|
|
Kabbalah |
|
|
|
|
|
|
|
(oder Cabbala, Qabalah) ist eines der wichtigsten Gebiete der abendländischen Esoterik. Geschichte: Die K. entstand wahrscheinlich Mitte des
12. Jahrhunderts in Südfrankreich im Languedoc. Übersetzt heißt K. soviel wie „Überlieferung/Tradition". Die K. ist zuerst einmal ein Zweig der jüdischen Mystik, der, als er zu Beginn des 13. Jahrhunderts nach Spanien kam, sich dort zur vollen Blüte entwickelte. Die Region Frankreichs, in der sich die K. entwickelte, war gleichzeitig das Gebiet, in dem jene asketischen und gnostischen Sekten wie -# Katharer, Albigenser und Waldenser weit verbreitet waren. Es spricht manches dafür, daß Teile der Albigenserlehre auch die jüdischen Mystiker dieses Landstriches beeinflußt haben. Um 1180 entstand das für die K. des 13. Jahrhunderts grundlegende Buch, das „Sepher (Buch) Bahir (hell, klar)". Im eigentlichen Sinne stellt die K. also eine Textsammlung dar, die auf die jüdische Gnosis zurückgeht (2. und 3. Jahrhundert n. Chr.) . Diese ursprünglichen Texte gelten als verschollen. Andererseits tauchen im kabbalistischen Schriftentum auch Texte auf, die typisch für die Geisteshaltung des 12. Jahrhunderts sind. So ist bereits im Bahir von der Idee des Golems und der Seelenwanderung oder Reinkarnation die Rede. Das Kernstück der K. ist das Buch „Zohar" (Lichtglanz), das von dem legendären Autor Simon bar Jochaj aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammen soll. In Wirklichkeit ist es nachgewiesenerweise zum größten Teil von Simon Ben Schemtob de Leon (gest. 1305) aus Guadalajara und ist zwischen 1275 und 1290 in Spanien erschienen (die erste gedruckte Fassung wurde 1538 in Cremona veröffentlicht). Eines der wichtigsten Themen des Zohar ist die Lehre von der Unmöglichkeit, Gott erkennen zu können. Menschen wurden nach dem Vorbild der Sephiroth geschaffen. Durch rechte Gebetshaltung und Lebensweise kann der Mensch mittels der Sephiroth Kontakt zu Gott aufnehmen. Ein weiteres wichtiges Buch der K. ist das „Sepher Jezira" (Buch der Schöpfung). Autor dieses Buches soll Abraham sein, den Fakten nach entstand es aber zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert n. Chr. In ihm wird geschildert, wie die Welt aus der Verbindung der 10 Sephiroth und der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets entstand. Eine magische Form des hebräischen Alphabets ist die Himmelsschrift (siehe Abbildung). Eine wichtige Person ist Abraham Abulafia (1240-1292) aus Saragossa. Er wurde einer breiteren Leserschaft durch den Roman „Das Foucaultsche Pendel" von Umberto Eco (1988) bekannt. Abulafia war ein Visionär und Mystiker, der sich vor allem mit der Sprachmystik befaßte. Die Schrift ist für Abulafia das Ausgangsmaterial der Schöpfung. Durch Offenbarung und Prophetic gelangt das Wort Gottes auf eine neue Art und Weise in die menschliche Sprache. So kann man durch die Sprache zu einer tiefen Erkenntnis der Dinge kommen. Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahre 1492 verbreitete sich die K. im Volk, das vor allem auf einen neuen Messias wartete und durch kabbalistische Spekulationen näheren Aufschluß über dessen Kommen und Person zu erhalten suchte. Das Zentrum der kabbalistischen Bewegung verlagerte sich in das heutige Israel, nach Safed in Obergaliläa. Der wichtigste Autor dieser Zeit ist Isaak Luria (1534-1572). Im 15. Jahrhundert zeigten zum ersten christliche Gelehrte Interesse an der K. Zu nennen sind hier Giovanni Pico Graf von Mirandola (1463-1494), Johannes Reuchlin (1455-1522), Jan Baptist von Helmot (1577-1644) und Christian Knorr von Rosenroth (1636-1689). 1677 erschien von Rosenroths „Kabbala Denudata" (Offenbarte Kabbala). Dieses Buch enthält Teile des Zohar und einen Text von Isaak Luria in lateinischer Übersetzung. So war es einer breiteren Leserschaft von Gojim (Nichtjuden) möglich, kabbalistische Texte zu lesen. Neben der K. als ein Ausdruck jüdischer Mystik gab es auch schon recht früh eine sogenannte praktische K., die sich mit dem beschäftigte, was man gemeinhin als Magie bezeichnet. Hier findet man Anweisungen zum Herstellen von Talismanen und Amulet-fen oder zum Beschwören von Engeln, Dämonen und anderen Geistern. Wohl der bekannteste dieser Texte ist der Shemhamphorash, was übersetzt so viel wie „Der Text ist gut ausgesprochen" bedeutet. Er beinhaltet eine Methode, wie man aus drei Versen des 2. Buches Moses (Kap. 14, Verse 19-21) die Namen von 72 Genien (Geistern) bildet und wie man diese beschwören kann. Es gibt noch eine Reihe anderer Zauberbücher des Mittelalters und der Renaissance, die kabbalistische oder wenigstens kabbalistisch angehauchte Methoden zum Zwecke der Geisterbeschwörung verwenden, wie zum Beispiel der „Clavicula Salominis" (Schlüssel Salomons), ein Text, der wahrscheinlich seinen Ursprung im 15. Jahrhundert hat Claviculum). In diesem Zusammenhang ist auch der Golem zu erwähnen, der ein bekanntes Beispiel angewandter kabbalistischer Magie ist. Der Legende nach ist der Golem ein künstlich aus Lehm geschaffener Mensch, der mittels eines Pergamentstreifens, auf dem einer der Namen Gottes steht, zum Leben erweckt wird, entfernt man diesen Pergamentstreifen, erstarrt die Figur wieder. In Zeiten der Not kommt der Golem den Juden zu Hilfe. Die Figur des Golem beschäftigte viele Schriftsteller und Dichter, unter anderen auch J. W. von Goethe, E. T. A. Hoffmann und Gustav Meyrink. Neben dem großen Einfluß, den die K. auf die europäische Geistesgeschichte hatte, ist sie für das, was man als europäische oder westliche Magie bezeichnet, kaum hoch genug anzusetzen. Ob man Renaissancemagiere wie Heinrich Cornelius -3 Agrippa von Nettesheim oder Paracelsus nimmt oder sich mit Alchemie, den Bewegungen der Rosenkreutzer und Freimaurer (Freimaurerei) beschäftigt, immer spielt die K. eine große Rolle. Selbst zahlreiche Autoren, die für die Wiederbelebung der Magie in unserer Zeit mitverantwortlich sind, wie Eliphas Levi, Samuel Liddle Mac Gregor Mathers, Dion Fortune oder Aleister Crowley, schöpfen aus dem schier unerschöpflichen Fundus der K. |
|
|
|
|
|
Diese Seite als Bookmark speichern :
|
|
|
|
|
|
<< vorhergehender Begriff |
|
nächster Begriff >> |
|
|
|
|
|
|
|
|
|