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Vampirismus |
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Berichte über blutsaugende nächtliche Wesen gab es schon in der Mythologie der alten Inder, Babylonier, Griechen, besonders aber auf dem Balkan. Noch heute versetzen sie viele Menschen in einen Zustand wohligen Gruselns. Eine Vielzahl von Schriften aus dem Osteuropa des 18. Jahrhunderts über »lebende Leichname« ist überliefert. Damals tauchte der Begriff »Vampirismus« erstmals auf dem Balkan auf. Vampire schlafen mit offenen Augen, hieß es, und verlassen ihr Grab meistens bei zunehmendem Mond. Sie haben kein Spiegelbild und werfen keine Schatten. Vampire können in vielen Gestalten erscheinen: als Pferd, Ziege, Frosch oder Schlange. Berühmt wurden sie aber in der Gestalt der Fledermaus. Eine Fledermausart in Südamerika verdankt diesem Umstand sogar ihren Namen. Die so genannten Vampirfledermäuse ernähren sich von dem Blut von Pferden, Rindern oder anderen Tieren. Selten wagen sie sich auch an schlafende Menschen. Aber die kleinen Mengen Blut, die sie saugen, sind nicht erwähnenswert. Dem verbreiteten Aberglauben zufolge sind Vampire Tote, die wiederkehren können: Selbstmörder, Exkommunizierte oder andere Menschen, die ohne den Segen der Kirche begraben wurden. Die Angst wurde immer wieder angefacht, weil leere Gräber und Leichen gefunden wurden, die nicht verwest waren und die noch Blut in den Adern hatten.
Auch die Kirche glaubte an die Existenz von blutsaugenden Monstern, die nächtens ihr Unwesen treiben. Sie rieten ihren Gläubigen, immer ein Kreuz zur Hand zu haben, das sie den vom Satan besessenen Vampiren entgegenhalten konnten. Die Bauern vertrauten aber vor allem auf Knoblauch. Die ätherischen Duftstoffe dieser Knolle hatten sich gegen Ungeziefer bewährt, das schwere Erkrankungen übertrug, also warum nicht gegen Vampire. Um einen Vampir für immer unschädlich zu machen, empfahl es sich, einen spitzen Holzkeil in sein Herz zu treiben oder seinen Kopf abzutrennen. Auf dem Balkan war der Adel in den Berichten über die Blutsauger überdurchschnittlich stark vertreten. Das hatte seinen Grund in einer Krankheit, die erst im 19. Jahrhundert diagnostiziert wurde. Es handelte sich um Porphyria erythropoetica, eine Stoffwechselkrankheit, bei der der Organismus zu viel Protoporphyrin, eine Substanz, die die roten Blutkörperchen befördert, produziert. Zu den Krankheitssymptomen gehören Juckreiz, Ödeme und bereits bei kurzer Sonnenbestrahlung blutende Risse in der Haut. Wegen dieses Leidens gingen die Kranken oftmals nur nachts aus. Die Krankheit kam wegen der vielen Eheschließungen unter Verwandten im slawischen Adel nur in diesen Kreisen vor. Aber dem Volk galt es als Beweis dafür, dass Adelige Blut zu saugen pflegen.
Im Jahr 1897 schrieb der irische Schriftsteller Bram Stoker seinen klassischen Roman »Dracula«. Die Romangestalt des Grafen Dracula wurde zum Sinnbild des nächtlichen Bösen. Aber das historische Vorbild dieser Romanfigur aus Siebenbürgen war entschieden schrecklicher als der blutlüsterne Graf im Roman. Vlad Basarab wurde 1430 in der siebenbürgischen Stadt Schäßburg (Sighisoara) als Sohn Vlads II., Herrscher der Walachei, geboren. Sein Vater wurde wegen seiner Grausamkeit Fürst Dracul genannt – Fürst Drache. Doch sein Sohn Dracula – Sohn des Drachens – übertraf ihn in puncto Grausamkeit bei weitem. Seine ebenfalls blutrünstigen Soldaten und Verwandten nannten ihn auch Vlad Tepes – Vlad der Pfähler. Er sah sehr gern zu, wie Menschen langsam und qualvoll starben. Er ließ Gefangenen zunächst die Hände und Füße abschneiden, um sie dann auf scharfe Holzpfähle aufspießen zu lassen, wo sie langsam starben. Er ließ manchmal 50 Menschen gleichzeitig pfählen, um sich an den Qualen seiner Opfer zu ergötzen. An allen Kreuzwegen standen Pfähle mit Leichen, der Palast war voll von blutigen Gliedmaßen. Dracula starb in einer Schlacht gegen Sultan Mohammed II., dem er den Tribut verweigert hatte. Sein Kopf wurde nach Konstantinopel gebracht.
