungen des « Alten Testaments » « Neues Testament» nannte. Im Unterschied zu Marcion stellte die Kirche vier Evangelien als gleichwertige Zeugnisse nebeneinander. Diesen wurde obendrein eine Sammlung von Briefen (Paulusbriefe sowie andere Schriften mit vermeintlich apostolischen Verfassern) beigegeben. Zwischen diese Briefe und die Evangelien schob man die Apostelgeschichte ein und übernahm aus der prophetisch-apokalyptischen Literatur die Offenbarung des Johannes, um deren Platz im Kanon allerdings noch jahrhundertelang gestritten wurde; umstritten blieben vor allem auch der 2. Petrusbrief und der Jakobusbrief.

griech.: Maßstab, Richtschnur. Verbindlich abgeschlossene Sammlung der Schriften, die in die Heilige Schrift (Bibel) aufgenommen worden sind. Nicht-kanonische Schriften nennt man Apokryphen.
 
 

 

 

 
 
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