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Antisemitismus

 
       
  Antisemitismus Antijudaismus bezeichnet Judenfeindlichkeit aus religiösen, wirtschaftlichen und nationalistischen Gründen, Antisemitismus hingegen ist rassenideologisch geprägt. Der kirchliche Antijudaismus trat das Erbe der Judenfeindschaft in der Spätantike (etwa in Alexandrien seit 150 v. Chr.) an. Im späten 18. Jahrhundert entstand der Begriff « Semitismus » als abschätzige Bezeichnung für das Judentum; im 19. Jahrhundert stellte der Philosoph Arthur Graf Gobineau (1816 -1882) in seiner Rassentheorie die angeblich «männlich überlegene» Rasse der « Arier » über die « weibliche » Rasse der « Semiten ». Judenhass und Judenfeindschaft beschreiben seither eine Haltung, die von gefühlsmäßiger Abneigung und pauschaler Ablehnung bis hin zu offenem Hass mit dem Ziel planmäßiger Ausrottung der Juden reichen kann. 1. Antisemitismus, obgleich schon in vorchristlicher Zeit vorhanden, wurde erst von Christen dauerhaft, offiziell und grundsätzlich vertreten. Bereits in den Schriften des Neuen Testaments finden sich scharfe Angriffe gegen die Juden. Vor der Kreuzigung Jesu soll das jüdische Volk ausgerufen haben: « Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.» (Mat. 27, 25) Das Johannesevangelium legt Jesus den an die Juden gerichteten Ausspruch in den Mund: «Ihr habt den Teufel zum Vater, und die Begierden eures Vaters wollt ihr erfüllen.» (Joh. 8, 44f.; vgl. auch Apk. 2, 9; 3, 9) So formuliert das Neue Testament die Anklagen, die die Geschichte des christlichen Antisemitismus begleiten sollten. «Die (Juden) haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen Feind. (...) Aber der Zorn ist schon über sie gekommen zum Ende hin.» (1. Thess. 2, 15 f.) Nach der Tolerierung des Christentums durch Kaiser Konstantin entfaltete sich der christliche Antisemitismus universal und dauerhaft. Seit dem 2. Jahrhundert klagten Christen die Juden des « Gottesmordes » an und behaupteten, der Charakter des jüdischen Volkes sei verbrecherisch. Jede erdenkliche Sünde, einschließlich Teufelsanbetung und Kinderkannibalismus, legte man den Juden zur Last. Die Juden, so erklärte Augustinus (354 30), existierten nur deshalb weiter, damit sich an ihnen die Wahrheit des Christentums bezeuge. «Ihr Leiden ist aber ein Beweis ihres Unrechts und unserer Wahrheit.» Ab dem 4. Jahrhundert wirkte sich der Hass der Christen in der kirchlichen und staatlichen Gesetzgebung und in zahlreichen Gewalttätigkeiten gegen die Juden und gegen ihre Synagogen aus. Schrittweise verloren sie die Bürgerrechte. Auf Übertritt zum Judentum stand Tod durch Verbrennen (Gesetz Konstantins von 315). 2. Im Mittelalter wurden die Juden häufig verfolgt und vertrieben. Man misstraute auch den Konvertiten (den aus dem Judentum ins Christentum Übergetretenen). Im Jahr 1215 verpflichtete das 4. Laterankonzil Juden und « Sarazanen » (Araber, Muslime) zu einem Erkennungszeichen; die Männer mussten einen gelben oder roten Judenhut und einen gelben Ring auf dem Mantel, Jüdinnen ein Band an der Haube und einen gelben Ring am Mantel tragen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die ersten jüdischen Ghettos errichtet. Die Juden wurden aus den meisten Handwerken gedrängt, auch verbot man ihnen, Grundbesitz zu erwerben. Stattdessen mussten sie sich als Geldverleiher betätigen; so entstand das Feindbild vom jüdischen Wucherer. Der erste Kreuzzug (1096) löste Judenverfolgungen und Massenmorde