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Ethik

 
       
  Ethik (von griech. ethos) bedeutete ursprünglich die gemeinsame Behausung von Menschen und Tieren, dann das Verhalten der Hausgenossen zueinander. Seit Aristoteles (384 -322 v. Chr.) heißt « Ethik » die Lehre vom Sittlichen, umfassend ausgedrückt: die Theorie menschlicher Lebensführung. 1. In den Stammesreligionen sind Religion und Ethik noch unauflöslich miteinander verbunden. Gebote und Verbote orientieren sich am Tabu. Götter, Ahnen oder heilige Herrscher haben Ehegesetze und Sexualmoral, Speisevorschriften und Enthaltsamkeitsgebote verbindlich festgelegt. (Askese) Bei Kelten und Germanen war das sittliche Verhalten an der Stammessolidarität ausgerichtet, die von jedem Loyalität und Gehorsam forderte. Aus der Religion leiteten Griechen und Römer die Pflicht ab, sich bestimmten Geboten und Verboten zu unterwerfen und die Riten der Opferung genau zu befolgen. Im alten -s Ägypten bestimmte die Hoffnung auf ein Leben im Jenseits das Verhalten im Diesseits: Nur wer sich moralisch richtig verhält, hat Aussicht, im Totengericht zu bestehen. (Jüngstes Gericht) 2. Die ethischen Vorstellungen, die das - Alte Testament zum Ausdruck bringt, entstammen - zeitlich und geographisch, ethnisch, kulturell und sozial gesehen - völlig unterschiedlichen Situationen; durch spätere Zusammenstellung und Bearbeitung sind die verschiedenen Überlieferungen vereinheitlicht und auf den Willen Jahwes zurückgeführt worden. Die -s Propheten setzten das menschliche Handeln in Beziehung zu einem ihrer Meinung nach unmittelbar bevorstehenden Handeln Gottes: Jahwe werde ein vernichtendes Urteil über Israel sprechen. Mit dem Exil trat die Verkündigung zukünftigen Heils in den Mittelpunkt der prophetischen Botschaft. Die ethischen Forderungen des Alten Testaments nahmen vor allem im « Gesetz » Gestalt an. Die « Rechtsbücher » im Pentateuch enthalten nicht nur juristische Sätze, sondern auch Belehrungen und Unterweisungen. Das Deuteronomium (5. Buch Mose) knüpft die Gabe des «verheißenen Landes» an Forderungen, die mit dem Gebot der Liebe Jahwes, des einen Gottes (5. Mose 6, 4f.), und dem Opferdienst an der von ihm ausgewählten Stätte (5. Mose 12) zusammenhängen. Sind die « Kinder Israel » - gehorsam, so wird ihnen Segen zuteil, für den Fall des Ungehorsams droht ihnen der Fluch Jahwes. Zu den berühmtesten Stellen, die verschiedene Gebote zusammenfassen, gehört der Dekalog (2. Mose 20, 2-17; 5. Mose 5, 6 -21): Die «Zehn Gebote» sollen Moses auf dem Berg Sinai (d. h. vor der « Landnahme ») offenbart worden sein; tatsächlich setzen sie die Sesshaftigkeit im Kulturland bereits voraus (Bilderverbot, Sabbatgebot, Erwähnung von Häusern). Die sittlichen Forderungen werden auf Gott selbst zurückgeführt: «Ich bin Jahwe ...» Rechtes Handeln bedeutet Gehorsam gegenüber Gott: «Hören auf seine Stimme », «wandeln in seinen Wegen » und «vor seinem Angesicht ». Die so genannte Goldene Regel «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19, 18) bezieht sich auf den Mitmenschen als Volksgenossen. Im Verhältnis der Generationen zueinander dominieren die Eltern, insbesondere der Vater (2. Mose 20, 12; 5. Mose 5, 16). Wer sich den Eltern widersetzt, muss mit harten Strafen rechnen (2. Mose 21, 15.17; 5. Mose 21, 18 ff.). 3. Das Neue Testament zieht aus dem christlichen Glauben zahlreiche praktische Konsequenzen für das Leben in Ehe und Familie, Arbeit und Eigentum, Gesellschaft und Staat. Die - Ethik Jesu war von der Erwartung der nahen Gottesherrschaft geprägt. Am Ende würden alle Rechenschaft für ihre Taten ablegen müssen (Mat. 5, 22; 7, 1 f.). Der Mensch, dem die Gottesherrschaft als Barmherzigkeit « widerfährt », ist dadurch selbst zu Barmherzigkeit aufgerufen (Mat. 18, 23 ff.). Auf die Predigt Jesu sollen seine Hörer durch Umkehr und Nachfolge reagieren (Mk. 1, 15). Dies schließt radikale Konsequenzen ein (Mat. 8, 19 ff.), so zum Beispiel den Bruch mit dem bisher gewohnten Verhalten, die Bereitschaft zu Risiko, zu Verzicht und Leiden -eben « Selbstverleugnung ». (- Bekehrung) In der - Bergpredigt radikalisiert und überbietet Jesus das alttestamentliche Gesetz: Nicht erst Mord, sondern schon Zorn, nicht erst Ehebruch, sondern schon das bloße Begehren, nicht erst die Verletzung des Schwurs, sondern der Schwur selbst seien Sünde (Mat. 5, 21 ff., 27 ff.). In der Mitte der Ethik Jesu steht das «Doppelgebot der Liebe» (Mk. 12, 28 ff.; Lk. 10, 25 ff.; 5. Mose 6, 4ff.; 3. Mose 19, 18). Liebe erscheint als Quintessenz aller Einzelgebote: Sie ist nicht nur « Nächsten »-Liebe, sondern grenzenlose Liebesverpflichtung (Lk. 10, 30 ff.), die Vorurteile, Konventionen und religiöse sowie nationale Schranken überschreitet und dabei sogar den Feind einschließt (Lk. 6, 27f.; Mat. 5, 44).

griech. >ethos< Sitte. Lehre vom angemessenen Handeln und den diesem zugrunde liegenden Werten. In der evangelischen Theologie: Lehre von dem aus den Zehn Geboten bzw. dem Evangelium abgeleiteten Handeln des Menschen. Katholisch: Moraltheologie. Religionsunterricht; Theologie
 
 

 

 

 
 
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