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Furchen von Nazca

 
       
  Von der Fläche her ist es das größte Kunstwerk der Welt. Es wurde erst 1939 entdeckt – weil man es vom Boden aus gar nicht sehen kann. Piloten hatten berichtet, dass es in der Hochebene von Peru fremdartige Markierungen gebe, die nur bei bestimmten Lichtverhältnissen gesehen werden konnten: Ein kreuz und quer laufendes Wirrwarr von langen, geraden Furchen, die von Krümmungen und Mustern unterbrochen seien.
Was aus der Luft beobachtet werden kann, ist am Boden fast unsichtbar. Dr. Paul Kosok, Bodensachverständiger der Universität von Long Island, der die Gebilde untersuchte, erklärte: »Die Furchen kommen nur dann deutlich zum Vorschein, wenn man der Länge nach darüber blickt. Steht man einige Meter seitlich, so werden sie unsichtbar.«
In mühevoller Arbeit folgte Dr. Kosok den Furchen und entdeckte die Abbildungen einer großen Spinne und Dutzender anderer tierischer und geometrischer Formen. Einen Sinn sah er nicht. Als er im Jahre 1946 seine Aufzeichnungen an die deutsche Mathematikerin Dr. Maria Reiche weitergab, hatte er immer noch keine Vorstellung, warum und von wem dieses gewaltige Bild angefertigt worden war. Die Bodenzeichnungen bleiben bislang ein Weltwunder, dessen Sinn niemand zu entschlüsseln vermag.
Der englische Astronom Gerald Hawkins wollte 1972 feststellen, ob es einen Beweis für astronomische Linien entlang dieser Furchen gab. Er fand keinen. Hawkins zeigte sich aber erstaunt über die gerade Ausrichtung des 15 mal 50 Kilometer großen Geländes: »Die Furchen waren von unglaublich exakter Gradlinigkeit, wie mit modernen Luftuntersuchungstechniken gemessen werden konnte. Und diese Linienführung setzt sich kilometerweit fort. Hinter einer Querrinne führt sie in derselben beständigen Richtung auch über Hügel pfeilgerade weiter.« Frau Dr. Reiche ist überzeugt: »Die Peruaner müssen Werkzeuge und Ausrüstungen gehabt haben, die wir nicht kennen und die mit ihrem Wissen untergegangen sind. Sie wurden wahrscheinlich vor den Augen der spanischen Eroberer wie ein Schatz versteckt, der auf keinen Fall in ihre Hände geraten durfte.« Und sie fügt die Meinung vieler Wissenschaftler hinzu: »Man muss fliegen können, um so etwas zu konstruieren.«
Selbstverständlich tauchte die unvermeidliche Theorie auf, die Furchen, die übrigens noch aus einer Höhe von 920 Kilometern von Satelliten zu erkennen sind, hätten Landeplätze Außerirdischer markiert und seien später von den Nazcas als Kultplätze zur Verehrung der Außerirdischen genutzt worden, und zwar vor etwa 2 000 Jahren, wie Archäologen ermittelten. Wie immer fehlten Beweise für diese Theorie. Eine andere Theorie, die der Amerikaner Bill Spohrer aufstellte, klingt sinnvoller. Spohrer glaubt, die Nazcas hätten ihre Zeichnungen entworfen, indem sie mit Heißluftballons aufstiegen. Spohrer wusste natürlich, dass der erste Heißluftballon 1709 in Lissabon aufgestiegen ist, 17 Jahrhunderte nach der Schaffung der Nazcazeichnungen. Aber Spohrer hatte Gründe für seine Theorie. Einen Hinweis lieferte die Nazcakeramik, auf der Gebilde abgebildet sind, die Heißluftballons ähneln. Außerdem sind in Nazcagräbern Gewebe gefunden worden, die leichter als das synthetische Material, das zur Herstellung von BalIons dient, und dichter als Fallschirmseide gewebt sind. Spohrer hörte von einer Inkalegende, die von heldenhaften Erkundungsflügen eines Jungen über feindlichen Linien berichtet. Einen weiteren Hinweis lieferten schwarze Felsbrocken, die sich – zu großen Kreisen geordnet – am Ende vieler Nazcalinien fanden. Versuche zeigten, dass die Schwärzung durch Feuer entstanden sein kann, die zur Füllung großer Ballons mit heißer Luft entzündet wurden.
Im November 1975 wurde diese Theorie überprüft. Es wurde ein Ballon nur unter Verwendung von Materialien und technischen Verfahren gebaut, die den Nazcas zur Verfügung standen. Der Ballon flog. Nicht weit und nicht hoch, aber es funktionierte. Darum erscheint es plausibel, dass die Nazcas ihre beeindruckende Konstruktion vom Himmel aus berechnet haben. Aber der Zweck des einmaligen Kunstwerkes ist damit noch nicht erklärt. Wie Legenden erzählen, wurden die toten Nazcahäuptlinge in schwarzen Ballons auf die Reise zur Sonne geschickt. Aber die Frage, warum die Furchen so exakt und so gewaltig angelegt wurden, bleibt unbeantwortet.
 
 

 

 

 
 
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