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Meyrink, Gustav

 
       
  Meyrink, Gustav (1868-1932), Ps. des bekannten österr. Romanschriftstellers Gustav Meyer. Von 1889-1902 leitete er zusammen mit einem Neffen des Dichters Christian Morgenstern ein

Meyrink, Gustav, vor Namenswechsel Meyer (1868-1932), dt. Schriftsteller in der Tradition E. T. A. Hoffmanns und E. A. Poes; als Übersetzer widmete er sich vor allem dem Werk von Dickens, Flammarion und Kipling. — 1891 war M. Mitbegründer der theosophischen Loge »Zum blauen Stern« in Prag; es folgten Begegnungen mit dem Weber und Mystiker Alois Mailänder (1844-1905), dem Prager Okkultisten Karl Weinfurter (187o-1942) und —> Steiner. M. war Mitglied verschiedener Orden und Bruderschaften (Freimaurer, Rosenkreuzer). — Er widmete sich systematisch der Erforschung paranormaler Phänomene und entwickelte selbst entsprechende Fähigkeiten. Während einer Sitzung mit Eva C. nahm er Ektoplasma (»Gespensterklebstoff« wie A. Talhoff im Vorwort zu M.s Golem, 1946, schreibt) an sich und ließ es hinterher analysieren (es wurde Eiweiß festgestellt). — Nach einem Spukerlebnis meinte M.: »Ich wurde Augenzeuge derart krasser mediumistisch-physikalischer Vorgänge in einem Spukhaus in Levico, daß kein Zweifel mehr für mich bestehen konnte: es gibt, wenn auch sicher sehr selten, Phänomene, die alles, was die Wissenschaft über die Gesetze des Stoffes zu wissen versteint, sozusagen auf den Kopf stellen.« M. beschäftigte sich mit Exteriorisationen, alchimistischen Transmutationen (einmal erzielte er einen chemiseh nicht erklärbaren »Farbwechsel« in der Retorte; M. 1973: 300), mit ASW-Phänomenen unter Drogeneinfluß und mit Yoga. Seine ersten Selbstversuche mit Haschisch bereiteten ihm nur Übelkeit. Über einen Händler aus Kairo erhielt er eine weitere Quantität der Droge mit der Anweisung: »Sie müssen 3o g in schwarzem Kaffee auflösen und dann trinken. Dabei müssen Sie einen Bambusstab in die Hand nehmen: wenn der Keph (Rausch) eintritt, werden Sie die Empfindung bekommen, der Stab sei eine Leiter. Auf dieser Leiter müssen Sie hinaufklettern ... Ich fragte: ’Wohin komme ich dadurch?, In den Himmel!« — Auf Anraten eines Arztes, der diesen Versuch für lebensgefährlich hielt, nahm M. im ersten Versuch nur to g. Er erlebte ein Gefühl des Wachsens, einen »kalten Rausch«, die Sinne schienen außerordentlich geschärft. »Leise Geräusche hörte ich wie Donner. Von Ekstase irgendwelcher Art keine Spur. Vielmehr nahm eine seelische Nüchternheit von mir Besitz, wie ich sie nie vorher im Leben gekannt habe, ... daß ich zeitweilig glaubte zu fliegen.« M. sah sieh plötzlich selbst in einer asiatischen Tracht. Das Bild zerriß, weil einer der Anwesenden einen Beweis von Hellsehen verlangte. Gerade als M. antworten wollte: »Ich wüßte nicht, wie ich das anstellen sollte«, tauchte vor ihm ein Bild auf: Er »sah« einen verspäteten Gast, beschrieb Kleidung, Verhalten, Blick auf die Uhr, Besteigen einer Droschke usw. — der Betreffende bestätigte nachher das Gesicht. —Ein anderer Besucher fragte nach Börsenkursen. M. diktierte 2o Notierungen vorn künftigen Dienstag: »>Nordböhmische Kohlen>, diktierte ich eiskalt und geradezu gelangweilt, >Nordböhmische Kohlen-Aktien: 414! Dummes Zeug!