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Vedische Religion

 
       
  Vedische Religion 1. Die vedische Religion war die Religion des alten Indien. Zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. drangen Arier dort ein und brachten eine Religion mit, die Ähnlichkeiten mit dem Zoroastrismus (Zarathustra) aufwies. Der Veda (« das Wissen ») ist die Sammlung der ältesten religiösen Literatur der arischen Inder. Dieses Wissen meint die Kenntnis von den heiligen Mächten. Es ist angeblich von der Gottheit selbst formuliert, ewig und inspiriert. (Heilige Schriften) Entstanden ist der Veda in brahmanischen Familien. « Brahman » war ursprünglich der vedische Zauberspruch, den der Priester beim Opfer sprach; danach wurden die Priester selbst als « Brahmanen » bezeichnet. « Brahmanismus » nennt man bisweilen dasjenige Stadium der indischen Religionsgeschichte, das auf die vedische Religion folgte. (Hinduismus) Die Brahmanen haben den Veda lange Zeit mündlich überliefert. Sein ältester Teil heißt « Rigveda », eine Sammlung von Hymnen (Kultliedern), die aus Strophen (ric) bestehen und Gebete und Götterlob, Anrufungen und die Beschreibung mythischer Begebenheiten enthalten. Neben den älteren Teilen des Veda gibt es die jüngeren « Brahmanas » : Interpretationen von Kulthandlungen, Gesängen und Formeln der Brahmanen aus der Zeit zwischen dem 10. und 7. Jahrhundert v. Chr. Die sie fortsetzenden Sammlungen von Texten heißen « Upanishaden » (geheime Sitzungen): Sie geben das geheime Wissen wieder, das Lehrer ihren Schülern in «vertraulichen Sitzungen » mitteilten. Die Upanishaden sind die wichtigste Quelle zur Erforschung des Brahmanismus. 2. Religion bedeutete den alten Indern Sorge um Heil und Wohlsein in der Welt wie auch im Jenseits und umfasst den Glauben an persönliche wie unpersönliche Mächte, von denen der Mensch sich abhängig wähnt. Durch Kult und Verehrung brachten die Menschen ihren Glauben zum Ausdruck, wirkten daran mit, dass der normale Weltenverlauf aufrechterhalten blieb, und zeigten den Göttern ihre Interessen an. Es gab weder Kirche noch Dogmen. Allein der Veda hatte unfehlbare Autorität. Nach vedischem Glauben ist die Welt voll von Wesen und Mächten, die dem Menschen entweder freundlich oder aber feindlich gesinnt sein können. Die Arier hatten ihre Feinde und Gegner « mythologisiert », d. h. sie in « Zauberer » und « Dämonen » verwandelt. Die Schlachten, die sie selbst bei der Landnahme geführt hatten, wurden zu Kämpfen Indras (des Kampfgottes) gegen dämonische Mächte. Im vedischen Pantheon waren nur männliche Gottheiten von Bedeutung. An die Stelle des alten indoeuropäischen Himmelsgottes war Varuna, der oberste Herrschergott, getreten. Er « hat die Erde auseinander geschlagen wie ein Fleischer die Haut, damit sie für die Sonne ein Teppich sei ». Er hat «in die Kühe die Milch gelegt, den Verstand in die Herzen, das Feuer in die Wasser, in den Himmel die Sonne, den Soma auf das Gebirge» (Soma: Opfertrank aus Pflanzensaft; später der Name des Mondgottes). Varuna behielt die Eigenschaften der alten Himmelsgötter; er galt als « überall sichtbar », « allwissend », « unfehlbar », « tausendäugig ». Da er alles sieht, auch die verborgenen Sünden, fühlen sich die Menschen vor ihm « wie Sklaven ».Der populärste Gott im Rigveda ist Indra: der Held schlechthin, Vorbild der Krieger und Weltschöpfer. Von ihm erzählt ein Mythos, dass er im Kampf einen riesigen Drachen tötete, der die Gewässer « in den Schluchten der Berge» zurückhielt. Indra, von Soma gestärkt, zerschmettert den Drachen mit dem Blitz, spaltet ihm den Kopf und befreit die Gewässer, die sich « wie brüllende Kühe» ins Meer ergießen. Ähnliche Mythen vom Kampf eines Gottes gegen ein Schlangen- und Meerungeheuer sind in zahlreichen Religionen verbreitet. Bisweilen ist dieser Gottessieg Vorbedingung für die Entstehung der Welt (Schöpfungsmythen), in anderen Fällen eröffnet er ein neues Zeitalter. Indras Sieg bedeutet jedenfalls den Sieg des Lebens über Unfruchtbarkeit und Tod. Agni ist im Veda der Gott des Feuers. Er hat « Flammenhaare », einen « goldenen Kiefer » und trägt, als « Bote » zwischen Himmel und Erde, die Opfergaben der Menschen zu den Göttern. « Ich besinge Agni, den Vorsteher, den Gott des Opfers, den Priester, den Opferer, der uns mit Gaben überhäuft.» Er vertreibt die Finsternis, hält die Dämonen fern und schützt vor Krankheit und Zauberei. Zu ihm wendet man sich vertrauensvoll: « Führe uns, Agni, auf dem guten Weg zu Reichtum ... Halte von uns die Verfehlung, die uns irreleitet ... Verschone uns vor Krankheiten. Beschütze uns immer, Agni, mit deinen unermüdlichen Wächtern ... Überlasse uns nicht dem Bösen, dem Zerstörer, dem Lügner oder dem Unglück.» Der dritte Gott im vedischen Pantheon ist Soma - Pflanze, Getränk und Gottheit tragen denselben Namen. Ein Adler, « der bis zum Himmel flog », brachte diese Pflanze zur Erde. Das Somaopfer galt als beliebtestes Opfer überhaupt. Soma war der Trank des « Nicht-Todes ». Somagenuss rief Ekstase hervor. «Wir haben den Soma getrunken, wir sind unsterblich geworden; zum Lichte gelangt, haben wir die Götter gefunden. Was kann uns nun die Gottlosigkeit oder die Bosheit des Sterblichen anhaben, o UnsterblicherSoma regt das Denken an, gibt den Kriegern Mut, erhöht die sexuelle Potenz, heilt Krankheiten. Überhaupt vermittelt die Ekstase das Gefühl der Gemeinschaft mit den Göttern. « Mit einem meiner Flügel habe ich den Himmel berührt, der andere zieht hier auf Erden seine Spur ... Ich bin groß, groß, bis zu den Wolken habe ich mich aufgeschwungen.» Unter den zahlreichen anderen Göttern der vedischen Texte treten noch RudraShiva und Vishnu hervor; in späterer Zeit sollten diese Gestalten immer mehr an Bedeutung gewinnen und zu Hochgöttern aufsteigen. Im Rigveda ist Vishnu der Gott, der das Firmament des Weltalls trägt; in den Upanishaden wird er zum höchsten Gott überhaupt. Rudra-Shiva liebt die Menschen nicht, er terrorisiert sie mit Unglück und Krankheiten. So versinnbildlicht er das Dämonische und Chaotische, Gefährliche und Unvorhersehbare. Im Hinduismus wird Shiva in den Rang des höchsten Gottes erhoben. 3. In den vedischen Texten finden sich unterschiedliche Auffassungen über die Entstehung der Welt. Solche « Kosmologien » waren in der Alten Welt verbreitet; sie gehen wohl auf das Erbe vorgeschichtlicher Zeit zurück. (Schöpfungsmythen) Nach einem Hymnus des Rigveda schwebte am Anfang der Gott « Goldkeim » über den Wassern; er drang in sie ein und befruchtete sie; so wurde der Feuergott Agni geboren. Nach einer anderen Auffassung geschah die Schöpfung der Welt durch Zerstückelung eines Urriesen. Aus seinem Leib gingen die Tiere, die Erde, der Himmel und die Götter hervor. « Sein Mund wurde zum Brahmanen, der Krieger ging aus seinen Armen hervor, seine Schenkel wurden zum Handwerker, aus seinen Füßen wurde der Diener geboren.» Ein anderer Hymnus fragt, wie denn das Sein aus dem Nichtsein hat kommen können. Am Anfang « war weder Nichtsein noch Sein », «weder Tod noch Nicht-Tod ». Es gab nur das « Eine ». « Das Eine atmete mit seiner eigenen Lebenskraft, ohne Atem.» Das Eine war der « Keim ». Aus diesem Keim entwickelte sich «Verlangen », «der erste Same der Bewusstheit ». Der « erste Same» teilt sich in ein männliches und ein weibliches Prinzip. Erst viel später wurden die Götter geboren. Nach dieser Auffassung bestand also das Eine als Höchstes Wesen vor dem Universum; die Welt entstand aus dessen eigenem Sein. Bewusstheit und Universum gründen beide in seinem schöpferischen Verlangen. So vielfältig wie die verschiedenen Auffassungen über die Entstehung der Welt sind auch die Traditionen über den Ursprung der Götter und Menschen. Nach dem Rigveda wurden die Götter durch ein Urpaar, Himmel und Erde, gezeugt, oder sie sind aus den Urwassern bzw. dem Nichtsein aufgetaucht. Aus dem Urpaar gingen auch die Menschen hervor. Am Anfang konnten diese durch Opfer Unsterblichkeit erlangen. Dann aber reservierten die Götter die Unsterblichkeit für sich allein und beließen den Menschen den Zugang zu ihr nur noch über den Tod. (Ewiges Leben)  
 

 

 

 
 
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