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Furcht (Angst) In der Nachfolge von Seren Kierkegaard (1813 1855) und Martin Heidegger (1889 1976 ) hat man versucht, zwischen der Angst als einer unbestimmten, gegenstandslosen Gemütsverfassung und der Furcht als einer Gefühlsreaktion, die auf einen bestimmten bedrohlichen Gegenstand oder eine gefährliche Situation gerichtet sei, zu unterscheiden. Furcht sei stets Furcht vor jemandem oder vor etwas; Angst hingegen sei Angst vor dem Nichts, dem Unheimlichen. Furcht rufe die Kräfte der Person wach und stärke sie meist; Angst hingegen sei eigentlich sinnlose, jagende Angst. Bestimmte und unbestimmte Bedrohung können jedoch durchaus ineinander übergehen oder einander abwechseln: « Der Stachel der Furcht ist Angst, und die Angst strebt zur Furcht.» (Paul Tillich, 1886 1965) Die Furcht vor heiligen Mächten wird bisweilen als Ursprung der 3 Religion überhaupt angesehen: Die Angst der Menschen habe die Götter hervorgebracht. Dämonenangst ist unter allen Völkern verbreitet. Damit die Toten nicht als Spuk zu den Lebenden zurückkehren, werden die Leichen bisweilen gefesselt und mit Steinen beschwert (Totenbestattung). Vor Gespenstern und Totengeistern muss man sich hüten. Im Alten Testament ist Gott der wichtigste Gegenstand der religiösen Furcht. Wenn er erscheint oder wenn er einen Boten schickt, reagiert der Mensch mit Angst (2. Mose 3, 6). Im Gegenüber zu Gott wird sich der Mensch bewusst, dass er Sünder ist. Die Erkenntnis eigener Sünde vertieft die Angst. So wird die Furcht zur Grundlage des Glaubens an Gott (2. Mose 15, 11 ff.; Jes. 41, 10). Auch im Neuen Testament werden Frömmigkeit und Gottesfurcht in eins gesetzt (Apg. 10, 2). Gott und der kyrios («Herr ») sind Gegenstand der Furcht und Anlass des Schreckens. Nach der «Verklärung» Jesu fallen seine Jünger auf ihr Angesicht und erschrecken (Mat. 17, 5 ff.); als im Zusammenhang mit der Auferstehung Jesu « ein großes Erdbeben» geschieht und ein Engel « wie der Blitz» vom Himmel herabkommt, erschrecken die Hüter des Grabes und werden, «als wären sie tot» (Mat. 28, 1 ff.). Ähnliche Reaktionen rufen die Wunder Jesu, die Sturmstillung (Mat. 8, 23 ff.), der erstaunliche Fischfang (Lk. 5, 1 ff.), Jesu Wandel auf dem Meer (Mat. 14, 22 ff.) und die Auferweckung des Jünglings von Nain (Lk. 7, 11 ff.), hervor. Dem Erschrecken folgt das Sündenbekenntnis: «Herr, gehe von mir hinaus! Ich bin ein sündiger Mensch.» (Lk. 5, 8 f.) Der eigentliche «Theologe der Gottesfurcht» war indes der Apostel -> Pau lus (vgl. 1. Kor. 2, 3). Das gesamte Leben des Christen, meinte er, solle von der Furcht Gottes begleitet sein (Röm. 11, 20). Philosophen wie Hans Jonas (1903 - 1993), Martin Heidegger (18891976) oder Jean Paul Sartre (1905 -1980) haben das Grundgefühl des modernen Menschen als « Geworfensein unseres Daseins » in die Welt beschrieben, die Friedrich Nietzsche (1844 -1900) als «Tor zu tausend Wüsten, stumm und kalt» beklagte. Demnach gründet Angst darin, dass wir in der Welt sind. Das Leben ist ungesichert. So bildet die Angst vor dem Tod Grund und Kern jeder anderen Angst. |
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