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Daß der M. in der Welt eine herausgehobene, besondere Stellung hat, ist eine in Religionen und Kulturen verbreitete Erkenntnis. Die Urgeschichte der Bibel sieht den M. jedoch im Mittelpunkt und als Höhepunkt der Schöpfung. Er ist mehr als die ihn umgebende Natur, weil er >Ebenbild Gottes< ist. Diese Nähe ist freilich nicht Besitz, sondern von Gott gesetzte und allein in seiner Gnade bewahrte Beziehung. Deshalb kann das AT zugleich sehr hoch (Ps 8,5ff.) und sehr bescheiden vom M. sprechen: >Nackt ging ich aus dem Mutterleib, nackt werde ich wieder dahingehen< (Hiob 1,22). Immer ist das Verhältnis zu Gott entscheidend, sei es in der Erfahrung des Glücks, in der man dankt, oder des Sterbens, das man als Ferne von Gott fürchtet (Ps 88). Dieses Verhältnis betrifft die ganze Wirclichkeit des M., nicht nur sein religiöses Inneres, sondern auch seinen Leib (— Sexualität) und die Welt, in der er lebt (— Gerechtigkeit, Friede). 2. Im NT rücken die Erfahrungen mit den Fehlern und Schwächen des M. in den Vordergrund. Das birgt die Gefahr in sich, jede Hoffnung für den M. und sein Tun aufzugeben. Jesus hat aber in seinem Reden und Tun deutlich gemacht: Weil der M. von Liebe und Vergebung lebt, kann er lieben und vergeben (Lk 15,11ff.; 10,25ff.). Nur wenn man aufhört, den M. an seinen Leistungen zu messen, kann er menschlich leben. Diesen Glauben an die Solidarität Gottes mit den M. hat die Urkirche dadurch ausgedrückt, daß sie Jesus als menschgewordenen Gott versteht. Der Menschlichkeit Gottes entspricht die Solidarität der M. untereinander in der Nächstenliebe. Konkret wurde dieses Menschenbild in den ersten Gemeinden dadurch, daß Gemeinschaft zwischen Sklaven und Herren, Männern und Frauen, Juden und Heiden möglich war. 3. Für Christen ist deshalb Liebe keine Ausnahme, sondern ein Menschenrecht; sie können nicht zufrieden sein, solange zahllosen M. das Recht auf Liebe unbarmherzig verweigert wird, indem man z. B. unterscheidet zwischen Rassen, Klassen, Geschlechtern und ihnen einen verschiedenen Wert beimißt. Zugleich begründet die Liebe Gottes die Forderung nach Freiheit für alle M.; denn die Liebe gibt niemandem das Recht, über andere zu herrschen. Nur in herrschaftsfreier Gemeinschaft, in der jeder in seinem Leben Liebe erfahren und geben kann, kann es Menschlichkeit geben. L. K. Ebenbild; Menschenrechte; Rassismus; Urgeschichte |
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