aus. Entsetzen und Angst angesichts des Massensterbens durch die Pest um die Jahre 1348 / 49 entluden sich in der Vernichtung und Vertreibung ganzer jüdischer Gemeinden am Rhein. Man schmähte sie als Brunnenvergifter; darüber hinaus galten sie als Hostien-schänden Angeblich begingen sie zum Passafest Ritualmorde an kleinen Christenkindern, übten den Satanskult aus und äußerten sich gotteslästerlich über Christus und Maria in ihren Gottesdiensten. Im 16. Jahrhundert wurden die Juden aus Spanien und Portugal vertrieben. Eine blühende Kultur ging dabei unter. Viele flohen nach Italien, Vorderasien und Palästina. Martin Luther (1483 - 1546), der sich in seinem Bemühen, die Juden missionieren zu können, enttäuscht sah, nannte sie in seiner Schrift «Von den Juden und ihren Lügen» (1543) blutdurstig, rachgierig und geldgierig. Wenn man einem Juden begegne, solle man das Kreuz schlagen; denn in seiner Person stehe einem der leibhaftige Teufel gegenüber. Ihre Synagogen solle man verbrennen, ihre Häuser zerstören und ihre Bücher einziehen. « Scharfe Barmherzigkeit » nannte Luther diese Aufforderung zur offenen Gewalt. 3. Erst die Aufklärung machte auf das Unrecht gegenüber den Juden aufmerksam. Dennoch hielten viele an den überkommenen Vorurteilen fest. Seit dem 19. Jahrhundert bezeichnete man die Juden als Urheber, Drahtzieher und Nutznießer aller Revolutionen (zumal derjenigen von 1789, 1848 und 1917). Es entstand die Vorstellung einer geheimen jüdischen Verschwörung zur Erlangung der jüdischen Weltherrschaft. Der Nationalismus der deutschsprachigen Länder, verbunden mit romantischem Ideengut, führte zu einer neuen Welle des Judenhasses. 1880/81 unterzeichneten 250 000 Deutsche eine Petition an den Reichstag gegen eine rechtlich und sozial gleichberechtigte Stellung der Juden. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wandten sich deutschnationale und christliche Parteien gegen die jüdischen « Kriegsgewinnler », « Schieber » und «Zerstörer der Moral ». Die « Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei » (NSDAP) berief sich auf Richard Wagner und dessen Schwiegersohn, Houston Stewart Chamberlain, als sie die Juden zu den gefährlichsten Feinden Deutschlands erklärten. 1933 « ergriffen » die Nationalsozialisten die Macht, und 1935 erließen sie die « Nürnberger Gesetze » « zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre» -Grundlage für die Vernichtung der Juden. Als die Nazis am 9. November 1938 die « Reichskristallnacht » inszenierten, gingen über 200 Synagogen in Flammen auf, auch wurden zahllose jüdische Wohnungen und Geschäfte verbrannt und geplündert. Der « Anschluss » Österreichs und der Sudetenländer (1938) und der Überfall auf Polen (1939), der den Zweiten Weltkrieg auslöste, besiegelten das Schicksal des europäischen Judentums: 6 Millionen Menschen sind im Rahmen der « Endlösung » ermordet, der Rest der Juden in alle Welt vertrieben worden. Der Antisemitismus hat die Niederlage des Faschismus und das Entsetzen über die Vernichtungslager des Dritten Reiches überlebt. Noch immer scheinen 15 bis 25 Prozent der deutschen Wähler ein latent rechtsextremes und antisemitisches Weltbild zu haben.

umstrittene siehe humanitäre Hilfe für Befreiungsbewegungen

Judenhaß, meist auf Vorurteilen und Unwissenheit beruhend. Richtiger: ’Antijudaismus’, da die Juden nur ein Teil der semitischen Völkerfamilie sind. Siehe Rassismus
 
 

 

 

 
 
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