Die Taten dieses blutigen Tyrannen nährten den Glauben, er sei ein Vampir. Er ergötzte sich zwar an Blutvergießen, doch er trank kein Blut. Doch das Merkmal eines Vampirs ist, dass er Blut, den Lebenssaft trinkt. Martin Luther war überzeugt, die Blutsaugenden seien Tote, die Opfer des Teufels geworden waren. Im »Handbuch der deutschen Mythologie« steht: »Wenn ein Vampir den Lebenden Blut aussaugt, um selbst wieder ins Leben zurückzukehren, so hängt das mit dem Glauben der Alten zusammen, wonach Odysseus den Schatten im Hades Blut zu trinken gab, damit ihnen Seele und Bewusstsein zurückkehrten.«
Es gibt tausende von Vampirgeschichten. Darunter sind einige, die nicht geklärt werden konnten. 1732 litt ein Dorf bei Belgrad dermaßen unter einer Vampir Epidemie, dass die Regierung ein Sonderkommando und drei Militärärzte entsandte. Die Soldaten öffneten 15 Gräber. Nur drei der Leichen waren verwest. Die anderen hatten noch festes Fleisch und eine gesunde Gesichtsfarbe. Sie hatten sogar frisches Blut in den Adern. Eine genauere Untersuchung konnte nicht stattfinden, da die Soldaten die Leichen voller Panik enthaupteten und anschließend verbrannten. Von da an hatte das Dorf seine Ruhe.
Für die meisten Fälle von Vampirismus gibt es dagegen eine Reihe von rationalen Erklärungen. So verwies der Psychologe Dennis Wheatley darauf, dass in früheren Zeiten Bettler tagsüber in den Mausoleen der Friedhöfe schliefen und sich nachts auf die Suche nach Essbarem machten. Wenn sie blass und zerlumpt aus den Gräbern hervorkrochen, konnte man sie sehr wohl für schauerliche Vampire halten.
Außerdem bemerkte er, dass Leichen auf natürliche Weise nicht verwesen können, wenn die Art der Erde, in der sie begraben sind, den Verwesungsprozess verlangsamt. So findet man zum Beispiel auf der Ferieninsel Santorin häufig Leichname, die noch nach vielen Jahren nahezu unversehrt erscheinen. Eine Erklärung ist aber auch die Tatsache, dass Menschen lebendig begraben wurden. In früheren Jahrhunderten kam das relativ häufig vor. Als in England ein Friedhof aus dem 18. Jahrhundert einem Parkplatz weichen musste, ließ ein Drittel der exhumierten Leichname Anzeichen dafür erkennen, dass diese Menschen sich aus dem Sarg hatten befreien wollen. Einige hatten im Todeskampf den Sargdeckel zerkratzt, andere hatten blutverschmierte Leichentücher, da sich die Totgeglaubten im Wahnsinn selbst gebissen hatten. Blutflecken an der Leiche galten als Beweis dafür, dass es sich um einen Vampir handelte. Wenn das Gerücht umging, ein frisch Verstorbener sei ein Vampir – vielleicht, weil aus seinem Sarg Laute klangen –, dann griffen die entsetzten Zeugen zu traditionellen Maßnahmen. Sie gruben die Leiche aus und stießen ihr einen angespitzten Pfahl in ihr Herz.
Das Verschwinden von Leichen aus ihren Gräbern führen Wissenschaftler darauf zurück, dass Geistesgestörte, Nekrophile und andere mit Perversionen belastete Menschen die Leichen einfach gestohlen haben. Doch es gibt auch Menschen, glücklicherweise nicht viele, die eine krankhafte Gier nach Blut haben. Eine von ihnen war die schöne siebenbürgische Gräfin Elisabeth Bathory. 1560 wurde sie als Kind einer der reichsten und erlauchtesten Familien geboren.
Mit 15 Jahren heiratete sie. Während der Abwesenheit ihres Mannes verliebte sie sich in einen blassen jungen Adligen, der im Ruf stand, Vampir zu sein. Sie reiste mit ihm im Land umher und nach der Rückkehr ins heimatliche Schloss zeigte sie auffälliges Interesse an Blut. Nachdem sie einer ungeschickten Zofe voller Wut ins Gesicht geschlagen hatte, trank sie das Blut und beschmierte sich auch damit. Sie ließ das arme Mädchen töten und badete in ihrem Blut. Dieses Blutbad war der Beginn einer grauenhaften Orgie, die zehn Jahre andauerte. Ihre Komplizen suchten das Land nach unverheirateten Mädchen ab und lockten sie mit dem Versprechen einer guten Anstellung ins Schloss. Sie wurden dort getötet. Man schnitt ihnen die Adern auf. Die Gräfin trank das Blut und badete dann darin.
Die Zahl der Leichen war so groß, dass sie im Schloss nicht mehr begraben werden konnten. So wurden die Ermordeten einfach auf die Felder geworfen, wo die Wölfe sie fraßen. Doch daraufhin wandte sich die verängstigte Dorfbevölkerung an den König. Der sandte einen Vetter der Gräfin, Graf Gyorgy Rhurzo, der mit seinen Soldaten das Schloss erstürmte und noch 50 blutleere Leichen vorfand. 16 Mitglieder des Hofstabes, Magier und Folterknechte, wurden hingerichtet. Die Gräfin durfte weiterleben, wurde aber in ihrem Schlafzimmer eingemauert und erhielt durch einen schmalen Schlitz Nahrung, Wasser und Luft. Sie lebte nur noch vier Jahre.
