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Hexenwesen

 
       
  Hexenwesen. Das Wort H. ist abgeleitet von althochdeutsch hagzissa oder hagazussa = »Zaunreiterin«, womit ein dämonisches Wesen bezeichnet wird, das sich auf Hecken und Zäunen aufhält. Das Hexenbild, das im 15. Jh. nicht nur durch die Hexenprozesse und die umfangreiche kirchliche Literatur zu diesem Thema voll ausgebildet war, sondern auch im Volk verbreitet war, setzt sich aus folgenden Elementen zusammen: 1. Teufelspakt. Seit dem 13. Jh. war die Lehrmeinung der Theologen allgemein anerkannt, daß die Hexer und Hexen mit dem Teufel einen mit Blut geschriebenen Vertrag schlossen. Beide Vertragschließenden waren aber nicht gleichberechtigt, sondern der Mensch mußte dem Teufel seine Unterwürfigkeit durch einen Fußkuß erweisen. Der Vertrag wurde am Versammlungsort der Hexen abgeschlossen und mindestens einmal jährlich erneuert. 2. Teufelsbuhlschaft. Der Geschlechtsverkehr mit dem Teufel, den man sich entweder als ein männliches (Incubus) oder weibliches Wesen (Succubus) vorstellte, ist schon aus der antiken, jüd., kelt. und germ. Mythologie bekannt. Der Teufel nimmt Tier- bzw. Menschengestalt an. Die Frage, ob aus einer solchen Verbindung Kinder hervorgehen können, war unter den Theologen umstritten. 3. Sabbat. Bez. für die Zusammenkünfte und Treffen mit dem Teufel, die auf Hügeln und in Gebirgen (Blocksberg) stattfanden. Die Hexen gaben sich dem Teufel hin, der die Gestalt eines riesigen Bockes annahm. Er lehrte ihnen auch die »Hexenkünste« wie z. B. das Wissen von den Kräutern, Giften etc. und gab ihnen die Hexensalben. Aufgrund ihrer Erfahrung mit der Ketzerbewegung gingen die Theologen und Hexenrichter davon aus, daß die Hexen in einer großen Sekte organisiert seien. Flug durch die Luft und Tierverwandlung. Nachdem sie sich mit einer Salbe eingerieben haben, fliegen die Hexen nachts auf einem Gegenstand, z. B. Stecken (daher Zaunweib), oder in Tiergestalt zu dem Sabbat, oder sie versinken in einen todesähnlichen Schlaf, und nur ihre Seele begibt sich dorthin. Die Kirche hat diese im Volksglauben verbreiteten Vorstellungen nie anerkannt. Schadenszauber (Maleficium). Bis ins 17. Jh. hinein stand für die Mehrheit der Theologen, und für den Volksglauben noch Jahrhunderte länger fest, daß die Hexen Schaden zufügen können. Sie erhalten auf dem Sabbat ein Pulver von dem Teufel, mit dem sie jeden nur denkbaren Schaden verursachen können. Der Teufelspakt und die -buhlschaft gehen auf die mittelalterlichen Theologen zurück. Die übrigen Elemente (Sabbat, Flug, Tierverwandlung und Schadenszauber) finden sich auch im Volksglauben zahlreicher Völker. Vorherrschend war lange die Meinung, daß das Hexenbild weitgehend der Phantasie der mittelalterlichen Theologen und Inquisitoren entsprungen ist, die aus Angst vor einer neuen Ketzerbewegung antike und orientalische Glaubensvorstellungen miteinander vermengten. In Wirklichkeit habe es nie diese mit so vielen Einzelheiten beschriebene Sekte von Hexern und Hexen gegeben. Schon früh findet sich der Einwand, daß die meisten Elemente des Hexenbilds sich auch in der Glaubenswelt der Germanen finden. Eine völlig entgegengesetzte Meinung vertritt die engl. Ägyptologin Murray. Das Hexenwesen geht ihr zufolge auf einen vorchristlichen Kult zurück. Hinter den Geständnissen, die den Hexen unter der Folter abgepreßt wurden, verberge sich steinzeitlicher Glauben an einen gehörnten Gott, den die Hexenrichter zu dem Teufel gemacht hätten. Peuckert vertrat die Auffassung, daß es sich bei dem Hexensabbat um »Weiberbünde« mit ekstatischen erotischen Tänzen handelte. Ginzburg sieht im Hexensabbat einen eurasischen Totenkult, von dem sich von Schottland bis Sibirien Spuren im Volksglauben (Benandanti), besonders im Schamanismus erhalten haben.

