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Müntzer, Thomas |
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Müntzer, Thomas Von der Herkunft Müntzers ist nur bekannt, dass er aus Stolberg am Harz stammt. Das erste belegte Datum ist sein Studium in Frankfurt/Oder (1512/13). Ab 1514 war er Priester in Braunschweig, und bald darauf wurde er Seelsorger in verschiedenen Frauenklöstern. Nach dem Beginn der Reformation (ab 1518) stand er mit - Luther (1483 -1546) in Verbindung. Er kritisierte Papst, Bischöfe und Kirche, und Luther empfahl ihn 1520 als reformatorischen Prediger nach Zwickau in Kursachsen. Nach Konflikten mit den Altgläubigen, aber auch mit den Sympathisanten der Reformation, wurde er wegen aufrührerischer Bestrebungen vom Rat der Stadt entlassen. Er selbst gab sich den prophetischen Titel « Gottesknecht ». Am Ende seines Wirkens bezeichnete er sich als «Thomas Müntzer mit dem Schwert Gideons » und drückte damit sein Selbstbewusstsein als von Gott berufener Heerführer und Retter aus. Bei einem Aufenthalt in Böhmen verfasste er das «Prager Manifest» (1521). Darin äußert er seine Grundansichten: Adams Sündenfall habe sich nicht nur auf das Volk Israel, sondern auf alle Menschen ausgewirkt. Auf diesen Abfall folgte die Strafe Gottes. Erst durch Jesu Kreuzigung und Auferstehung habe die Menschheit eine neue Chance bekommen. Jetzt muss der Christ die Ordnungen Gottes anerkennen und sie auch verwirklichen. Mit Luthers reformatorischen Auffassungen war Müntzer nicht zufrieden. Seiner Meinung nach stand die Zeit des Gerichts und der gereinigten neuen Kirche noch bevor. Die von Gott berufenen Propheten müssten jetzt die Scheidung der Auserwählten von den Gottlosen vornehmen und die Gläubigen zum wahren Glauben hinführen. « Dye zceyt der ernde ist do ! Drumb hat mich Goth selbern gemit [gemietet] in seyn ernde.» Mit vielen seiner Zeitgenossen teilte Müntzer ein ausgeprägtes Endzeitbewusstsein. Daraus erwuchs sein dringendes Interesse an der Veränderung der herrschenden Verhältnisse. Dazu gehörte, dass die Auserwählten sich bereithielten, um an den Gottlosen das Gericht zu vollziehen. (Apokalyptik) Müntzers Botschaft fand jedoch nur im thüringischen Raum größeren Widerhall. Überall sammelten sich dort kleine Gruppen seiner Anhänger. Versuche, mit Luther einen gedeihlichen Kontakt herzustellen, verliefen erfolglos. Als Prediger im kursächsischen Städtchen Allstedt versuchte er auch dort eine Gemeinde von Auserwählten zu bilden. Er verdeutschte die lateinische Messe, übersetzte lateinische Hymnen und machte - vor Luther - den deutschen Gemeindegesang zu einem wichtigen Bestandteil des Gottesdienstes. Zu seinen Predigten kamen mitunter mehr als 2000 Auswärtige zusammen. Er heiratete Ottilie von Gersen, eine ehemalige Nonne, und gründete eine Familie. Sein Ziel blieb es, das Gottesgericht und die Christusherrschaft vorzubereiten. Daraufhin verboten die katholischen Obrigkeiten der Umgebung ihren Untertanen den Besuch seiner « ketzerischen » Gottesdienste. Im Unterschied zu Luther verwarf Müntzer blinden Gehorsam der Gläubigen gegenüber einer gottlosen Obrigkeit. Luther sah in Müntzers Wirken einen Versuch des Satans, die Reformation zum Scheitern zu bringen. Diese Ansicht legte er 1524 in einem « Brief an die Fürsten zu Sachsen von dem aufrührerischen Geist» dar. So kam Müntzer zwischen zwei Fronten zu stehen, zwischen die katholischen Obrigkeiten auf der einen und Luther auf der anderen Seite. Müntzer musste schließlich Allstedt verlassen. Nun versuchte er, das « Feuer des göttlichen Ärgernisses » unter den Bewohnern der thüringischen Reichs- stadt Mühlhausen zu schüren. Dort gab es bereits Ansätze einer sozialrevolutionären Bewegung gegen die Oberschicht der Stadt. Müntzer gründete den religiös-militärischen «Ewigen Bund Gottes », mit dem er die städtischen Verhältnisse völlig umgestalten wollte. Aber bald wurde er aus der Stadt verwiesen. Damals gärte es in Südwestdeutschland. Die Bauern forderten wirtschaftliche, soziale und rechtliche Veränderungen, und die Reformation gab ihnen Auftrieb. Von Süddeutschland aus richtete Müntzer seine schärfsten Schriften gegen Luther: « Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens» und « Hoch verursachte Schutzrede und Antwort wider das geistlose sanftlebende Fleisch zu Wittenberg». Dabei propagierte er den Aufstand des gläubigen Volkes als Werkzeug in Gottes Hand. Als sich nun die Unruhen ausbreiteten, eilte er zurück nach Mühlhausen. Im April 1525 brach im hessisch-thüringischen Grenzgebiet ein Aufstand los: 60 000 Bauern und Bürger erhoben sich allein in Thüringen gegen ihre Herrschaft. In weiten Gebieten zwischen dem Harz und der Schweiz, den Vogesen und Österreich gab es Aufstände. « Das ganze deutsche, franzosische und welsch land ist wag [ wach], der meyster will spiel machen, die bößwichter mussen dran.» Eilig rief man zu den Waffen; um die Stadt herum wurden Burgen und Schlösser ausgeräumt und niedergebrannt, die Beute nach Mühlhausen gebracht. Luther drängte die Fürsten zu Gegenmaßnahmen. Im Mai 1525 rückten der mit der Reformation sympathisierende Landgraf Philipp von Hessen und sein streng katholischer Schwiegervater Georg von Sachsen mit ihren Heeren gemeinsam gegen die Aufständischen in Thüringen. Müntzer rief jetzt auf zum « Streit des Herrn » : «Dran, dran weyl [. solange] ir tag habt, Gott gehet euch vor, volget, volget ! » Er selbst zog mit 300 Mann zum Bauernheer nach Frankenhausen. Ihre Symbole waren das Schwert - Zeichen des Gerichts an den Gottlosen -und das Kreuz: Hinweis auf das Leiden der Auserwählten. Drei Untergebene des Grafen Ernst von Mansfeld wurden im Bauernlager vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und, mit Müntzers Einverständnis, hingerichtet. Mehrfach predigte Müntzer vor den Bauern. « Got der almechtig wolte jetzo die weit reinigen und hatte der oberkait den gewalt genomen und den undertannen geben.» Auf der Flucht vor der hessisch-sächsischen Übermacht fielen vor Franken-hausen ungefähr 6000 Aufständische, während von nur sechs Toten aus dem Fürstenheer berichtet wird. Müntzer wurde gefangen genommen, gefoltert und zum Tode verurteilt. In einem Abschiedsbrief forderte er die Mühlhäuser dazu auf, die Waffen niederzulegen. Dass der Aufstand gescheitert war, lag seiner Meinung nach am Eigennutz der Aufständischen selbst: Sie allein seien an der Misere schuld und sollten die Niederlage als Strafe Gottes betrachten. Am 27. Mai 1525 wurde Müntzer mit einigen seiner Gefährten vor der Stadt Mühlhausen hingerichtet. |
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