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Afroamerikanische Religionen

 
       
  Afroamerikanische Religionen In denjenigen Gebieten Süd-, Mittel- und Nordamerikas, in denen die Nachkommen der Afrikaner leben, die zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert vor allem aus Westafrika als Sklaven in die «Neue Welt » verschleppt wurden, breiten sich heute afroamerikanische Religionen immer weiter aus. Trotz Missionierung, Evangelisation und christlicher Erziehung bewahren Schwarze und Mischlinge (und inzwischen auch viele Weiße der Unterschicht) zahlreiche traditionelle Mythen, Legenden und Lieder. Gezwungenermaßen übernahmen die Sklaven Symbole und religiöse Praktiken der iberoamerikanischen Kolonisatoren; aber sie bauten, indem sie diese mit ihren Traditionen vermischten, eine eigene religiöse Welt auf. Dabei wurden afrikanische Gottheiten mit den Namen christlicher Heiliger bedacht, afrikanische und europäisch-christliche Glaubensformen überlagerten sich. Als Religionsgemisch aus afrikanischer Magie und christlich-kultischen Riten entstand auf Haiti der VoodooKult (Voodoo, « beschützender Geist », « Gott» der im 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Befreiungskampf der Sklaven spielte. Der führende Gott ist Damballah (Schlange). Man unterscheidet zwischen fetischistischen Riten weißer und schwarzer Magie, die - auf dieselbe Weise wie in den afrikanischen Ursprungsländern Benin, Togo und Nigeria - auch in der Karibik und der Ostküste Nordamerikas praktiziert werden. Zum Götterhimmel des Yoruba-Voodoo gehören Xangö (heiliger Antonius, Herr über Blitz und Donner, Symbol der Männlichkeit), Yemanja (heilige Maria, Astarte, Iris, Aphrodite) und Oxossi (heiliger Georg, Herr der Wälder). Diesen Gottheiten bringt man blutige Tieropfer dar, um sie zu besänftigen und sie zur Gewährung von Schutz und Hilfe zu veranlassen. Wie Voodoo, so ist auch die brasilianische Umbanda-Religion eine Kult-form der untersten sozialen Klasse, der Glaube von Analphabeten. Da Krankheiten von Zauberern und Dämonen verursacht werden, kann man sie magisch bannen. Trance führt zu seelischer und körperlicher Entlastung und bewirkt Heilung. Umbanda ist eine Urreligion, die angeblich auf einem einst von Afrika, Amerika und Ozeanien gemeinsam gebildeten Kontinent praktiziert worden sei. Aus dem Gegensatz von gut und böse wird « das Gesetz der Umbanda » entwickelt. Durch Pflichterfüllung, Nächstenliebe und Entfaltung des Guten kann sich der Mensch selbst vervollkommnen, aber auf dem Weg zum Heil braucht er die Hilfe der guten Geister (Orixäs). Zu ihnen gehören Ahnen und Heroen, Naturmächte sowie Engel, Heilige und auch Jesus. Eine Verehrung von Ahnen und Heroen kennt auch die Macumba-Religion in Brasilien, andernorts heißt sie Santeria. In der Sprache zentral- und südafrikanischer Bantu bezeichnet macumba den Baum, unter dem die Stammesversammlungen abgehalten werden; bei den Nachkommen der Bantu-Stämme in Rio de Janeiro und den südlichen Landesteilen Brasiliens wurde daraus der Name eines Kultes, mit dem eine Schöpfergottheit verehrt wird, die allerdings in weite Ferne gerückt ist. Derzeit wirken in der Welt böse und gute Geister. Deshalb kann der Mensch sein Leben nur mit Hilfe seiner Ahnen und unter dem Schutz der guten Geister bestehen. Der Kult unter Leitung eines Macumbeiro - des Priesters, Zauberers, Heilers und Helfers - wird vor einem Altar zelebriert, auf dem die christlichen Heiligen, Symbole der Schutzgeister, platziert sind. Während der kultischen Zeremonien werden unter Gebet, Musik, Gesängen und Tanz Hähne oder Ziegenböcke geopfert. Macumba ist heute besonders in den Elendsvierteln der großen brasilianischen Städte verbreitet, wo sich volkskatholische, indianische und okkulte Praktiken unter den traditionellen Macumba mischen.Den Glauben an göttliche Naturmächte teilt mit Umbanda auch Candomble, der am weitesten verbreitete afrobrasilianische Kult. In seinem Zentrum steht die Verehrung von Geistern (Orixäs) hauptsächlich nigerianischen Ursprungs (Yoruba) sowie von Heiligenfiguren der katholischen Tradition. Die afrikanischen Geister Oxalä, Xango und Ogum haben die Gestalt von «Unserem Herrn von Bonfim » (Jesus Christus), dem heiligen Hieronymus und dem heiligen Antonius angenommen. Der Kultort (terreiro) bildet die Form des afrikanischen Dorfes nach. In seiner Mitte erhebt sich der heilige Pfahl, Verbindung zwischen Himmel und Erde. Außerdem findet man dort auch das Kreuz, einen Brunnen, um sich zu reinigen, heilige Bäume sowie die Häuser der Orixäs und der Ahnengeister. Gewisse Räume sind für die Eingeweihten, vorwiegend Frauen, reserviert. Nach der die kultische Zeremonie einleitenden Reinigung werden die Geister herabgerufen, damit sie von den Körpern der Gläubigen Besitz ergreifen. Tänze dauern mitunter bis zur völligen Erschöpfung. Nach der Verabschiedung der höheren Mächte findet ein heiliges Mahl und schließlich die Befragung der Geister statt, die Ratschläge für das praktische Leben erteilen.In Jamaika hat die afroamerikanische Erlösungsreligion der Rastafarianer ihren Ursprung genommen. Ihrem Gründer, Marcus Mosiah Garvey (1887-1940), war die Krönung des Kaisers Haile Selassie I. von Äthiopien im Jahr 1930 zum Zeichen der Hoffnung auf die Befreiung der Schwarzenin Amerika (« Babylon ») geworden. Haile Selassie, so glaubte er, werde als der wiedergekehrte Messias die gequälten Nachkommen der Sklaven zurück nach Afrika (zum « Zion ») führen. Wie die anderen afroamerikanischen Religionen ist auch die Rastafari-Religion ein Selbstfindungsversuch entwurzelter Schwarzer. Die Sklaven haben das gleiche Schicksal wie Israel erlitten; daher kann nur Gott das geschehene Unrecht wieder gutmachen und die Unterdrückten befreien. Ihr Exodus in ein Land ohne Hunger, Entfremdung und Leid steht unmittelbar bevor. Quelle der Hoffnung ist die Bibel, insbesondere das Alte Testament und die Offenbarung des Johannes. In Europa sind die Rastafarianer besonders durch den Sänger Bob Marley bekannt geworden, der Rasta-Glaubensinhalte über Reggae, die Volksmusik Jamaikas, verbreitete.  
 

 

 

 
 
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