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»The Great Satanic Blasphemy« ist ein Essay von Philip K. Dick, Amerikas seltsamstem Science-fiction-Autor. Dick hörte nach 1973 beinahe vollständig auf, Sciencefiction-Romane zu schreiben, weil er fast seine gesamte Zeit damit verbrachte, darin zu leben. Er schrieb jedoch Tausende von Seiten über seine Erfahrungen mit »orthogonaler Zeit« und anderen veränderten Zuständen, und »The Great Satanic Blasphemy« zählt zu den besten kosmischen Verschwörungstheorien im allgemeinen. In diesem Essay wird die Ansicht vertreten, dass wir (du und ich, wir alle) »Pluriformen« von Gott und deshalb selber Götter sind: göttliche Emanationen, »die in diese Gefängniswelt hinabgestiegen sind, freiwillig ihr Gedächtnis, ihre Identität und ihre übernatürlichen Kräfte verloren haben«, aber immer noch in der Lage sind, sie wieder zu erlangen. Die Vorstellung, dass wir »wie Götter sind«, so gibt Dick zu, wird von der orthodoxen christlichen Theologie als Todsünde verdammt »die Sünde des Hochmuts« für die wir gestürzt wurden. Dick glaubt nicht, dass wir gesündigt haben oder gestürzt worden sind: Wir sind aus freien Stücken gekommen, um diese »Gefängniswelt« zu erlösen und sie mit dem Göttlichen zu vereinen. Die »Gefängniswelt«, die in manchen von Dicks Romanen auch das Black Iron Prison heißt, repräsentiert alles, was wir für Realität halten. Nichts daran ist real, und es existiert in keinem Sinne; es ist eine gigantische Vorspiegelung, die »der Zaubermeister, der Herr des Dunklen Reiches, der sich als Schöpfer ausgibt«, aufrechterhält. Diese irreale oder Gefängniswelt enthält weder Gerechtigkeit noch Sinn oder Logik; weshalb die, die glauben, es sei die einzige Welt, entweder Atheisten werden oder sich an irgendwelche Metaphysik klammern, die den Dunklen Herrn als Schöpfer sehen, und das trotz all der Schrecken der (angeblichen) Schöpfung. Wahre Religion beginnt, wenn wir uns unserer Herkunft von den Sternen entsinnen und an den Herrn des Lichts erinnern, von dem wir Pluriformen sind, und dann erst können wir unsere wahre Mission hier beginnen, indem wir Licht in die Dunkelheit bringen, Vernunft in das Irrationale, Gerechtigkeit in das Chaos, Realität ins Irreale. Dick weiß, dass ein ganz ähnliches Modell im Taoismus und im Gnostizismus existiert; man findet es auch bei Meister Crowley; und christliche Kritiker der NewAge-Ideen halten es für eine große, satanische Blasphemie. Im Grunde ist die Frage, die solch ein Modell aufwirft, die: Können wir einen Gott dieser Welt anbeten, oder müssen wir erst eine bessere Welt postulieren, um einen Gott zu finden, der der Anbetung wert ist? |
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