Hexenwesen, Sammelbegriff für den Glauben an bestimmte zauberische Fähigkeiten mancher Frauen, seltener Männer. Bereits in der Antike und im vorchristl. Norden Europas belegt. Die vor allem im angelsächsischen Raum verbreitete Hypothese, im H. habe sich der Rest einer vorindogermanischen mutterrechtlichen Kultur erhalten, wie sie z. B. von der engl. Ägyptologin Margaret A. Murray (1863-1963) vertreten wurde, trägt nicht weit. Denn ungeachtet seiner vorchristl. Wurzeln und seiner außereurop. Parallelen weist das europ. H. deutlich christl. Einfluß auf, vor allem als Projektionsmöglichkeit für die Schattenseiten des Christentums, zu denen auch die Frauen- und Sexualfeindlichkeit in bestimmten Bereichen der christl.-jüd. Kultur zählen. Der mittelalterliche Glaube an ein organisiertes H. mit dem Satan an der Spitze ist zumindest für Mitteleuropa als männliche Projektion verdrängter Ängste und Wünsche zu betrachten. Im Gedanken des Hexensabbaths (synagoga diabolica) kommt noch eine antisemitische Komponente hinzu. Zwar gibt es in der Gegenwart in England und in den USA ein ritualisiertes H., es scheint aber nicht an frühe Religionen oder Frauen-Geheimbünde anzuknüpfen. Normalerweise geht es um einzelne Hexen: Frauen, die als zauberisch begabt gelten, die Liebeszauber üben, das Wetter beeinflussen, Stallspuk auslösen, die Ernte verderben u. ä. m. Stets ist dabei eine sexuelle Komponente im Spiel. Die Verbreitung des Hexenglaubens nach der Erfindung des Buchdrucks führte zu nachgerade massenhysterischen Hexenverfolgungen, vor allem zwischen 1500 und 1700, vereinzelt seit dem 13. Jh. (z. B. eine Hexenverbrennung in Toulouse bereits 1275), bis in spätere Zeit (die letzten offiziellen Hinrichtungen waren in Spanien 1781, Schweiz 1782, Deutschland 1793, Peru i888). Dem Hexenproze ß lagen i. allg. die Vorwürfe der Teufelsbuhlschaft (crimen excepturn) und der Zauberei (crimen magiae) zugrunde. — Die oft erwähnte Hexensalbe, mit der sich Hexen eingerieben haben sollen, ehe sie die Fahrt zum Versammlungsplatz ihrer Genossinnen antraten, scheint, wie Selbstversuche von Kiesewetter, Peuckert u. a. nahelegen, ein Psyehopharmakon gewesen zu sein, das u. a. Flughalluzinationen hervorrief. Manche den Hexen vorgeworfene Praktik und vor allem Phänomene, die beim peinlichen Verhör (Folter) und bei sog. Hexenproben ( Wasserprobe, Hexenwaage) auftraten, können im Licht der Pps. als mediumistische Phänomene verstanden werden. Manche Autoren, die an eine Erblichkeit paranormaler Begabung glauben, vermuten, durch die Hexenprozesse seien ASWbegabte Bevölkerungsteile mehr oder weniger ausgerottet worden .Heutzutage ist der Hexenglaube noch immer ein ernstzunehmendes psychohygienisches Problem (die zeitgenössische engl. Hexenbewegung hat sogar ihre eigene »Göttin« — Aradia); der Pps. kommt dabei aufklärerische Funktion zu.
Hexenwesen, 1. im Mittelalter eine religiöse Bewegung, die fälschlicherweise häufig mit Teufels-Anbetung, Satanismus und Schwarzer Magie gleichgesetzt wurde. Heute wird der alte Hexenglauben von Experten im allgemeinen als Volksreligion betrachtet, in der sich Aberglauben, Wahrsagerei, Sage und Kräuterkunde mit den Überresten verschiedener vorchristlicher religiöser Überzeugungen vermischten (z. B. der Kelten und Druiden). Der Hexenglauben hat viel mehr mit den vielfältigen Formen der Naturverehrung und den Fruchtbarkeitskulten zu tun als mit den diabolischen, satanischen Praktiken von Schwarzmagiern, deren größter Widersacher die christliche Kirche ist. Aber die Organe der mittelalterlichen Inquisition machten keinen Unterschied zwischen Heiden und Ketzern, sie verfolgten alle ohne Ausnahme. Der berüchtigte Malleus Maleficarum, der Hexenhammer, schildert eingehend, wie die Verfolgung der Hexen vonstatten ging. An Gestalten wie Matthew Hopkins und anderen an der Salemer Hexenverfolgung Beteiligten wird deutlich, wie grausam man seinerzeit mit Andersdenkenden umsprang. 2. Das heutige Hexenwesen (Wicca) ist eine neu-heidnische Bewegung, die stark von Leuten wie Gerald Gardner, Alex Sanders, Margaret Murray und Starhawk beeinflußt wurde. Es gründet sich auf den alten Glauben und ist in erster Linie ein Kult um die Große Göttin in ihren verschiedenen Formen als Artemis, Astarte, Aphrodite, Diana, Hekate usw. und greift damit auf viele der alten Pantheons zurück. Von der modernen Magie unterscheidet es sich vorwiegend dadurch, daß statt der Sonnengötter eher die Mondgöttinnen verehrt werden. Im modernen Hexenwesen spielen Frauen die dominierende Rolle. Die Mitglieder eines Covens treffen sich regelmäßig zum Hexensabbat, um die jahreszeitlichen Feste rituell zu begehen. Für die Rituale sind die Hexen entweder in Zeremonialgewänder gekleidet oder nackt (»vom Himmel bekleidet«). Im Ritual wird stets die Göttin in einer ihrer Formen angerufen und »der Mond vom Himmel geholt«, das heißt die Mondenergie in den magischen Kreis herabgeleitet.
 
 

 

 

 
 
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