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Agrippa von Nettesheim

 
       
  Heinrich Cornelius (1486 - 1535). Er ist sicher eine der schillerndsten Figuren der Geschichte der Esoterik. Sein Leben würde Stoff für einen Abenteuerroman oder einen Historienfilm ä la Hollywood liefern. A. ist einer der bedeutendsten der sogenannten Renaissancemagier. Als junger Mann begab er sich im Auftrag des Kaisers Maximilian nach Paris (die Ursache seiner Mission ist unbekannt) und gründete dort mit jungen Adligen eine Geheimgesellschaft. Sie wollten die Welt nach mystischen Gesichtspunkten reformieren, und sie gelobten einander gegenseitige Hilfe. Als ein Mitglied dieser Geheimgesellschaft die Botschaft erhielt, daß die Bauern seines Gutshofes ihn enteignet hatten, sammelten die Adligen, die man vielleicht als frühe Freimaurer betrachten kann, unter der Führung A.’s ein Heer, um ihrem Bruder wieder zu seinem Eigentum zu verhelfen. Dies mißlang, und die Geheimgesellschaft löste sich daraufhin auf. 1509 kam A. nach Dole, wo er Lehrer an der dortigen Universität wurde. Seine Vorliebe für die jüdische Kabbalah rief die Kirche auf den Plan, die dies für eine gefährliche Ketzerei hielt. Er ging nach Genf, doch die Anfeindungen ließen nicht nach. Daraufhin ging er nach England und kehrte schließlich wieder nach Köln zurück, wo er Vorlesungen hielt. 1515 folgte er Kaiser Maximilian und seinem Heer nach Italien, wo er zum Ritter geschlagen wurde. A. war Mitglied des Konzils von Pisa und hielt dann später in Turin und Pavia Vorlesungen über Hermes Trismegistos. 1518 wurde er Syndikus, Advokat und Redner der Stadt Metz. Nach einem Streit mit dem Inquisitor Savini A. rettete eine Frau, die der Hexerei angeklagt war gab er zwei Jahre später diesen Posten wieder auf. In den nachfolgenden Jahren hielt er Vorlesungen in Köln, Genf und in Freiburg in der Schweiz. Während dieser Zeit praktizierte er auch als Arzt. 1524 wurde er zum Hausarzt der Herzogin Luise von Savoyen, der Mutter des Königs. Es kam zum Streit mit ihr, da er sich weigerte, für sie als Astrologe zu arbeiten, daraufhin verlor er seine Anstellung und Pension. In den nachfolgenden Jahren war er für den König von England, Heinrich den VIII., den Kanzler des deutschen Kaisers, einen italienischen Marchese und für Margarete von Österreich, die Statthalterin der Niederlande tätig. Letztere ernannte ihn zum Historiographen (Geschichtsschreiber). Während dieser Zeit erschien sein berühmtes Werk „Über die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften" in lateinischer Sprache. In ihm schildert er seine These, daß alles menschliche Denken und Handeln eitel sei. Das Buch wurde zu einem Skandal, und A. wurde erneut arbeitslos. Mittellos verbrachte er ein Jahr in Brüssel im Gefängnis. Kurz darauf erschien sein Buch „De Occulta Philosophia" (Ãœber die Okkulte Philosophie), und A. wurde der Ketzerei angeklagt. Er verließ Deutschland und starb schließlich in Grenoble. „De Occulta Philosophia" hat einen großen Einfluß auf die westliche Esoterik genommen. A. vertritt darin die These, daß der Mensch durch die Macht des Wissens Wunder bewirken könne. Magie sei eine mächtige Gabe des Menschen, die auf dem Wissen um die geheimsten Dinge beruhe. Sie sei Philosophie und Wissenschaft in einem und schließe Physik, Mathematik und Theologie mit ein. Um die verborgenen Eigenschaften der Dinge zu erforschen, müßten wir uns der Lehre von den Analogien (Ähnlichkeiten) bedienen: Ähnliches erzeugt Ähnliches. Das Feuer der Opferungen auf der Erde beeinflusse das Feuer des Himmels. Das Auge eines Frosches heile einen blinden Menschen. Neben den Sympathien gäbe es auch Antipathien, so verursache der Harn eines Maulesels Unfruchtbarkeit bei Frauen Maulesel sind Bastarde aus Pferdehengst und Eselstute und fast immer unfruchtbar. A. war der erste, der die esoterischen Lehren der Juden und des griechisch-römischen Kulturkreises systematisch aufarbeitete. Für ihn bestand der Kosmos aus drei Welten. Für jede dieser Welten gibt es eine eigene Magie, die physische, die astrale und die religiöse. Die Gesamtausgabe der magischen Werke von A. erschien im Jahre 1855 in deutscher Sprache.

Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius (1486-1535), dt. Arzt, Philosoph, Jurist und Theologe. A. führte ein abenteuerliches Leben: Studien und Kriegsdienst führten ihn durch ganz Europa; in mehreren Ländern hielt er Vorlesungen über die verschiedensten Gegenstände, darunter auch über Reuchlins Kabbala. Zeitweilig arbeitete er als Advokat, Arzt, Archivar und Historiograph. Sowohl innere Unrast als auch Anfeindungen (Vorwurf der Ketzerei und Verdacht der Hexerei, weil er die Verteidigung in einem Hexenprozeß übernommen hatte) und Schulden trieben ihn von einem Ort zum anderen. Goethe entlieh einige Züge A.s für seinen Faust. Schon vorher hatte sich der Volksglaube seiner bemächtigt und Erzählungen um den »Magier« und seinen »Familiar«, einen schwarzen Hund, gesponnen. A.s bedeutendstes Werk ist De occulta philosophia libri 111 sive de magia (»Drei Bücher über die okkulte Philosophie oder Über die Magie«), verfaßt um 1510, umgearbeitet ersch. 1531. Es erlebte zahlreiche Neudrucke und Übersetzungen. Große Verbreitung fand — seit 1916 immer wieder nachgedruckt — eine dt. Ausgabe Magische Werke. Sie enthält auch ein A. zugeschriebenes Buch (dessen Autor nach Peukkert 1956 allerdings mit dem Autor des Dreifachen Höllenzwangs identisch ist), das inhaltlich in krassem Widerspruch zum Werk A.s steht. Ein weiteres wichtiges Werk ist De incertitudine et vanitate scientiarum et artium et de excellentia verbi dei (»Über die Unsicherheit und Eitelkeit der Wissenschaften und Künste und über die Vortrefflichkeit des Wortes Gottes« 1530). Es beleuchtet skeptisch-witzig die Wiss. der Scholastik; ein Kompendium der Kritik der Philos., Astrol. und Alchimie und ein Aufruf zur einfachen Frömmigkeit. A. »kannte nichts Schöneres als die Provokation theologischen und akademischen Zorns«. In De occulta philosophia erweist sich A. als bedeutender Humanist, als großer Kompilator und origineller Interpret des Neuplatonismus. Gefördert von - Trithemius versucht A., die Magie als Naturwiss. zu erweisen. Christentum und Magie sollen sich auf neuplatonischem Boden wieder begegnen. Gott entwarf nach »seinem Bilde« — nach den - Archetypen, wie A. schon sagt, seines Geistes — das All; es umschließt die 3 Welten der Elemente, Gestirne und Engel (Geister). Diese Welten sind hierarchisch geordnet, die niedere bildet jeweils die höhere ab, alle durchdringt und belebt die Quinta essentia (Weltseele, Spiritus mundi). DieSefirotLehre fand ebenfalls Eingang in dieses Weltbild: Die Namen Gottes sind Ausstrahlungen seiner Macht (Embleme). Der Mensch hat teil an allen 3 Welten; um in den Besitz der Kräfte der höheren Welt zu gelangen, bedarf er der Magie (die wir rückblickend definieren als ein in die Praxis umgesetztes Weltbild, das den Kosmos nach Entsprechungen ordnet). Für die Welt der Elemente braucht er die natürliche Magie; für die der Gestirne die himmlische und für die Geisterwelt die religiöse. Das Durchschreiten der 3 Magien ist ein Stufenweg der Wiss. von Physik über Mathematik zur Theologie und damit zu Gott, und, sagt A.: »Nicht die Unterwelt noch die Sterne bewirken es, allein der Geist in uns!« Deshalb spricht er aus Glaube und nicht aus Ketzerei: »A. ist ein Philosoph, ein Dämon, Heros, Gott und alles.« A. ist der erste Systematiker abendländischer Magie, auch der Begriff Okkultismus geht auf ihn zurück, zugl. nimmt er Konzepte der Pps. vorweg. Von sich selbst und auch von Trithemius behauptet A. telepathische Erlebnisse, und er versichert, daß Menschen, »deren Imagination und denkende Kraft sehr stark sei, solche Kraft erlangen können, daß sie sich der Seele anderer mitteilen und sie über ihre Gedanken und Wünsche unterrichten können, auch auf große Entfernungen.« Und, zu den Spukphänomenen überleitend: »Der Körper ist der Bewirkung durch eine fremde Seele nicht minder unterworfen als der durch einen fremden Körper.« (De occ. phil. I c 66.) — Werke Bibl.
 
 

 

 

 
 
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