< murmelte Herr von Unold, >heute noch mit 394 aus Wien gemeldet ...,« Die Angaben für 16 Papiere erwiesen sich als richtig, sie stimmten nicht für die 4, von denen M. selbst welche besaß. Bei eigenen körperlichen Leiden (Rückenmarkserkrankung, Zucker) erzielte M. Besserung durch Yoga, den er nicht als Anfang eines Weges, sondern als dessen Ende betrachtete; ein seelisch-geistiger Zustand geht ihm voraus, »in dem diese Atemeinstellungen, Herzstillstand usw. ganz von selbst auftreten«. Systematisch versuchte M., sich der »inneren Schau« zu nähern: »... führte ich durch drei Monate das Leben eines beinahe Wahnsinnigen, aß nur Vegetabilien, schlief nicht länger als drei Stunden in der Nacht, genoß zweimal täglich einen in Wassersuppe aufgelösten Eßlöffel voll Gummi arabicum (dies sollte besonders wirksam sein zur Entwicklung des Hellsehens!), machte um Mitternacht schmerzhafte Asana-Stellungen mit verschränkten Beinen, dabei den Atem anhaltend, bis schaumiger Schweiß meinen Körper bedeckte und der Tod des Erstikkens mich durchrüttelte.« Die erste Vision erlebte er auf einer Bank an der Moldau: Stundenlang hatte er in den Himmel gestarrt, als ihn plötzlich die Frage nach der Uhrzeit durchzuckte; im Moment des Herausgerissenwerdens aus der Versenkung hatte er dann das visionäre Erlebnis: Am Himmel sah er eine riesige Uhr, die die Zeit angab. Dabei verspürte er eine Verlangsamung des Pulses: »Das wunderbare Gefühl, eine Hand hielte mein Herz fest.« Es gelang ihm, solche Erlebnisse zu wiederholen; die Empfindungen dabei beschreibt M. nicht als traumartig, sondern als einen Zustand abnormen Wachseins. — In Prag, Wien und München, seinen Hauptwirkungsstätten, hatte M. viele Kontakte zu Künstlern und Literaten; er kannte auch Erich Mühsam (1878-1934), dem er, wie Mühsam selbst berichtete, vorausgesagt haben soll, den Krieg würde er gut überstehen, vor einer Revolution aber müsse er sich hüten (als Mitglied des Zentralrates der Münchner Räterepublik wurde Mühsam zu 15 Jahren Festung verurteilt).—Lit. Ambitionen, pps. Forscherdrang und okkultistische Neigungen bestimmen M.s Werk gleichermaßen. Bekenntnis und wiss. Aussage sind derart ineinander verschränkt, daß es unmöglich ist, das Pps. vom Lit. zu trennen. — M.s paranormale Fähigkeiten (»Ich selbst habe beobachten können, daß ein Seifenbüchschen durch meine Hand mehrmals hindurchging«, 1923; Penetration), seine grenzwiss. Interessen (lediglich der Astrol. stand er ablehnend gegenüber) und seine lit. Sujets müssen vor dem Hintergrund persönlicher komplizierter psychischer Konstellationen (Mutterfixierung, Kompensation des »Makels« der unehelichen Geburt u. a. m.) gesehen werden. C. G. Jung nannte ihn einen »visionären Dichter« und drückt damit die Überzeugung aus, Poesie biete einen (außerwiss.) Zugang zur Welt des Paranormalen. —Werke Bibl.
Meyrink, Gustav (1868-1932, ursprünglich Meyer), bekannter Autor esoterischer Romane und Novellen (Der Golem; Das grüne Gesicht; Der weiße Dominikaner; Der Engel vom westlichen Fenster; Fledermäuse u. a.), in welchen er große Kenntnis der okkulten Traditionen des Abendlandes wie auch des Orients verrät. Meyrink war zeitweise Mitglied verschiedener esoterischer Gruppen und okkulter Logen. Persönlich hatte er Spukerlebnisse, visionäre Erfahrungen »abnormer Wachsamkeit«, war Teilnehmer an spiritistischen Seancen und befaßte sich mit alchemistischen Experimenten. »Bekenntnis und wissenschaftliche Aussage sind derart ineinander verschränkt, daß es unmöglich ist, das Parapsychologische vom Literarischen zu trennen« (Bonirr). C. G. Jung nannte Meyrink einen »visionären Dichter«.
 
 

 

 

 
 
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