Auch in Deutschland gab es Vampirismus, wenn auch im geringerem Ausmaß. Im 17. Jahrhundert fanden Prozesse gegen »plagende Tote« statt. Berichte darüber sprechen von blutsaugenden Toten, die verurteilt wurden, mit dem Pfahl durchbohrt und dann verbrannt zu werden. Solche Fälle sind auch noch für das 18. und 19. Jahrhundert belegt. Im letzten Jahrhundert gab es in Preußen »Vampirprozesse«, die sich aber gegen jene richteten, die aus Furcht Gräber öffneten und den Leichen die Köpfe abschlugen oder ihnen Pfähle ins Herz stießen. Die Prozesse endeten zumeist mit Freisprüchen, da den Angeklagten zugebilligt wurde, dass sie in ihrer Dummheit in gutem Glauben gehandelt hatten.
In diesem Jahrhundert gab es noch drei spektakuläre Fälle von Vampirismus in Europa. Das war Fritz Haarmann aus Hannover, der 50 Jungen durch Bisse in die Kehle tötete. Die Leichenteile verarbeitete er in seiner Metzgerei. Fritz Haarmann wurde 1925 zum Tode verurteilt.
Der Düsseldorfer Peter Kürten, der 1931 hingerichtet wurde, sagte seinem Arzt, Professor Dr. Berg: »Das Blut kann ich hören. Das Blut ist ausschlaggebend in den meisten Fällen. Das bloße Würgen genügt meist nicht, um zum Samenerguss zu kommen.« Kürtens erste Opfer waren Tiere. Er sagte zu Professor Berg darüber: »Sie können sich nicht vorstellen, aber Sie müssen es mal probieren, einer Gans den Kopf abzuschneiden, wenn das Blut so ganz leise rauscht.«
Ähnlich grauenvoll ist der Fall des Engländers John George Haigh, einst ein netter Chorknabe der Kathedrale von Wakefield, der 1949 wegen Mordes an neun Menschen gehängt wurde. In der Nacht vor seiner Hinrichtung schrieb er nieder, er habe sich als Junge an der Hand verletzt und das Blut abgeleckt. Er habe einausgesprochenes Lustgefühl dabei empfunden. »Und das bewirkte eine Revolution in meinem ganzen Wesen...
Zuerst brachte er sich selber Wunden bei. Doch später lockte er seine Opfer in seine Wohnung, tötete sie und trank Blut aus ihrer Kehle. In seiner Niederschrift betonte er: »Ich gehöre zur Familie der Vampire.« Die Parapsychologie hat sich mit diesem kriminellen Vampirismus nicht beschäftigt. Auch nicht mit den Mythen und Sagen. Sie untersuchten hingegen beispielsweise Vampirismus in Verbindung mit Poltergeisterscheinungen Poltergeister). 1960 wurde beispielsweise der südafrikanische Farmgehilfe Jimmy de Bruin von Poltergeistern heimgesucht. Während er von Psychologen und staatlichen Beamten befragt wurde, schrie er auf. An seinen Beinen und auf der Brust erschienen plötzlich blutige Einschnitte. Im Gesicht des Poltergeistopfers Eleonore Zugin aus Rumänien tauchten immer wieder Kratzspuren auf. Der Begriff Vampirismus umfasst also so viele unterschiedliche Erscheinungen, dass man sie schwerlich auf einen Nenner bringen kann. Vieles konnte erklärt werden, einiges bleibt unerklärlich.
Vampirismus, t. der Glaube an Vampire; die Vampire betreffenden Erscheinungen; 2. in weiterem Sinn der Glaube an einen paranormalen Entzug der Lebenskraft in der okkulten Medizin (0d-Vampirismus). Schon im antiken Rom brachte man Kranke und Gesunde, Alte und Junge zu therapeutischen Zwecken zusammen; auch Galen empfahl diese Methode, und sogar das A. T. kann als Beleg dafür dienen (Abisag u. David, 1. Kön. 1,1). In neuerer Zeit tauchte z.B. der Gedanke auf, Lehrer würden infolge des Umgangs mit ihren Schülern überdurchschnittlich alt. Aus der Vorstellung, die Lebenskraft habe ihren Sitz im Blut, erwuchsen Vorschriften wie das Baden in Blut zur Verjüngung: Hufeland (Makrobiotik 1796) spricht vom »Lebensdunst frisch aufgeschnittener Tiere«. Erinnert sei in diesem Zushg. auch an den wiederholt beobachteten Kräfteverlust bei Teilnehmern an Materialisationssitzungen Erschöpfung des Mediums); Odiorowicz wies darauf hin, daß es so aussähe, als ob auf Kosten aller Anwesenden ein selbständiger dynamischer Organismus geschaffen werde. |
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